Kommt dieses Mal doch alles voellig anders? 16.01.2005
Von Dr. Bernd Niquet Es ist nur wenige Jahre her, da haben wir in Deutschland den groessten Sturz der Aktienkurse in der juengeren Geschichte unseres Landes - und nahezu aller seiner Rechtsvorgaenger - erlebt. Der Crash am Neuen Markt ist historisch fuer Deutsch- land ohne Vergleich - und selbst die Talfahrt der DAX-Werte stellt den Verlust im Zuge der Weltwirtschaftskrise von 1929 bis 1933 noch deutlich in den Schatten. Normalerweise sind nach derartigen, wirklich epochalen Aktienkrisen eine ganze, wenn nicht gar mehr Generationen fuer ihr gesamtes Leben vom Aktienmarkt vertrieben. Das bedeutet: Die naechste wirkliche Hausse am Aktienmarkt kann sich erst dann ergeben, wenn die Erinnerung an das fatale Geschehen getilgt ist - und dies geschieht gemeinhin nicht durch Vergessen, sondern durch das Aussterben der Beteilig- ten. Erst spaetere Generationen, die all das nicht mehr mit- erlebt haben, werden dann wieder Mut fassen und sich in neue spekulative Ueberhitzungen treiben lassen. Was die vergangene Krise jedoch von allen anderen Krisen der gesamten Weltgeschichte unterscheidet, ist zweierlei: Erstens ist wirtschaftlich nichts passiert, die gigantische Boersen- krise ist nicht mit einer ebensolchen Wirtschaftskrise Hand in Hand gegangen. Und zweitens: Die Vermoegensbestaende des privaten Sektors sind heute so gross, dass selbst ein Kurs- verlust der Aktien von einmaligem historischen Ausmass nahezu voellig unmerklich weggesteckt wird. Das ist fuer die meisten nicht mehr als eine Schramme am Kotfluegel ihres neuen Ge- laendewagens. Wir sind alle so unglaublich reich, dass selbst so etwas den meisten nicht wirklich etwas ausmacht. Heute reden wir sogar schon wieder vom Anlagenotstand! Das muss man sich einmal vorstellen: Die groessten Verluste aller Zeiten - und trotzdem wissen die Leute schon heute nicht mehr, wohin mit ihrem Geld. Das geht sogar so weit, dass viele bereits wieder Sehnsucht nach einem Crash haben, um noch einmal billig in die Maerkte hinein zu kommen. Ver- gleichbares hat es in unserer gesamten Geschichte noch nie- mals gegeben. Ich kann mir jedenfalls kaum vorstellen, dass in der Gruenderkrise nach 1870 oder in den Dreissiger Jahren des letzten Jahrhunderts auch nur eine Hand voll Menschen eine Crashromantik besessen haben - oder sich diesen sogar aus kalkulierten finanziellen Motiven gewuenscht haben. "Alles, nur das nicht noch einmal", wird man sich damals gedacht haben. Heute ist das freilich ganz anders. Und es sieht so aus, als ob es mittlerweile ein voelliges Missverhaeltnis zwischen der Groesse des Aktienmarktes und des Vermoegensbestandes des privaten Sektors gibt. Ein Aktienmarktcrash ist gesamtwirt- schaftlich nicht mehr als ein Pullerzucken oder ein laestiger Achselschweiss. Das wird weggesteckt als haette nur der Dienstbote eine Briefmarke aus der Portokasse fuer eigene Zwecke veruntreut. Die Gegenposition zum Vermoegen der privaten Haende ist nicht mehr das Produktivvermoegen, sondern die Passivseite von Ban- ken und Finanzinstituten - sowie vor allem die Verbindlich- keiten des Staates. Viele Vermoegen sind daher unrealisier- bare Luftvermoegen, weil den Forderungen gleich hohe Verbind- lichkeiten uns selbst gegenueber entsprechen. Der Abfede- rungseffekt von Krisen, den wir heute beobachten, ist also vielfach kuenstlich. Im Stossdaempfer befindet sich ein Do- pingmittel - und dieses Dopingmittel hat eine Halbwertszeit, die kleiner ist als die lange Frist. Damit funktioniert der Stossdaempfer derzeit allerdings praechtiger als praechtig. ++++++ Bernd Niquet ist Boersenkolumnist und Buchautor. |
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es gibt sicher verschiedene möglichkeiten wie ein staatsbankrott ablaufen kann, zuletzt konnte man sowas in argentinien erleben.
ich denke bei den meisten staaten wird vorher durch weltbank u. IWF soviel getan, dass es zumindest auf dem papier nicht zum bankrott kommen dürfte. |
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Manchmal muss ich einfach albern sein. Manchmal ist das Leben albern. Und manchmal ist die Börse albern. Irgendwie lächerlich ist sie dagegen eigentlich immer. Mit großer Bewunderung und völligem Unverständnis beobachte ich, was so jeden Tag über die Börse geschrieben wird. Und da setzt die Albernheit dann kurze Zeit aus. Mich erinnert das alles an die Gottesdienste, die ich mir bis vor einigen Jahren aus purer Romantik am Heiligen Abend im Skiurlaub in den Bergen angehört habe. Wie da die Pfarrer versuchen, unser unabänderliches Schicksal auf die weise göttliche Vorsehung zurückzuführen – und damit das Unbegreifbare gleichsam mit einem Taschenspielertrick begreifbar zu machen.
Und nichts anderes wird an der Börse versucht. Ich will das nicht verdammen. Ich habe große Hochachtung vor Menschen, die sich morgens um sechs Uhr dreißig, wenn die meisten sich noch ihrer Morgenlatte widmen, beispielsweise an einen technischen Morgenkommentar heran machen – um nur einmal ein Beispiel zu nennen. Da hat das Leben doch sofort einen Sinn. Ich persönlich kann mir jedoch ebenso wenig vorstellen, mich damit an den Börsen zu orientieren, wie ich mir vorstellen kann, mit der Bibel durchs Leben zu finden. Doch letztlich ist beides ja durchaus populär. Ich werde also deutlich in der Minderheit bleiben. Doch zurück zur Albernheit. Und zur Ernsthaftigkeit: Da ich hier ja sicher für eine reine Männerrunde schreibe (Frauen sind sicherlich nicht so dämlich, ihren Tag mit der Börse zu vertrödeln), noch kurz etwas zum aktuellen Thema Globalisierung und Anlagestrategie: Bevor China wirtschaftlich wie heute in aller Munde war, reiste bereits eine hochrangige US-amerikanische Regierungskommission nach China, um den Zustand des Landes zu begutachten. Wirtschaftlich waren sie schon damals begeistert, doch was war mit der Demokratie? Ein Senator preschte nach vorne, fasste allen Mut zusammen, und fragte den Leiter der chinesischen Abordnung „Do you have elections?“ Darauf schmunzelte der Chinese verschmitzt, und antwortete leise: „Oh yes, evely molning.“ Wir sollten die Chinesen also keineswegs vergessen. In vielem sind sie uns nämlich durchaus ziemlich ähnlich. berndniquet@t-online.de |
Sonntag, der 23.01.2004
Der typische Deutsche Von Dr. Bernd Niquet Neulich, an einem regnerischen Abend auf einer Strasse in Berlin, ist er mir begegnet, der typische, der durchschnitt- liche Deutsche. Was fuer ein Zufall. Ich konnte nicht umhin, ihn festzuhalten. (Nicht den Zufall und auch nicht den Deut- schen, sondern den Eindruck, den er im Asphalt hinterlassen hat.) Der Deutsche ist mittelalt, dabei eher alt als mittel, hat ein "PM" als Regionsbezeichnung auf seinem Autokennzei- chen und faehrt einen Kleinwagen-Kombi. Das ist praktisch, denn damit kann man viel transportieren. Den Hund zum Bei- spiel. Denn er hat einen mittelgrossen bis grossen Hund an Bord und auf der Rueckbank zudem einen halben Kindersitz. Der Hund frisst in etwa Fleisch fuer so viel Geld, wie dem Deutschen fehlt, um eigenstaendig in seine Rentenversicherung einzuzahlen. Doch dafuer hat er ja den Hund, der spaeter im Alter fuer ihn sorgen wird. Der Deutsche beherrscht sein Auto sichtbar nur knapp, was je- doch nicht auf ein etwaiges Unvermoegen zurueckzufuehren ist. Nein, der Deutsche ist ein guter Autofahrer, der beste in ganz Europa - und darf deswegen auch als einziger so schnell fahren, wie er will. Dass er sein Auto nicht recht zu beherr- schen scheint, liegt vielmehr darin, dass er nur eine Hand am Lenkrad und in der anderen ein Handy haelt, auf dem er etwas eintippt, was seinen Blick gefangen haelt, der somit der Strasse verloren geht. Hinten auf dem Auto prangen Klebeschilder von allen Dingen, die dem Deutschen wichtig sind. Ein Hund, ein Automobilclub und ein paar Aufkleber von Orten, an denen er schon gewesen ist. Der Deutsche hat auf der Aktivseite eine Datsche oder ein Ferienhaus und auf der Passivseite Schulden auf der Bank. Humankapital und Eigenkapital gleichen sich aus. Der Deutsche braucht zwei Jobs, um all das, was er hat und was ihm wichtig ist, zu finanzieren. Damit ist der Deutsche gleichzeitig arm und reich. Er fliegt nach Mallorca, doch wenn in der Kantine der Salat beim Bezah- len gewogen wird, macht er die Salatsauce erst danach auf den Teller. Einen entsprechenden Verweis nimmt er locker zur Kenntnis. Es ist ja nichts passiert. Der Deutsche ist umgeben von viel Wohlstand. Doch er hat so viel im Kopf, um mit allen Dingen zurecht zu kommen, dass ihm fuer nichts mehr Zeit bleibt. Der Trend zum Zweitbuch ist bei ihm noch nicht ange- kommen. Nicht einmal abends findet er die Musse, nachzuden- ken, was das eigentlich alles soll. Der Deutsche ist ein Getriebener. Vorne von der Moehre gezo- gen - und hinten vom in den Hintern gepusteten Zucker gescho- ben. Er ist ein Getriebener, aber ein Getriebener der Verhaeltnisse. Er klagt auf hohem Niveau und ist doch eigent- lich selbst der Verursacher. Er ist wie der Hund, der sich selbst in den Schwanz beisst. Koennte er sich von aussen sehen, wuerde er merken, dass das alles irgendwie gar nichts bringt. Bei all dem schwebt so etwas wie ein huendisches Element in der Luft. Vielleicht spueren wir hier bereits einen Lufthauch der Zukunft, denn wenn die demografische Entwicklung und die Hundezahlen sich so weiter entwickeln, dann wird der typische Deutsche des Jahres 2050 nicht mehr ein Mensch, sondern ein Hund sein. Dann muessen wir Uebriggebliebenen tatsaechlich voellig umdenken. Die wirklichen Herausforderungen der Zukunft liegen also noch weit vor uns. Die jetzigen Reformen sind erst ein erster Ansatz. Wir koennen durchaus noch beru- higt sein. ++++++ Bernd Niquet ist Boersenkolumnist und Buchautor. |
Sonntag, den 3Internationale Kapitalanleger-Tagung in Zuerich
Von Dr. Bernd Niquet In dieser Woche war ich auf der 20. Internationalen Kapital- anleger-Tagung des ZfU in Zuerich - mit lauter prominenten Referenten wie Jim Rogers, Felix Zulauf und vielen anderen mehr. Im Anschluss an die Tagung, als ich bei starkem Schnee- fall am Flughafen gesessen und mir Sorgen um meinen Heimflug gemacht habe, ging mir ploetzlich ein Licht auf: Im Leben ist es wie auf dem Flughafen und wie an der Boerse. Wenn man viel erwartet, wird man sehr oft enttaeuscht. Hat man jedoch eine gute Idee und eine moderate Erwartungshaltung, dann kann man durchaus Hoffnung haben, eine sehr positive Ueberraschung zu erleben. Bezogen auf den Flughafen heisst das: Ich habe schon so viele verschobene und extrem verspaetete Fluege erlebt, gerade dann, wenn vorher nichts darauf hindeutete. Doch hier, im dichtesten Schneefall und einer Erwartungshaltung, die nahe null lag, war mein Flieger ploetzlich einer der wenigen, der sogar sehr puenktlich starten konnte. Und bezogen auf die Boerse bedeutet das: Wenn alle positive Erwartungen haben und jedermann mit Leichtigkeit Investments taetigen kann, dann bringt ein Engagement meistens gar nichts mehr. Viel besser ist es, dort zu investieren, wo so recht keiner daran glaubt. Und wo der "Mann von der Strasse" ueber- dies gar keinen direkten Zugang hat. Jim Rogers hat eine Parallele aufgestellt zwischen der Ak- tienanlage zum Anfang der 80er Jahre, als der grosse Boom sich so langsam in Fahrt setzte, und dem Rohstoff-Investment zur heutigen Zeit. Als Rogers zum Anfang der 80er Jahre in den wichtigsten Staedten der westlichen Welt die Leute auf der Strasse gefragt hat, wie er denn zur Boerse kaeme, hat er nur Ratlosigkeit erfahren. Die meisten Leute wussten nicht, was eine Boerse ist, und schon gar nicht, dass es in ihrer Stadt eine gaebe. Und selbst diejenigen, die das wussten, wussten nicht, wo sie zu finden war - und hielten sie zudem fuer reines Teufelszeug. Wer hat einmal als Klein- oder als Privatanleger versucht, vor ein oder zwei Jahren in Rohstoffe zu investieren? Die Banken haben in dieser Zeit nur Fonds mit Rohstoffaktien an- geboten. Doch Rohstoffaktien sind Aktien und keine Rohstoffe. Was blieb ansonsten? Ein Direktengagement an einer Waren- boerse ist sicher nichts fuer den Klein- und Privatanleger. Es gab also keine Moeglichkeit! Direkte Rohstoffengagements waren Teufelszeug - genauso wie Aktien zu Beginn der 80er Jahre. Also auf keine Fall etwas fuer den normalen Anleger. Man denke nur an die vielen Betruegerfirmen mit gefaelschten kurzfristigen Kaffeekontrakten oder Aehnlichem. Aus diesem und aus den folgenden Gruenden haelt Rogers die Entwicklung der Rohstoffpreise fuer den naechsten grossen Bullenmarkt, der bis ins naechste und vielleicht sogar ins uebernaechste Jahrzehnt hineinreichen sollte: Im Zuge des Bearmarktes der letzten Jahrzehnte sind naemlich - mit Aus- nahme beim Gold und Silber - nahezu keine Investitionen in den Abbau und den Anbau von Rohstoffen getaetigt worden. (Das ist natuerlich der pure Schweinezyklus!) Im Bearmarkt inves- tiert der kurzfristig denkende Investor und CEO natuerlich nicht. Doch ploetzlich werden ueberall in Asien Rohstoffe en masse gebraucht, wollen die Chinesen Fleisch essen und nicht mehr nur Reis und Bohnen (was jedoch deren Nachfrage als Tierfutter nur umso staerker ankurbelt). Eine sprunghaft steigende Nachfrage trifft damit also auf ein kurz- bis mittelfristig kaum steigerbares Angebot. Und das bedeutet: Die Nachfragekurve verschiebt sich nach aussen, die Anbotskurve nach innen. Und ihr Schnittpunkt, also der fest- gesetzte Preis, springt dramatisch nach oben. Viele Anleger sind heute zwar schon dabei, denn mittlerweile gibt es bei der ABN AMRO Zertifikate auf einzelne Rohstoffe, und Rogers selbst hat den "Rogers International Commodity Index" entwi- ckelt, einen breit gestreuten Index von 35 verschiedenen Roh- stoffen, auf den es an gleicher Stelle ebenfalls ein endlos laufendes Zertifikat gibt. Die Hausse ist bereits im Anlauf, doch keine grosse Zeitung berichtet bis heute ueber Rohstoffe - und im Boersenfernsehen ist das ebenfalls kein Thema. Man braucht also nicht viel Phantasie, um sich auszumalen, dass das in fuenf bis zehn Jahren durchaus anders sein koennte. Und das hat ganz sicher mehr mit normaler Lebensweisheit als mit wirtschaftlichen Dingen im engeren Sinne zu tun. ++++++ Bernd Niquet ist Boersenkolumnist und Buchautor. 30.01.2004 |
vom 31.01.2003
Felix Zulauf sieht große Risiken für den Aktienmarkt in den nächsten Monaten. So hat er es auf der Internationalen Kapitalanleger-Tagung des ZfU in Zürich in der letzten Woche vorgetragen. Neben der gegenwärtig allgemeinen Geringschätzung jeglichen Risikos (ersichtlich an den niedrigen Optionsprämien und den niedrigen Zins-Spreads), sieht er in der Hauptsache das folgende Argument: Durch die Politik der niedrigen Zinsen hat es in den USA einen enormen Carry-Trade gegeben. So war es sehr profitabel, ja fast sogar ein gänzlich risikoloses Geschäft, sich kurzfristiges Geld zu extrem niedrigen Zinsen bei der Notenbank zu borgen – und dies in den Finanzmärkten anzulegen. Selbst eine geringe Rendite der Aktien genügte hier, einen sehr guten Gewinn einzufahren. Von den Bondmärkten gar nicht zu sprechen. Doch je weiter die Notenbank nun ihre Kurzfristzinsen herauf setzt, umso geringer wird die Spanne, die durchaus sogar bald negativ werden könnte. Hierzu reichen strenggenommen bereits negative Zinserwartungen am kurzen Ende aus. Und was dann passieren könnte, wäre das Spiegelbild der Entwicklung der letzten Jahre – und zwar sowohl am Aktien- als auch am Bondmarkt: Dort wo vorher aufgrund des enorm lukrativen Carry-Trades ein Kaufdruck bestanden hat, wandelt sich dieser plötzlich in einen Verkaufsdruck. Für den Dollar könnte das hingegen einiges Positives bewirken, da sicherlich große Teile des bei der Notenbank geborgten Geldes in andere Währungen transferiert worden ist – und nun repatriiert werden muss. Ich halte diese Argumentation für durchaus stichhaltig. Große Sorge flößt sie mir indes nicht ein. Denn wer jetzt – so wie ich – langlaufende US-Treasuries kauft, erzielt eine Nominal-Rendite, die deutlich über derjenigen im Euro Raum liegt. Und wenn die These von der Rückführung des Carry-Trades stimmt, dann stehen den möglichen Kursverlusten in den Bonds Gewinne auf der Währungsseite entgegen. Und da derzeit alle Welt im Dollar short zu sein scheint und ich zudem glaube, dass die US-Wirtschaft eher schlechter als besser laufen wird, sollte das sogar eine ganz gute Chance ergeben. berndniquet@t-online.de |
Ich kann ihnen an dieser Stelle ein ganz exklusives und bisher sehr gut gehütetes Geheimnis anvertrauen: Am 23. Januar 2006 wird es in Deutschland ganz heftig zu schneien beginnen! Sollten Sie also die Möglichkeit haben, Wetten auf das Wetter abschließen zu können, dann tun Sie es!
Woher ich das weiß? Ganz einfach – als ich letztes Jahr zur Kapitalanleger-Tagung nach Zürich fliegen wollte, hat es am Morgen des Vortages heftig zu schneien begonnen. Dieses Jahr war es genauso, woraus folgt .... Aber nein, das ist natürlich völliger Blödsinn – oder? Doch mit ähnlichen Dingen ist beispielsweise Bill McLaren auf der diesjährigen Tagung ganz im Ernst angetreten. McLaren beruft sich auf William D. Gann, der behauptet, entdeckt zu haben, dass an den Aktienmärkten unter anderem 60jährige und 30jährige Zyklen existieren. Dann legt er Dow Jones und S&P 500 von 1945/46 sowie aus den siebziger Jahren aufeinander, packt die heutige Entwicklung darauf – und voilà!: In diesem Jahr werden die Kurse heftig steigen! Zuerst wird es bis zur Mitte im Paralleltrend hoch und runter gehen – doch anschließend geht dann die Post ab nach oben. Schließlich sind Jahre mit einer 5 am Ende sowieso gute Aktienjahre. Warum das so sein soll, darüber spricht er nicht. Ich fühle mich von so etwas immer veralbert und muss dabei stets an zwei Dinge denken: Theorien ohne plausible Kausalität nennt man „instrumentalistisch“. Der Vorwurf des Instrumentalismus ist auch immer gegen Friedmans Geldmengentheorie vorgebracht worden, die nicht weniger unsinnig ist als Ganns Zyklen. Und zweitens muss ich daran denken, dass die Kognitionsforschung herausgefunden hat, dass Hunde in ihrer Wahrnehmung die Menschen stets „verhundeln“. Das heißt, die Hunde nehmen die Menschen letztlich stets als etwas ihnen Entsprechendes, also als große Hunde wahr. Quintessenz: Man nimmt immer das (und nur das) wahr, was der eigenen Gehirnstruktur entspricht. Und die dümmsten Hunderln fallen immer wieder auf die gleichen Dinge herein, ganz egal, ob es sich um Monetarismus, Börsengesetzmäßigkeiten oder sonstige Pawlowsche Reaktionsmuster handelt. berndniquet@t-online.de |
07.02.2005
Die Beschäftigung mit der Wirtschaft und der Wirtschaftstheorie bietet einen großen Fallstrick. Hier werden nämlich Begriffe aus der Umgangssprache verwandt, die jedoch innerhalb der Theorie eine bestimmte Bedeutung haben, die mit dem der Umgangssprache nicht identisch ist. Damit finden wir uns in einer Situation, in der eine Kommunikation nur schwer möglich ist, weil die einen exakt argumentieren, die anderen jedoch die Begriffe so benutzen, wie es ihnen gerade gefällt – und damit natürlich auch alles „beweisen“ können, was sie gerne beweisen wollen. Bedeutsam ist dabei insbesondere, dass kaum einer der sogenannten „Börsenexperten“ sich einmal wirklich ausgiebig mit Wirtschaftstheorie befasst hat. Die meisten sind Autodidakten, im besten Fall sind sie Betriebswirte, ausgebildete und reflektierte Volkswirte gibt es hier jedoch so gut wie keine. Und so könnte das Chaos des Redens und des Nichtverstehens kaum größer sein. Über das Geld habe ich in diesem Zusammenhang schon öfter geschrieben. Heute und am Mittwoch möchte ich mich einmal der Ersparnis widmen. Hier hört man gegenwärtig wirklich die wildesten Dinge über die geringen Ersparnisse der Japaner und der Amerikaner. Und gestern sagte sogar jemand in der „Dresdner Sonntagsbörse“, die Leute würden ihre Gelder aus den Aktienfonds abziehen, weil sie sparen müssten. Brrrrrrrrrrr!!! Das Geld oder das Einkommen, das ich in der Vergangenheit gespart habe, hat nichts (!) mit der volkswirtschaftlichen Ersparnis zu tun. Dieses „Ersparte“ ist Vermögen, es ist ein Bestand, der auf einen bestimmten Zeitpunkt definiert ist. Ersparnis hingegen ist das, was innerhalb einer Periode, also innerhalb eines Rechnungszeitraumes/eines Jahres nicht konsumiert wird. Die Ersparnis ist also eine Stromgröße und kein Bestand und sie muss in jeder Periode immer der Höhe der Investition zuzüglich des Außenhandelssaldos entsprechen. Ersichtlich wird daran bereits, wie kompliziert es ist, mit der Ersparnis zu argumentieren. Denn einerseits ist die Ersparnis etwas, das direkt aus wirtschaftlichen Sparentscheidungen der Haushalte resultiert, auf der anderen Seite ist sie jedoch gleichzeitig auch eine Restgröße, die aus völlig verschiedenen und mit dem „eigentlichen“ Sparen überhaupt nicht zusammenhängenden Transaktionen resultiert. Zwei Beispiele, wie man hier in die Irre geführt werden kann: (1) Importiert ein Land kurz vor Ende der Rechnungsperiode eine große Menge an Waren, die in dieser Periode nicht mehr konsumiert werden können, so ist dies eine Lagerinvestition und damit gleichzeitig eine volkswirtschaftliche Ersparnis – obwohl hier eigentlich gar nicht wirklich etwas gespart wird. (2) Sehr groß in Mode ist gegenwärtig die These, dass derzeit überall entspart wird – in Japan beispielsweise. Dort lösen die über 60jährigen ihr Vermögen auf, weil sie keine Altersunterstützung haben, und leben davon. Es klingt natürlich plausibel, dass es sich hier um ein Entsparen, also um ein Auflösen von Ersparnissen handelt, wenn man sein Vermögen verkonsumiert. Doch es ist falsch. Es findet eine einfache Vermögensumschichtung statt. Die einen transferieren Geld in Asset, die anderen Asset in Geld, um zu konsumieren. Dadurch steigt der Konsum und das Einkommen. Sollten nun Teile dieses Einkommens gespart werden, dann gibt es sogar eine positive Ersparnis. Von einer negativen Ersparnis ist jedoch bei weitem nichts zu sehen. Kann es überhaupt eine Ersparnis von null oder sogar eine negative Ersparnis geben? Mehr dazu am Mittwoch an dieser Stelle. berndniquet@t-online.de |
09.02.2005
Auf das Vermögen schauen, nicht auf die Ersparnis Betrachtet man die öffentlich Diskussion, dann hat man manchmal den Eindruck, dass die volkswirtschaftliche Ersparnis das Wichtigste ist, was es gibt. Dass sie so etwas wie die Muttermilch jeder Volkswirtschaft ist, ohne die man weder groß noch stark werden kann. Dass also derjenige, der nicht spart, keine Muttermilch hat und folglich wirtschaftlich nicht überleben kann. Doch nichts könnte falscher sein als das. Um etwas kaufen zu können, braucht man Geld. Geld ist eine Bestandgröße und wird gegen die Hinterlegung von Vermögen emittiert. Die wichtigste Größe jeder Volkswirtschaft ist daher der Vermögensbestand. Das ist das Resultat der so schwierigen Stock-Flow-Problematik jeder Volkswirtschaft(sanalyse): Die Stocks (Bestände) determinieren die Flows (Stromgrößen, wie Einkommen, Konsum und Ersparnis). Das Vermögen wächst durch Bewertungsveränderungen und durch Investitionen. Um investieren zu können, braucht man Geld und keine Ersparnisse. Die Ersparnisse entstehen dabei vielmehr als Restgröße selbst, weil das Einkommen, das im Zuge des Investitionsprozesses geschaffen wird, auf Haushalts- und Unternehmensseite nicht voll verkonsumiert werden wird. Nehmen wir an, die Unternehmen investieren 100 Einheiten neu. Dazu brauchen sie 100 Einheiten Geld, sprich 100 Einheiten Vermögen oder 100 Einheiten Kredit, was jedoch fast das Gleiche ist. Beim Kauf der Investitionsgüter steigt das BIP um 100 Einheiten – und die Ersparnis parallel ebenso, da die Investitionen ja nicht verkonsumiert werden. So weit die erste Runde. Und was anschließend passiert, hängt davon ab, was mit dem geschaffenen Einkommen geschieht. Ausnahme: Die Investitionsgüter werden im Ausland gekauft. Dann steigt das BIP nicht, dafür jedoch der Import. Kann es nun eine negative Ersparnis geben? Und ist es eine Katastrophe, wenn die Sparquote sehr gering ist? Eine negative Ersparnis kann es nur dann geben, wenn der Kapitalstock einer Volkswirtschaft verkonsumiert wird. So etwas ist jedoch nirgendwo zu beobachten. Und niedrige Ersparnisse des privaten Sektors, denn darum geht es ja immer, um die Haushalte, sind nur dann schlecht, wenn sie mit niedrigen Investitionen einher gehen. Die Bundesrepublik Deutschland, Japan und die USA hatten im Jahr 2002 alle jeweils eine Investitionsquote von roundabout 18 % des BIP. In Deutschland steht dem etwas mehr private Ersparnis gegenüber, in den USA weniger, dafür mehr nicht entnommene Gewinne im Unternehmenssektor sowie Importgüter und in Japan weiß ich nicht. Der Unterschied ist allenfalls graduell. Die Amis stehen natürlich etwas unsicher da mit ihren stark gestiegenen Immobilienpreisen, doch niemand sollte verkennen, wie wertvoll das US-Aktienvermögen ist. Denn auf nichts anderes kommt es an als auf den Vermögensbestand, auf den Stock – und nicht auf die Peanuts, die die Flows in jedem Jahr den Stocks hinzufügen. Und Japan ist sowieso so reich, dass sie jenseits von gut und böse liegen. Denn die Japaner besitzen alleine an Finanzvermögen umgerechnet 14.000 Mrd. US-Dollar. Die Deutschen im Vergleich dazu 3.000 Mrd. US-Dollar. Man sollte also eher auf das Vermögen als auf die Ersparnisse schauen. Man sollte in starke Stock-Ökonomien und nicht in gutaussehende Flow-Ökonomien investieren. Denn die Flows fliegen allzu schnell davon. Bleiben tun alleine die Stocks. Sie bleiben, auch wenn vielleicht nicht bis zum jüngsten Tag. Auf jeden Fall werden sie den nächsten Sturm besser überstehen als die Flows. Japan ist das erste Beispiel, von dem wir in dieser Hinsicht lernen sollten. So eine epochale Krise fast ohne Kratzer zu überstehen, das soll ihnen erst einmal jemand aus dem Lager der privaten Spar-Hamster nachmachen. berndniquet@t-online.de |
11.02.05
Gute Börsen bis April/Mai zu erwarten Vor ein paar Tagen habe ich mit einem Freund abends beim Wein gesessen und mir sein Szenario für die Märkte in diesem Jahr angehört. Was er gesagt hat, entsprach in vielen Punkten meiner eigenen Meinung. Die wichtigsten davon sind: (1) Die US-Notenbank wird (nicht nur, aber auch vor dem Hintergrund von Greenspans Abtritt) die Zinsen weiter erhöhen – und zwar bis zu einem Punkt, an dem die Geldpolitik als neutral zu bezeichnen ist. (2) Dieser Punkt wird höher liegen als von den Märkten gegenwärtig erwartet. (3) Derartige Phasen schütteln die Märkte immer durcheinander. (4) Kritischer Zeitraum ist hier die Fed-Sitzung Ende April, denn die Zinsanhebungen am kurzen Ende bis dorthin hat der Markt bereits eskomptiert. Danach beginnt jedoch Neuland. (5) Es hat historisch noch niemals eine Zinserhöhungsphase durch die Notenbank gegeben, in denen die Aktien nicht unter Druck gekommen sind. Das hat auch Felix Zulauf in Zürich herausgestellt. (6) Damit geht der historische Carry-Trade zu Ende, in dem man sich billig kurzfristiges Geld ausleihen konnte, um damit langlaufende Anleihen und Aktien zu kaufen. (7) DAGEGEN STEHT, dass die Stimmung an den Märkten derzeit ausgezeichnet ist, dass das Momentum gut ist, die Unternehmensgewinne sprudeln – also schlichtweg beinahe die beste aller Welten herrscht. In der Quintessenz heißt dies: Nach dieser Sichtweise dürften die Märkte noch bis weit ins Frühjahr hinein sehr gut laufen – und zwar sowohl der Bond- als auch der Aktienmarkt. Doch anschließend könnte es kritisch werden. „Sell in may and go away“ mag daher die richtige Strategie für das Jahr 2005 sein. Doch die ganze Zeit, in der wir über dieses mögliche Szenario gesprochen haben, musste ich fast zwanghaft an ein Bild denken, das Bill McLaren in Zürich an die Wand geworfen hat – und über das ich hier schon geschrieben habe. Es geht um die 60jährigen und 30jährigen Börsenzyklen, dass die US-Börse in diesem Jahr genauso performen soll wie vor 60 und 30 Jahren. Und das würde bedeuten: Eine Zickzack-Bewegung bis zur Jahresmitte – und anschließend steil nach oben. Also genau das umgekehrte Szenario des hier Entworfenen. Ich halte von derartigen Dingen bekanntlichermaßen gar nichts – und TROTZDEM muss ich jetzt feststellen, dass sich dieses Bild so sehr in meinem Kopf verankert hat, dass ich es nicht los werde. Es ist ja auch fast so etwas wie ein religiöses Heilsversprechen: Erst kommt noch eine Holperstrecke – und danach ist alles gut. Mit so etwas fängt man die Leute – mit simplen Bilder und mit in der Zukunft liegenden Heilsversprechen! Und ich ärgere mich wahnsinnig, dass ich trotz größtmöglicher Gegenwehr davon nicht loskomme. Und ich male mir lieber nicht aus, wie es den Menschen gehen mag, die sich nicht einmal dagegen wehren. berndniquet@t-online.de |
13.02.2005
Ein Alptraum? Von Dr. Bernd Niquet Eigentlich wollte ich ja nur das alte Schloss besichtigen. Doch dann war ich der Einzige bei der Fuehrung - und auf einmal war alles so neblig. Ploetzlich sah ich lauter Menschen an Bildschirmen sitzen. Was machten die denn hier in diesem alten Gemaeuer? Hier hat es frueher doch ganz anders ausgesehen. Was war nur geschehen, dass in diesem traditionellen Ort der Abgeschiedenheit ploetzlich die moderne Zeit eingezogen ist? Das konnte wohl wirklich nur ein Alptraum sein. Ich naeherte mich den Leuten an den Bildschirmen und schaute ihnen ueber die Schulter. Sie schienen mich zwar zu bemerken, beachteten mich aber nicht. Nachdem ich mich etwas akklimatisiert hatte, fragte ich einen von ihnen, was sie hier denn machen wuerden. "Wir stellen Forderungen an die Industrielaender, die Steuern fuer unsere Unternehmen zu senken. Und wenn sie das nicht tun, dann drohen wir, unsere Standorte in Niedrigsteuerlaender abzuziehen." "Und was ist, wenn sie darauf eingehen und die Steuern senken?" wollte ich wissen. "Dann gehen wir in die naechste Runde und fordern erneut Senkungen", antwortete er. Ich ahnte bereits, was er antworten wuerde, wenn ich ihn fragen wuerde, was sie denn anschliessend tun wuerden. Deshalb ging ich lieber zum naechsten Tisch hinueber und fragte, was man denn dort gerade tat. "Wir stellen Forderungen an die Industrielaender, die Loehne zu senken. Und wenn sie das nicht tun, dann drohen wir, unsere Standorte in Niedriglohnlaender abzuziehen." "Und was ist, wenn sie darauf eingehen und die Loehne senken?" wollte ich wissen. "Dann gehen wir in die naechste Runde und fordern erneut Senkungen", antwortete er. Puuh, dachte ich, das ist ja ganz schoen hart. Doch ehe ich weiter nachdenken konnte, zog eine Karawane Familienvaeter durch den Raum, die alle mit einer Eisen- kette an den Fuessen aneinander gekettet waren. Ich lief zu ihnen herueber und fragte einen von ihnen, was das denn zu bedeuten haette. "Wir fordern eine Eigenkapitalrendite von 25 Prozent auf unsere Ersparnisse", sagte er zu mir. "Und warum sind Sie dann wie Sklaven aneinander gefesselt?" fragte ich zurueck. "Ich habe keine Ahnung", antwortete er, "denn natuerlich machen wir das alles freiwillig." Ich gab noch keine Ruhe. "Und wie wollen Sie das schaffen?" "Es muessen so viele Leute herausgeschmissen werden, bis die Zielmarke erfuellt ist." Er zeigte mit dem Finger auf die beiden Tische mit den Bildschirmen, an denen ich vorher gestanden hatte und sagte: "Und dann kommen ja noch deren Bemuehungen hinzu." "Aber was ist, wenn es nun genau ihre Arbeitsplaetze sind, die durch ihre hohen Forderungen abgebaut werden? Sind Sie dann nicht selbst schuld an ihrem Schicksal?" "Das mag sein", gab er mir zu verstehen, "doch darauf koennen wir keine Ruecksicht nehmen. An der oekonomischen Logik kommt niemand vorbei. Die oekonomische Logik hat zwar manchmal nichts mit der normalen Logik zu tun, aber das aendert nichts an ihrer Wahrheit." Er drehte sich zu den anderen Familienvaetern an und sagte: "Los, jetzt singen wir unser Lied, das Hohelied auf die oekonomische Logik." Spaetestens jetzt, dachte ich muesste ich wirklich aufwachen. Ich kniff mich und biss mir in den Arm. Aber nichts passierte. Das, was passierte, das passierte draussen in der Welt. ++++++ Bernd Niquet ist Boersenkolumnist und Buchautor. |
Ich möchte zum Albtraum von Herrn Dr. Bernd Niquet noch ergänzend hinzufügen, daß bei einer ca. 50%iger deutschen Staatsquote der Einfluß der Wirtschaft auf die Beschäftigung zwar hoch bleibt, aber keinesfalls absolut ist. Wenn der Staat jedoch auch Arbeitsplätze durch Privatinvestitionen in der Wirtschaft entstehen lassen will, dann muß die Eigenkapitalrendite im internationalen Vergleich natürlich stimmen. Aber die bisherigen Schritte der letzten und aktuellen Bundesregierungen machen mich da eher skeptisch, daß die Politiker sich damit wirklich inhaltlich beschäftigen würde. Wir haben ja noch nicht mal einen ordentlichen Aktienmarkt, sondern ein Zockerparadies, der nichts für einen durchschnittlichen Bundesbürger ist. Auch steuerlich gibt sich der deutsche Staat die beste Mühe, den Bundesbürgern die "Liquidität" abzuschöpfen, damit er dieses Geld selbst investieren kann (und wir wissen alle, wie effizient die Staatsinvestitionen sind :( ). Die hohen Freistellungsaufträge, die man als Ausgleich für die Einführung der Kapitalertragssteuern eingeführt hat, hat man wieder ohne Gegenleistung halbiert und statt den Deutschen eine Kapitalbildung über die Kapitaleinkünfte zu ermöglichen, lieber eine automatisierte Kontenkontrolle ab Mitte 2005 eingeführt. :) Die steuerfreie Grundfreibeträge hat man in 2005 zwar von 7235 auf 7664€ erhöht, :top: so daß man einen Teil des Kapitals theoretisch auf Kinder transferieren könnte, aber gleichzeitig haben nahezu alle gesetzlichen Krankenkassen in den letzten Jahren ihre Satzungen dahingehend upgedatet, daß bereits ab ca. der Hälfte dieser Summe die Einkünfte versicherungspflichtig werden. :flop: Die Spekulationsfrist hat man bei Wertpapieren von 6 Monaten auf 1 Jahr verdoppelt und bei Immobiliengeschäften auf 10 Jahre gesetzt. Das sind alles nicht die richtigen Schritte, um den Deutschen eine langfristige Kapitalbildung zum Investieren zu ermöglichen. :D Und ohne daß die Leute das Geld für Investitionen haben ... OK, man kann natürlich auf ausländische Investoren hoffen, aber warum sollen sie in ein Hochsteuerland in Firmen mit einer niedrigen Eigenkapitalrendite investieren? Warum sollen sich Firmen sozial verhalten? Erst reißt der deutsche Staat die Investorenrolle von den Deutschen an sich und dann erwartet er, daß die Ausländer, die noch Geld haben, in den privaten Teil der deutschen Wirtschaft so ihr Geld investieren, daß möglichst viele Arbeitsplätze geschaffen werden, auch in Fällen, wenn es unwirtschaftlich ist? Na dann hofft mal ruhig weiter, liebe Bundesregierung, SPD und CxU!
Der deutsche Wohlstand ist im internationalen Vergleich immer noch relativ hoch, weil der Staat viele Programme früher auf Pump mit geliehenem Geld finanziert hat. Je weiter der Staat in die Schuldenfalle reinkommt, desto weniger wird er ausgeben können, so daß der "bezuschußte Wohlstand" bei uns sicherlich auch weiter zurückgehen wird und die Reallöhne dadurch sinken werden. So gesehen, wird Herr Dr. Bernd Niquet wohl aus seinem Albtraum noch lange nicht aufwachen können. :( Aber mai, als Software-Spezialist bekomme ich auch in Niedriglohnländern was zu tun, wenn die letzte private Firma in Deutschland das Licht ausmacht, und die Bezahlung im staatlichen Sektor mir nicht passen wird. Außerhalb von führenden Industrieländern gibt es momentan folgende Angebote auf dem Arbeitsmarkt für mich:
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Hallo Tester,
vielen Dank für deinen obigen Beitrag. Gruß 621Paul |
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