| vorstandsschreck |
19-12-2005 15:29 |
Mannesmann-Freisprüche auf der Kippe - BGH entscheidet
ESSEN -
Auf vorweihnachtliche Mildtätigkeit wird Josef Ackermann beim Bundesgerichtshof (BGH) wohl nicht setzen können. Sollte sich bei der Urteilsverkündung im Mannesmann-Revisionsverfahren am Mittwoch bewahrheiten, was sich in der Verhandlung im Oktober angedeutet hatte, dann müssen der Deutsche-Bank-Chef und seine fünf Mitangeklagten erneut auf die Anklagebank.
57 Millionen Euro an Prämien waren 2000 nach der milliardenschweren Mannesmann-Übernahme durch den britischen Mobilfunkkonzern Vodafone an Manager und Ex-Vorstände gezahlt worden. Allein der mitangeklagte Ex-Mannesmannchef Klaus Esser bekam - zusätzlich zu einer Abfindung von 15 Millionen Euro - einen Bonus von fast 16 Millionen Euro. Das Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf hielt das im Juli 2004 zwar für aktienrechtlich angreifbar. Eine strafbare Untreue sah es jedoch nicht und erkannte auf Freispruch. Daß der 4. Strafsenat des BGH dem OLG-Urteil äußerst skeptisch gegenübersteht, war in der Revisionsverhandlung Ende Oktober häufiger zu hören. Esser, der anders als Ackermann und Ex-IG-Metall-Chef Klaus Zwickel selbst im Gerichtssaal war, mußte sich vom Senatsvorsitzenden Klaus Tolksdorf immer wieder anhören, daß er womöglich ein "Geschenk" erhalten habe - und nicht etwa eine angemessene Vergütung seiner Leistung. Damit spielte Tolksdorf nicht etwa auf die in der deutschen Wirtschaftsgeschichte einzigartige Höhe der Prämie an. Ob Zahlungen in solcher Höhe moralisch zu rechtfertigen seien, spiele für die strafrechtliche Beurteilung keine Rolle, so der Richter. Wäre von vornherein vereinbart gewesen, daß bei besonderem Erfolg ein Bonus ausgeschüttet werde, "dann hätten wir damit keine Schwierigkeiten".
Analysten sehen dem BGH-Entscheid derweil gelassen entgegen. "Ich glaube nicht, daß Ackermann sofort hinwerfen wird, sollte der BGH das Verfahren neu aufrollen lassen", sagt ein Branchenexperte. Analyst Dieter Hein von Fairesearch weist darauf hin, daß der Topbanker schwer zu ersetzen wäre: "Das Institut ist sehr auf Ackermann zugeschnitten." Das alleine dürfte im schlimmsten Fall aber kaum ausreichen, so ein anderer Branchenkenner: "Ich glaube, daß die Deutsche Bank auch heute schon einen Plan B in der Schublade hat."
dpa, HA, rtr
|