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Alt 02-05-2012, 08:37   #1142
cade
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das aktuelle marktsentiment. enthalten sind auch gute allgemeine erkläriungen:

2. Mai 2012
Sentix Marktradar: Dax-Erholung verwirrt Anleger
von Jessica Schwarzer
01.05.2012, 09:23 Uhr
Ist die Korrektur vorbei und der Dax setzt zur nächsten Rally an? Keine leichte Frage und die meisten Anleger scheinen auch keine klare Meinung zu haben. Sie sind verwirrt und zögern. Doch das kann sich schnell ändern.

DüsseldorfAngst und Gier sind die entscheidenden Emotionen an der Börse. Doch aktuell sind die Anleger emotionslos. „Schlimmer noch, sie verstehen die Kapitalmärkte nicht mehr, sind irritiert und stellen sich erstmal neutral“, sagt Manfred Hübner von Sentix. Das Analysehaus befragt wöchentlich 3500 Investoren und liefert so einen Einblick in die Psychologie der Börsianer. Dass die Aktienkurse in der abgelaufenen Woche zu einem Konter ansetzten und der Dax fast die wichtige Marke von 6.880 Punkten geknackt hat, passt nicht zum aktuellen Wirtschaftsbild der Anleger: Hoher Ölpreis, Sorgen um die konjunkturelle Entwicklung in China, die noch immer schwelende Schuldenkrise – eigentlich keine positiven Nachrichten für Aktienkurse.

Entsprechend verhalten ist die Stimmung der Investoren. Für die Sentix-Experten heißt das: keine klaren Signale. „Irritation und Neutralität sind leider keine Indikatoren, die auf eine Wende am Markt hindeuten“, sagt der Sentix-Experte. Erst wenn die Anleger wieder eine klare Meinung haben, sind das Hinweise auf steigende oder fallende Kurse.

Sentix-Indikatoren
Kurzfristiges Sentiment
Das kurzfristige Sentiment (1-Monatssicht) zeigt die Emotionen der Anleger, die zwischen Angst und Gier liegen. Es muss antizyklisch gewertet werden. Negative Sentiment-Extreme sind in der Regel unmittelbare Indikationen für eine Kursverbesserung. Hoher Optimismus kann ein Warnzeichen für eine bevorstehende Konsolidierung sein, längerfristige Umkehrpunkte werden jedoch meist durch eine Sentimentdivergenz angezeigt.

Mittelfristiges Sentiment
Das mittelfristige Sentiment (Sechs-Monatssicht) stellt die Bewertung des Marktes durch die Anleger dar. Es hat in der Regel Prognosecharakter und wird deshalb nicht antizyklisch bewertet. In der Regel läuft dieser Indikator dem Gesamtmarkt mehrere Wochen voraus. Verwehren sich die Anleger starken Trends, kann dies ebenfalls auf eine wichtige Anomalie hinweisen.

Neutralitätsindex
Die sentix Neutrality Indizes messen den Anteil der Neutralen im Markt. Eine hohe Zahl an neutralen Anlegern deutet auf Irritation im Markt und künftig steigende Volatilität. Ein niedriger Wert sagt aus, dass die Anleger den Markt verstanden haben und kaum irritiert sind. Im neutralen Lager finden sich zudem nicht oder gering investierte Anleger, die als künftige Nachfrager oder Anbieter von Bedeutung sind! Die Interpretation ist für kurz- und mittlere Zeiträume identisch. Deshalb gilt die Wertung in verstärktem Maße, wenn auf beiden Zeitebenen Extremwerte erreicht werden.

Overconfidence-Index
Der Sentix Overconfidence Index misst die Wahrscheinlichkeit dafür, ob seriell steigende oder fallende Kurse zu einer übermäßigen Sorglosigkeit der Anleger geführt haben. Bei Werten ab plus sieben / minus sieben muss mit Konsolidierungen / Korrekturen gerechnet werden.

Time Differential Index
Der Time-Differential Index berechnet sich aus der Differenz der (mittelfristigen) Wertwahrnehmung und der (kurzfristigen) Stimmung! Hohe Werte im Index sprechen für eine gute Stimmung, welche jedoch nicht mit einer mittelfristigen Überzeugung unterlegt ist. Dies stellt einen belastenden Faktor für den Markt dar. Umgekehrt bilden sich niedrige Werte aus, wenn kurzfristig Angst vorherrscht und gleichzeitig eine mittelfristig hohe Wertwahrnehmung existiert, was tendenziell positiv zu werten ist.

Vor allem das sogenannte kurzfristige Sentiment ist spannend, es wird antizyklisch bewertet. Ist die Stimmung sehr gut, sind die Anleger also gierig, ist mit einer Korrektur zu rechnen. Regiert die Angst an den Märkten, ist das ein Zeichen für eine baldige Kurserholung. Derzeit schlägt das kurzfristige Sentiment kaum aus, liegt aber nach den Kurserholungen der vergangenen Woche leicht im positiven Bereich, „ein weiteres Indiz für die prinzipielle Zurückhaltung der Anleger“, so Hübner.

Die Psychologie der Geldanlage
Risikotoleranz
"Die Neigung, Risiken einzugehen, ist mit zwei demographischen Faktoren verbunden: Geschlecht und Alter. Frauen sind normalerweise vorsichtiger als Männer und ältere Menschen sind weniger bereit, Risiken einzugehen, als jüngere Leute. Die Konsequenzen der Verhaltensökonomik für Anleger sind klar: Wie wir uns bei der Geldanlage entscheiden und wie wir uns bei der Verwaltung unserer Anlage entscheiden, hängt sehr davon ab, wie wir über Geld denken. [...] Sie demonstriert, dass Marktwerte nicht ausschließlich von den gesammelten Informationen bestimmt werden, sondern auch davon, wie menschliche Wesen diese Informationen verarbeiten."

Übertriebene Zuversicht
"An sich ist Zuversicht ja keine schlechte Sache. Aber übertriebene Zuversicht ist etwas ganz anderes, und sie kann besonders im Umgang mit unseren Finanzangelegenheiten Schaden anrichten. Übertrieben zuversichtliche Anleger treffen nicht nur für sich selbst dumme Entscheidungen, sondern diese wirken sich auch sehr stark auf den Mark als Ganzes aus."

Kurzfristiges Denken
"Menschen [legen] zu viel Wert auf wenige mehr oder wenige zufällige Ereignisse [...] und meinen, sie würden darin einen Trend erkennen. Insbesondere sind Anleger tendenziell auf die neuesten Informationen fixiert, die sie bekommen haben, und ziehen daraus Schlüsse. So wird der letzte Ergebnisbericht in ihrem Denken zum Signal für künftige Gewinne. Und da sie meinen, sie würden etwas sehen, das andere nicht sehen , treffen sie dann aufgrund oberflächlicher Überlegungen schnelle Entscheidungen."

Die Verlustaversion
"Der Schmerz durch einen Verlust [ist] viel größer als die Freude über einen Gewinn. Bei einer 50:50-Wette, bei der die Chancen exakt gleich sind, riskieren die meisten Menschen nur dann etwas, wenn der potenzielle Gewinn doppelt so groß ist wie der potenzielle Verlust. Das nennt man asymmetrische Verlustaversion. [...] Auf den Aktienmarkt bezogen bedeutet dies, dass sich die Menschen beim Verlust von Geld doppelt so schlecht fühlen, wie sie sich gut fühlen, wenn sie einen gewinn erzielen. Diese Abneigung gegen Verluste macht Anleger übertrieben vorsichtig, und das hat einen hohen Preis. [...] Wir wollen alle glauben, wir hätten gute Entscheidungen getroffen, und deshalb hängen wir zu lange an schlechten Entscheidungen, in der vagen Hoffnung, die Dinge werden sich noch wenden."

Geistige Buchhaltung
"Wir neigen dazu, das Geld geistig auf verschiedene 'Konten' zu buchen, und dies bestimmt, wie wir es verwenden. [...] Zudem wurde die geistige Buchhaltung als Grund angeführt, weshalb Menschen schlecht laufende Aktien nicht verkaufen: In ihren Augen wird der Verlust erst real, wenn sie ihn realisieren."

Quelle: Robert G. Hagstrom, "Warren Buffett. Sein Weg. Seine Methode. Seine Strategie.", Börsenbuchverlag 2011.

Impulse erhofft er sich von der Charttechnik. „Der Dax kämpft derzeit mit zwei entscheidenden Marken“, sagt der Experte. Nach unten muss die 6.600 halten, sonst droht Ungemach. Diese Marke hat der Dax zwar in den vergangenen Tagen ganz kurz unterschritten, sie aber ein Tag später wieder zurückerobert. Ein gutes Zeichen. Jetzt rückt die obere Begrenzung in den Fokus. „Wenn der Dax über 6.880 Punkte steigt, ist die Konsolidierung beendet“, sagt Hübner. „Dann dürften Anleger wieder zugreifen.“


Klare Signale sind Mangelware
Das liest er aus dem mittelfristigen Sentiment für den deutschen Aktienmarkt ab. „Solange die Pluszeichen hier überwiegen, gibt es eine ‚natürliche‘ Nachfrage nach deutschen Aktien“, erklärt er. Sogar in fallende Kurse hinein hätten die Investoren ihre Aktienquoten nicht gesenkt. Genau das ist der Grund, warum Hübner dem Dax nur Potenzial bis zu seinem Märzhoch bei knapp 7.200 Punkten zutraut. „Auch hier fehlen klare Signale: In der Korrektur herrschte keine Angst oder gar Panik, die Börsianer haben nicht verkauft“, so Hübner. „Für eine kräftige Erholungsrally muss aber genau das passieren.“

Schon seit Wochen beobachten die Experten, dass Anleger deutsche und amerikanische Titel bevorzugen, Aktien aus dem Euro-Raum aber meiden. Fast so, als ob Deutschland und die USA – und vor allem ihre Börsen – von den Auswirkungen der Krise völlig unberührt bleiben würden.

Die europäische Schuldenkrise lastet aber weiter auf der Stimmung. Auch wenn die Investoren mit Blick auf die Aktienmärkte keine klare Meinung haben, so nehmen sie zur europäischen Einheitswährung ganz klar Stellung. Hier ist das mittelfristige Sentiment auf ein neues Jahrestief gefallen. „Die Euro-Krise ist längst noch nicht abgehakt“, sagt Hübner. „Besonders spannend ist die Dissonanz zwischen der Wertwahrnehmung durch die Investoren und die tatsächliche Preisentwicklung.“ Obwohl die Währung gegenüber dem US-Dollar relativ stabil ist, sind die befragten Anleger extrem skeptisch. Auch in diesem Fall könnte die Charttechnik die entscheidenden Impulse geben: „Unter 1,30 wird es dunkel für den Euro – dann könnte sich die negative Wahrnehmen mit dem Preissignal paaren und zu einem Abverkauf führen“, sagt Hübner. „Erst über 1,35 Euro würde ein Preissignal finale Entwarnung geben.“
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viele grüsse

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