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Alt 14-04-2004, 12:54   #6
PC-Oldie-Udo
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13. April 2004

Das Ende des Jugendwahns

Deutsche Firmen sind auf "50 plus" angewiesen


Oft krank, kaum belastbar, wenig lernfähig - ältere Beschäftigte haben in der Wirtschaft kein gutes Image. Bislang konnten viele Betriebe in Deutschland das vermeintlich "alte Eisen" relativ bequem loswerden - durch Frühverrentung und Altersteilzeit. Doch das Blatt wird sich wenden: Schon ab 2010 erwarten Wissenschaftler eine "massive Zunahme" der über 50-jährigen Erwerbstätigen. Auch die Politik reagiert: Der CDU-Sozialexperte Andreas Storm forderte eine freiwillige Selbstverpflichtung der Wirtschaft, mehr Ältere einzustellen.

Aufgeschreckt haben ihn Statistiken, wonach mehr als die Hälfte aller Betriebe in Deutschland keine Arbeitnehmer über 50 Jahre mehr beschäftigt. Zurzeit sind nur ein Drittel aller Männer zwischen 60 und 65 noch erwerbstätig; bei den Frauen beträgt der Anteil sogar nur 20 Prozent.

Storm beklagte, in Ostdeutschland sei jeder Zweite arbeitslos, bevor er in Rente gehe: "Das ist eine unwürdige Situation, da muss etwas getan werden." Zugleich mahnte er, nicht über eine längere Lebensarbeitszeit zu sprechen, sondern stattdessen zuerst die Beschäftigungsquote der über 50-Jährigen zu steigern.



Bald Zwang zur Beschäftigung von 50 plus

Nach Berechnungen des Münchner Instituts für Sozialwissenschaftliche Forschung (ISF) werden viele Unternehmen aber ohnehin bald zwangsläufig mehr Ältere beschäftigen müssen. Grund ist der demographische Wandel, also sinkende Geburtenraten bei gleichzeitig steigender Lebenserwartung.

Die Auswirkungen dieses Wandels auf die Renten- und Krankenversicherung werden seit längerem heiß diskutiert. Doch auch die Konsequenzen in der Arbeitswelt sind eklatant, wie die Forscher Stefanie Weimer, Hans Gerhard Mendius und Ernst Kistler in einem Aufsatz erläutern.

Demnach steigt bis zum Jahr 2015 der Anteil der über 50-jährigen Erwerbspersonen von heute 23 auf 33 Prozent - mit einer besonders deutlichen Zunahme ab 2008. Zeitgleich sinkt die Zahl der 30- bis 49-Jährigen von heute 55 auf 47 Prozent. Die Gruppe der 15- bis 29-Jährigen ist in den letzten 15 Jahren bereits um 10 Prozent auf insgesamt 22 Prozent zurückgegangen; ihr Anteil wird langfristig weiter sinken.


"Zum älteren Arbeitnehmer wird man gemacht"

Die Wissenschaftler stellen fest, dass viele Unternehmen auf diesen Trend sehr schlecht vorbereitet sind. So gebe es etwa immer mehr Stellen, auf denen man wegen hoher Belastungen - vor allem psychischer Art - "nicht alt werden kann". Dies führe oftmals zu Gesundheitsproblemen, so dass viele Ältere gar nicht bis zum Renteneintrittsalter arbeiten könnten. Verschärft werde das Problem durch den langjährigen Verbleib auf der gleichen Tätigkeit und kaum Weiterbildungsmaßnahmen für Ältere. "Die Folge sind das Veralten der beruflichen Qualifikation, Lernentwöhnung sowie sinkende Flexibilität und Innovationsfähigkeit. Das heißt: Zum älteren Arbeitnehmer wird man 'gemacht', und zwar im Verlauf der gesamten Berufsbiografie", scheiben die Sozialwissenschaftler.

Dem könnten die Firmen gezielt entgegen steuern, meinen die Forscher: Zuerst müssten die Arbeitsplätze und die Abläufe so gestaltet werden, dass die Beschäftigten überhaupt bis ins höhere Alter körperlich fit bleiben könnten. Zudem gelte es, das Konzept des "lebenslangen Lernens" tatsächlich in den Betrieben umzusetzen, denn künftig könne Know-How nicht durch den "Einkauf" Jüngerer gewonnen werden. Es müsse Schluss sein mit der Praxis, fast nur Jüngere weiterzubilden. Ganz wichtig seien auch altersgemischte Arbeitsgruppen, in den denen "innovative" Jüngere und "erfahrene" Ältere gegenseitig voneinander lernen.

Weitere Informationen unter: http://www.demotrans.de/

(N24.de, AP)
http://www.n24.de/wirtschaft/wirtsch...41314574045986
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Es grüßt euch
Udo

Sei immer ehrlich zu deinem Nächsten, auch wenn er es nicht gerne hört

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