Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 11-09-2012, 16:34   #2081
cade
TBB Family
 
Benutzerbild von cade
 
Registriert seit: Sep 2002
Beiträge: 2.438
zur finanziellen repression schreibt der ex dresdner vorstand walter heute was.

Walter Direkt: Die kalte Enteignung der Sparer
11.09.2012, 12:40 Uhr
Die Politik der Notenbanken drückt die Zinsen unter die Inflationsrate. Diese finanzielle Repression ist eine traumatische Situation für Anleger. Hilfe versprechen allerdings Investitionen in Sachwerte.


In diesen stürmischen Zeiten stehen viele Anleger vor einem großen Problem. Sie wagen es nicht, ihr Geld am Kapitalmarkt anzulegen und später ärgern sie sich schwarz, weil sie es nicht getan haben. Das ist beileibe keine deutsche Eigentümlichkeit, sondern in Europa wie in den USA zu beobachten.

Auch die Argumente für das Zögern sind fast immer gleich: Kurzfristig sei die Börse – wie in den vergangenen drei Monaten – schon gut gelaufen, daher sei jetzt die Gefahr eines erneuten Rückschlags größer, also zu groß für einen Einstieg, geworden. Mittelfristig könne niemand auch nur annähernd erahnen, wie es mit der Euro-Zone weitergehe und ob bei einem Zusammenbruch des Euro die Konjunktur weltweit in die Knie gehen werde. Langfristig sei sowieso alles vollkommen undurchsichtig und wer wisse schon, wie das Schuldenproblem der Industriestaaten gelöst werde – ganz abgesehen von neuen Überraschungen, die wir noch gar nicht im Blick haben.

Aus diesen Argumenten spricht eine tiefe Verunsicherung der Anleger und Investoren. Nach den vielen Krisenjahren in diesem doch noch recht jungen Jahrhundert ist das auch kaum verwunderlich. Trotzdem schlägt die Verunsicherung dann um in Ärger über sich selbst, wenn man sieht, welche Entwicklung die Kurse an den Märkten genommen haben.

In den vergangenen zwölf Monaten sind beispielsweise der Dax um 32 Prozent, der Dow um 16 Prozent und der FTSE 100 um 8,5 Prozent gestiegen. Kaum anders sieht das Bild aus, wenn man die vergangenen drei Jahre seit Ausbruch der Staatsschuldenkrise und der Turbulenzen um den Euro betrachtet. Dow: plus 40 Prozent, Dax: plus 31 Prozent, FTSE 100: plus 17 Prozent. Da hätte man dabei sein können, sollen, müssen, wenn . . .

Das Dilemma der Anleger wird zudem durch eine neue Entwicklung verstärkt: So wie es heute aussieht, haben sich Politik und Notenbanken in den Industrieländern auf unabsehbare Zeit dazu entschlossen, das Staatsschuldenproblem auf eine Weise zu entschärfen, die mit dem Fachbegriff „finanzielle Repression“ umschrieben wird. Das bedeutet im Kern, dass die Notenbanken die Zinsen so niedrig halten, dass die Inflationsrate höher ist, als der Zins, den die Staaten für ihre Schulden zahlen müssen.

Auf diesem Wege entwertet sich – in realer Rechnung - die Staatsschuld automatisch, womit das Staatsschuldenproblem auf längere Sicht ebenso automatisch gelöst wird. Das ist gut für den Staat, aber schlecht für die Anleger, es ist faktisch eine kalte Enteignung der Sparer. Relativ risikoarme Anlagen, etwa deutsche Staatsanleihen oder Geldmarktanlagen, bringen eine Rendite, mit der man nach einem Jahr – wieder real gerechnet – ärmer ist als zwölf Monate zuvor.


Niemand kann heute abschätzen, wie lange diese Konstellation bleiben wird – ob nun fünf, zehn oder noch mehr Jahre. Je länger das aber so bleibt, umso größer werden die Verluste für Anleger, die sich nicht entschließen können, nach Anlagen zu suchen, bei denen sie bei einem akzeptablen Risiko die Entwertung ihres Vermögens vermeiden.

Konkret: Derjenige, der seine Rente aus seinem Vermögen erwirtschaftet, muss eine Rendite erzielen, die oberhalb der Inflationsrate liegt. Ist diese niedriger, bedeutet das entweder Abstriche beim Lebensstandard hinzunehmen oder aber zusätzlichen Kapitalverzehr, um den Lebensstandard zu halten. Wer das nicht hinnehmen will, ist also zwangsläufig gezwungen, darüber nachzudenken, wie man dieser Falle entgehen kann.

Im Grundsatz wird es dabei vor allem um Investitionen in Sachwerte durch ein Engagement an der Aktienbörse gehen. Wer der Entwicklung an den Aktienbörsen einfach nicht über den Weg trauen kann, muss dann nach alternativen Investments in Sachwerte suchen.

Da ist das Angebot groß und die Anlageformen vielfältig, immer aber handelt es sich um unternehmerische Investitionen. Das heißt, das Risiko des Scheiterns oder eines Verlustes ist grundsätzlich nicht auszuschließen, gleichgültig, ob man beispielsweise in einen Fonds für erneuerbare Energien investiert, oder sich direkt an einer Windkraftanlage beteiligt.

Weil es sich um eine unternehmerische Investition handelt, ist diese regelmäßig auch längerfristig angelegt. Das Rein und Raus wie an der Börse und der schnelle Gewinn sind da nicht möglich. Auch wird man sich in aller Regel damit abfinden müssen, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen, sprich die Renditen sich im Normalfall im einstelligen Prozentbereich bewegen. Ein wirksames Mittel gegen die Folgen der finanziellen Repression sind Investitionen in Sachwerte allemal.


Herbert Walter, 58, führte von 2003 bis 2009 die Dresdner Bank. Vorher war er bei der Deutschen Bank weltweit für Privat- und Geschäftskunden verantwortlich. Heute arbeitet Walter als selbständiger Berater. Unternehmerisch engagiert er sich beim Finanzportal WhoFinance.de.
__________________
viele grüsse

cade
cade ist offline