Thema: DOW Jones
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Alt 26-05-2004, 23:29   #56
OMI
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Dow, S&P 500 und Nasdaq unter der Lupe
[ Mittwoch, 26.05.2004, 14:15 ]

Von Claus Vogt

Das Jahr 2003 war an den Märkten sehr ungewöhnlich. Es sah steigende Kurse bei nahezu allen Anlageklassen. Egal ob Aktien, Immobilien, Rohstoffe oder Edelmetalle, die Preise stiegen. Diese seltene Uniformität läßt sich wohl nur auf die sehr expansive Geldpolitik zurückführen. Die von den Notenbanken geschaffene überreichliche Liquidität führte zu einem regelrechten Spekulationsboom und hinterließ ihre preistreibenden Spuren an nahezu allen Märkten. Entgegen aller anderslautenden Schlagzeilen führen nicht etwa steigende Ölpreise zu Inflation, sondern steigende Geld- und Kreditmengen. Steigende Ölpreise sind lediglich ein Symptom.

Das Jahr 2004 scheint nun eine Art Umkehr dieser uniformen Trends zu bringen. Jedenfalls fielen in den vergangenen Wochen und Monaten die Edelmetalle, die meisten Rohstoffe und die Aktienmärkte weltweit. Nur die boomenden Immobilienmärkte konnten sich bisher diesem Preisverfall entziehen. In dieser von Greenspans geldpolitischen Exzessen geprägten Zeit werden die fundamentalen Kräfte zeitweise durch unerhörte Liquiditätswellen unterdrückt. Längerfristig werden sich jedoch die Fundamentaldaten durchsetzen. Dann werden die Immobilienblase und die Echoblase am Aktienmarkt platzen, während Rohstoffe und Edelmetalle ihren noch jungen langfristigen Aufwärtstrend fortsetzen werden.

Dow Jones Industrial Average

Im vergangenen Monat bezeichneten wir die auf die März-Tiefs folgende Rallye als wenig dynamisch und interpretierten sie als Teil einer potentiellen Top-Bildung. Diese Sichtweise wurde durch den Kursverlauf der vergangenen Wochen bestätigt. Der Dow Jones hat inzwischen sein März-Tief unterschritten. Damit zeigt der Chart tiefere Hochs und tiefere Tiefs, hat also einen mittelfristigen Abwärtstrend etabliert. Aktuell befinden sich die Kurse leicht unterhalb der steigenden 200-Tage-Durchschnittlinie. In gesunden Bullenmärkten ist dieses Unterstützungsniveau ein idealer Einstiegspunkt. Daß der Index bereits seit acht Börsentagen in der Nähe dieser Linie und unterhalb der März-Tiefs verharrt, ist ein klares Schwächezeichen. Der Markt war sehr stark überverkauft und konnte dennoch keine Rallye zeigen, sondern lediglich einen Stillstand. Dadurch baut sich die überverkaufte Situation ab, und der Weg nach unten wird erneut frei. Wir sehen hier zwei Szenarien als gleich wahrscheinlich an. Entweder setzt sich die Abwärtsbewegung zügig bis in den Bereich der nächsten Unterstützung bei rund 9.500 Punkten fort, oder es kommt zu einer kurzfristigen Zwischenerholung, bevor die nächste Abwärtswelle einsetzt. Die nächsten Widerstände liegen bei 10.200 Zählern. Als Stop Loss-Marke unserer bearishen Prognose betrachten wir die Abwärtstrendlinie, die das Februar-Hoch mit dem April-Hoch verbindet und bei etwa 10.500 Punkten verläuft. Sollte sie entgegen unserer Erwartung dynamisch überschritten werden, dann müßte die Kursschwäche seit Anfang des Jahres als Konsolidierung interpretiert und eine Fortsetzung der Hausse erwartet werden.

S&P 500

Auch dieser Index hat nach einer schwachen, wenig dynamischen Rallye erneut den Rückwärtsgang eingelegt und sein März-Tief mittlerweile unterschritten. Die steigende 200-Tage-Durchschnittlinie diente bisher als Unterstützung. Außerdem verläuft auf diesem Niveau eine Fibonacci-Unterstützung, allerdings lediglich die oberste, relativ unbedeutende 23,6 Prozent-Marke. Insgesamt verlief die Abwärtsbewegung bisher außerordentlich dynamisch, also unter steigenden Umsätzen an Minustagen und einer sehr breiten Beteiligung. Auch die hohe Zahl von Aktien, die 52-Wochen-Tiefs markiert haben, spricht für eine dauerhafte Trendwende. Das nächste Kursziel liegt bei rund 1.000 Punkten, also etwa 10 Prozent unter dem aktuellen Niveau. Die in Analogie zum Dow Jones ermittelte Stop Loss-Marke liegt bei 1.140.

Nasdaq Composite

Im April verwiesen wir auf die wohlproportionierte obere Umkehrformation, deren Untergrenze wir bei 1.880 bis 1.900 Punkten sehen. Der jüngste Kursrückgang kam Mitte Mai genau in dieser Zone zum Stillstand, noch ist die Entscheidung also nicht gefallen. Da einige marktschwere Einzelaktien bereits aus großen Umkehrformationen nach unten ausgebrochen sind, darunter Marktlieblinge wie Intel und Cisco, erwarten wir dasselbe für den Index.


Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.

Quelle: instock
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