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simplify 06-02-2012 09:49

der schah von persien hatte mal angesichts der ölpreisexplosionen anfang der 70er gesagt:
" entweder schnallen die leute ihren gürtel enger, oder sie arbeiten mehr!"

wie wäre es denn, wenn man den griechen ermöglichen würde mehr im tourismus zu verdienen?
warum kann man nicht durch zuschüsse an reisewillige nordeuropäer den anreiz auf einen griechenlandurlaub erhöhen?
zahlen müssen wir sowieso, warum dann nicht versüsst durch die gegenleistung eines schönen urlaubs in der griechischen sonne?
die sonne kostet den griechen nichts, für die sanierung und neubau von hotels finden sich bestimmt genügend investoren.
die bevölkerung kann geld mit dem tourismus verdienen. und vielleicht macht man ihnen klar, dass es doch besser ist freundlich zu den touristen zu sein, als auf 25% lohn zu verzichten.

aber die politiker würden sich eher in den hintern beissen, als so eine win-win situation zu schaffen.

Benjamin 06-02-2012 14:59

Der griechische Aktienmarkt geht von positiven Ergebnissen aus, ausgelöst primär von den Banken: Rekapitalisierung und nicht Nationalisierung der griechischen Banken!

The General Index of Athens Stock Exchange is heading to 800 units, driving by the new climb of banks. The rise of the banking index is triggered by the agreement on the terms of the recapitalization which seems to favor a solution that does not mean “nationalization”.

The shares of Alpha Bank, Hellenic Postbank and Piraeus Bank stand on the top of FTSE 20 index recording double digit gains followed by NBG, which was climbing up to 2.87 euro (12.55%), earlier.

Griechischer und Deutscher Aktienindex DAX im Vergleich: Der griechische Aktienindex läuft seit ~1 Monat deutlich besser!
http://www.capital.gr/services/image...IndexGraph.pnghttp://charts.comdirect.de/charts/ho...SPAN=1D&LATE=0
http://charts.comdirect.de/charts/la...NGS=1&SHOWHL=1
http://charts.comdirect.de/charts/la...NGS=1&SHOWHL=1
Warum das so ist?

Neun der 20 Werte im griechischen FTSE/Athex 20 - Aktienindex stammen aus dem Finanzdienstleistungssektor und kommen zusammen auf einen Indexanteil von rund zwei Drittel! Die National Bank of Greece allein hat einen Indexanteil von rund 13,4 Prozent (Aktie von mir dargestellt in einem eigenen Thread im Europa-Poard).
Unter den 13 größten Unternehmen Griechenlands sind 8 Banken!

Mit anderen Worten: Rund 2/3 der griechischen Aktienunternehmen - die griechischen Banken - verdienen ihr Geld mit den Zahlungen, welche letztlich die Steuerzahler in Resteuropa an Griechenland im Laufe der Jahre überwiesen haben! Unglaublich! :flop: :mad:

Papademos issued a statement indicating that agreement had been reached on the broad outlines of the package.

According to the prime minister’s statement, the leaders concurred on four points:
  1. The adoption of measures, in 2012, aiming to reduce public spending by 1.5 percent of GDP.
  2. Safeguarding the viability of auxiliary pension funds.
  3. Addressing the competitiveness deficit by taking measures including the reduction of wage and non-wage labor costs, aimed to support employment and promote economic activity.
  4. The recapitalization of banks through a combination of measures that safeguard public interest and ensure the banks’ managerial autonomy.
Papademos aims to finalize the details on these points during Monday’s meeting.

Sources have suggested that on the contentious issue of private sector wage cuts, it is likely that the party leaders will agree to a 20 percent reduced to the minimum wage - currently at 751 euros per month (gross) – and that 13th and 14th monthly salaries will not be cut.

Papandreou suggested that if agreement is reached, the interim government should remain in place until 2013, rather than holding snap elections in April.

Na also, geht doch! :rolleyes: Dürfte aber immer noch nicht reichen: 13. und 14. Monatsgehalt sollen weiterhin gezahlt werden???? :Prost:

Das wird die Indices beruhigen - vorerst.

Aber die griechischen Schulden werden trotzdem weiter wachsen, denn woher soll denn dort Wachstum kommen? Die griechische Schuldenstand bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt (GDP) betrug
  • 159.1 percent of GDP in the third quarter of 2011.
  • 154.7 percent in the second quarter of 2011
  • 138.8 percent in the third quarter of 2010
159.1 - 154.7 = 4,4% des BIP Schuldenzunahme in 3 Monaten! Selbst ein Schuldenschnitt wird das nur zeitweise reduzieren.

Die Hauptausfuhrprodukte aus Griechenland: (Gesamtwert: 22.660 Millionen US-Dollar in 2010):
  • Textilien und Bekleidung: leicht ersetzbare Produkte, wenn der Preis nicht stimmt
  • Nahrung (Spargel, Avocados, Oliven, Ziegen und Fische): Schon eher spezifisch
  • Erdölprodukte, Chemikalien: alles leicht ersetzbare Zwischenprodukte, wenn der Preis nicht stimmt
Der Tourismus trägt immerhin zehn Prozent der Wirtschaftsleistung bei: Schon eher spezifisch.
Fazit: Mit diesen Produkten werden die Griechen auf den Exportmärkten nicht das Geld erwirtschaften, das sie für einen dauerhaften Schuldendienst brauchen.

Bleiben die griechischen Banken, quasi "die Substanz der griechischen Wirtschaft" ( :D ), die das Geld durch Zockerei an den Aktienmärkten 'reinbekommen sollen? Da beißt sich dann endgültig der Hund in den Schwanz!


Quellen:
http://www.ekathimerini.com/4dcgi/_w...02/2012_426204
http://www.ekathimerini.com/4dcgi/_w...02/2012_426254
http://www.europa-auf-einen-blick.de...and/export.php
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaf...b-1984784.html
http://de.wikipedia.org/wiki/FTSE/Athex_20
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_d...n_Griechenland

Benjamin 08-02-2012 09:15

Griechenland hat 10,7 Millionen Einwohnern und etwa 1,35 Million Beamte. Deutschland hat eine Bevölkerung von mehr als 80 Millionen und dagegen "nur" 1,75 Million Beamte.

Bei der gleichen Beamtendichte wie in Deutschland hätte Griechenland nur 0,234 Mio. Beamte - 10,466 Millionen Beamte könnten demnach rausgeschmissen werden (sofern die Verwaltungseffizienz Deutschlands erreicht würde).

Der aktuelle Kürzungsplan hingegen sieht an der Stelle nur den Rausschmiss von 15.000 Beamten in 2012 vor. Das wäre also nur eine Reduktion von 0,14% der tatsächlich vorhandenen Beamtenstellen - ein Mückenschiß! :flop:


Griechen haben auch bei der Lebensarbeitszeit noch Luft nach oben:
Während hierzulande 36,8 Jahre üblich sind, müssen Griechen nur 32,3 Jahre zur Arbeit gehen - das sind 4,5 Jahre weniger Arbeiten als in Deutschland.
Für das Gejammer der Griechen habe ich keinerlei Verständnis! :flop:

Quelle: http://de.reuters.com/article/worldN...81700Z20120208

romko 08-02-2012 09:21

Sicher kannst Du auf einen Schlag 1 Million Menschen entlassen, aber wohin mit denen? Die beziehen dann Arbeitslosengeld und/oder Sozialhilfe ...

simplify 08-02-2012 09:24

dann muss man aber auch mal die angestellten im öffentlichen dienst dazu rechnen.

ausserdem, wenn die beamten in griechenland den gleichen status haben wie in deutschland, dann kann man sie gar nicht kündigen.
man kann sie höchstens bei voller pension in den ruhestand schicken.

auch mit lohn- und rentenkürzungen ist doch nichts gewonnen. will man die leute verhungern lassen?

ich stelle mir manchmal vor, was wohl passiert wäre, wenn man 1989 die gleichen forderungen gegenüber den menschen in der DDR gestellt hätte?

vielleicht sollte man unsere soli-steuer europaweit einführen und mit dem geld griechenland helfen?
natürlich müssten wie in der DDR die griechen auch den soli bezahlen. :deal:

Benjamin 08-02-2012 09:30

Ich denke, dass es ohne eine totale Zerschlagung der griechischen Strukturen keinen Weg nach oben gibt.

Wenn ich etwas dort beeinflussen könnte würde ich den schnellstmöglichen Weg in den Staatsbankrott erwirken, ob als Teil der EU oder nicht ist zweitrangig.

Erst wenn strukturell dort kein Stein mehr auf dem anderen steht, wenn wirklich alles zerschlagen ist, Millionen von Griechen hungern, tausende verhungern, dann erst - und nicht eine Sekunde vorher - kann es einen Weg zur Besserung geben, der nachhaltig ist. Griechenland kann sich derzeit nicht einmal selbst ernähren, muss Nahrungsmittel importieren. Wenn da der Geldhahn von außen abgedreht wird, dann führt das imo zwangsweise zu einer Hungersnot mit vielen Toten. Das muss dann wohl so sein?

Diese "Milliardenhilfen" verschieben jedenfalls den Kollaps zeitlich nur nach hinten, sie sind kein Ausweg, zumal sie in Griechenland selbst gar nicht zum tragen kommen, sondern nur bei den diversen Banken in Griechenland und in der EU landen, letztlich in die Taschen der ganz großen Investoren landen und damit indirekt zu einer Blase bei Aktien etc. führen.

romko 08-02-2012 09:32

Dass die Milliardenhilfen alles nur verzögern, damit stimmt hier wohl jeder überein. Aber dass erst Millionen von Griechen hungern, tausende verhungern müssen damit alles besser wird, das kann doch wohl nicht dein Ernst sein?!?!?!

simplify 08-02-2012 09:35

ganz deiner meinung. den staatsbankrott hätte man schon vor 1 jahr o. früher machen sollen.
wenn man sowas vernüftig und klug macht, dann ist es zwar erst schmerzlich dann aber auch schnell besser.
beispiele gibt es genug.
wer hätte vor 2 jahren gedacht, dass GM nach der pleite so schnell wieder ein profitables unternehmen wird?
argentinien, estland, island usw. alle sind sie wieder auf die beine gekommen.

aber ich denke es wird jetzt weitergewurstelt.

simplify 08-02-2012 09:37

Zitat:

Zitat von romko (Beitrag 1211458)
Dass die Milliardenhilfen alles nur verzögern, damit stimmt hier wohl jeder überein. Aber dass erst Millionen von Griechen hungern, tausende verhungern müssen damit alles besser wird, das kann doch wohl nicht dein Ernst sein?!?!?!

noch schlimmer, dass noch bis letzter woche den deutschen verkauft wurde, wir würden ja an den krediten verdienen. immerhin hätten wir bis jetzt 300 millionen an zinsen kassiert.
das einige deutsche diesen schwachsinn glauben ist ja nicht so schimm, schlimmer muss doch sowas in griechenland wirken.
die deutschen verdienen und die griechen müssen hungern!

Benjamin 08-02-2012 09:42

Ich bin nur radikal logisch. Imo wird es dazu in der Tat kommen, aber natürlich wird es niemand aktiv bewirken, alle Welt wird verbal natürlich fordern, dass das verhindert wird, unter allen Umständen, etc.

Vermutlich wird das mit viel Geld und viel Vertrauensverlust noch eine Weile hinausgeschoben werden können. Sogar wenige Jahre?

Am Ende wird wohl nicht das Geld fehlen (das kann man drucken), sondern die Wut der Leute wird die Strukturen kassieren. Und die wird gewaltig werden, wenn man sieht, dass eine Reduktion von 0,14% der tatsächlich vorhandenen Beamtenstellen und eine Reduktion von 25% bei den gewerblichen Löhnen jetzt schon so einen Radau auslösen. Im internationalen Vergleich sind die griechischen Dienstleistungslöhne völlig überteuert, da muss was runter.
Wir bewegen uns bei der derzeit verhandelten Einsparungen immer noch lediglich im kosmetischen Bereich. Das ist Homeopatie, keine Therapie, keine Reform - und trotzdem sind die schon beim Generalstreik.

Die EU-Politiker werden vermutlich vor diesem Zorn einknicken und immer weiter zahlen, als Beruhigung, aber nicht als wirkliche Hilfe - bis hier wie dort der Geduldsfaden reißt, die Wut über die eigene Machtlosigkleit angesichts völlig intransparenter und undemokratischer Strukturen zu groß wird.

Der Kollaps wäre dann eine Trendwende in Richtung Nationalisierung und Regionalisierung. Dezentrale Strukturen lokal vor Ort, welche die Leute kapieren können, mit Leuten, die sie kennen. Bis dahin ist das aber noch ein langer Weg.

romko 08-02-2012 09:46

Die Griechen sollten lieber ihre eigene Politikerkaste und die Multimilliardäre verklopfen anstatt die Deutschen ins Nazieck zu stellen!

simplify 08-02-2012 12:09

die griechen sollten auf die merkel hauen :zpruegel: von mir aus auch auf mer-konzky, aber nicht alle deutschen mit CDU und FDP gleichsetzen.

Benjamin 11-02-2012 10:37

Die griechische Regierung hat am Freitagabend dem mit den internationalen Geldgebern ausgehandelten Sparkonzept zugestimmt. Aus Protest gegen die erneuten drastischen Einschnitte hatten am Donnerstag und Freitag aber insgesamt sechs Regierungsmitglieder ihren Rücktritt erklärt.

Zum Wochenschluss kippte die Stimmung. In Athen verweigerte sich die an der Regierung beteiligte rechtsgerichtete Laos-Partei nach vorheriger Zustimmung doch noch den Sparmaßnahmen. Diese sind Voraussetzungen für weitere Finanzhilfen für das vor dem Staatsbankrott stehende Land.

Das Parlament soll am Sonntag abstimmen. Die Mehrheit bei der entscheidenden Abstimmung im Parlament scheint noch sicher zu sein. Das
Parlament in Athen muss am Sonntag über drei Punkte abstimmen:
  1. Maßnahmen zur Rekapitalisierung der griechischen Banken
  2. eine Vollmacht für Papademos und Finanzminister Evangelos Venizelos zur Unterzeichnung des Rettungspakets der Euro-Länder
  3. den geplante Schuldenschnitt, durch den sich der Schuldenberg bei den Banken um 100 Milliarden Euro verringern soll
Die Details der zugesagten Sparmaßnahmen sollen binnen zwei Wochen verabschiedet werden.

Die Euro-Finanzminister hatten am Donnerstagabend ihre Entscheidung über einen 130-Milliarden-Euro-Kredit auf kommenden Mittwoch vertagt und damit Athen unter Druck gesetzt.

Landesweit gab es erneut heftige Proteste gegen die neuen Sparpläne der Regierung. Tausende beteiligten sich an Streiks und Demonstrationen.

Quellen: http://www.focus.de/finanzen/news/st...id_712924.html
http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/:.../60167229.html


Ich schätze das Risiko als hoch ein, dass diese Abstimmung am Sonntag - anders als erwartet - negativ verlaufen könnte, jedenfalls nicht so klar positiv, wie es die Märkte zur Beruhigung bräuchten. Am Montag daher wohl deutliche Kursverluste an den Märkten? :eek:

simplify 11-02-2012 11:28

für die griechen kann ich nur hoffen, dass die mehrheit ihrer parlamentarier dem unfug nicht zustimmen.
dann wäre griechenland zwar pleite und vielleicht auch nicht mehr im euro, danach kann es aber neu starten.

Benjamin 12-02-2012 10:16

Die Abstimmung soll nach bisherigen Informationen kurz vor Mitternacht beginnen.

Die Sozialisten und die Konservativen, die die Regierung des parteilosen Finanzexperten Lucas Papademos unterstützen, verfügen über 236 Abgeordnete im 300-köpfigen Parlament. Die Parteichefs des griechischen Regierungslagers, Giorgos Papandreou und Antonis Samaras, schworen ihre Abgeordneten auf das Sparpaket ein. Beide forderten ihrer Fraktionen eindringlich zu einer geschlossenen Zustimmung auf.

Wenn also 151 Stimmen reichen und 236 potentielle Zustimmer da sind, dann können also 85 Abweichler da sein und es würde immer noch angenommen.
Rational gesehen ist die Sache ohnehin klar: Dieses Programm wird sozial für die Griechen weniger Kosten haben als die finanzielle und soziale Katastrophe, die folgen würde, wenn sie es ablehnen. Das ist nicht schwer zu verstehen.

Das Programm dürfte also heute gebilligt werden. :eek:
Fazit: Wohl kein Gap-Down bei den Indices am Montag, sondern eine Bewegung nach oben!


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