Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 21-06-2004, 09:03   #41
cade
TBB Family
 
Benutzerbild von cade
 
Registriert seit: Sep 2002
Beiträge: 2.438
danke für die einschätzung !!!

Hamburg (ots) - Geburtstage vorzufeiern, bringt Unglück. Ob das
auch auf Börsengänge zutrifft, wird die Deutsche Post jetzt
ausprobieren. Trotz aller Pannen hat sie bereits gestern Abend, drei
Tage vor dem Handelsstart, siegessicher den Börsengang ihrer Tochter
Postbank gefeiert.

Eine niedrigere Preisspanne und eine Umtauschanleihe sollen jetzt
die Investoren anlocken und Klaus Zumwinkel die ersehnten 2,6 Mrd. E
einbringen. Diese Option hätten sich der Postchef und seine
kapitalmarkterfahrenen Berater von Morgan Stanley und der Deutschen
Bank auch gleich einfallen lassen können. Schließlich hat sich das
Marktumfeld seit Beginn des Pre-Marketings, bei dem die Banken die
Preis-Schmerzgrenze der Top-Investoren ausloten, nicht mehr
verschlechtert. Der Dax legte seitdem sogar um 3,4 Prozent zu.
Stattdessen verspielte die Deutsche Bank den Vorteil: Erst meldete
sie selbst Interesse als Käufer an, dann ließ sie ein internes Memo
nach außen dringen. Beide Fehler stellten die Post mit ihren hohen
Preisforderungen bloß.

Die Konstruktion, die sich erst von einem gewissen Volumen an
lohnt, ist ungewöhnlich, aber nicht neu: Ende Mai brachte General
Electric seine Versicherungssparte Genworth mit einer kombinierten
Aktien- und Anleihekombination an die Börse. Bereits im Februar 2001
hatte France Telecom ihre Mobilfunktochter Orange auf diesem Weg in
die Freiheit entlassen. Damit wollte sie sich vor den unsicheren
Aktienmärkten schützen.

Auf einen solchen Schritt hatten Zumwinkel und seine Top-
Investmentbanker zunächst verzichtet, doch der Druck auf den Post-
Chef wurde schließlich zu groß. In letzter Minute erkannte Zumwinkel
den Charme dieser Variante, schwenkte um und wahrte damit sein
Gesicht.

In der Sache tut er gut daran, denn er kann sich eine neue
Investorengruppe in einem Markt erschließen, der wegen der unsicheren
Börsen immer noch gut läuft. Mit einer attraktiven Verzinsung der
Anleihe ist zu rechnen, da die Post ihre Bank unbedingt an die Börse
bringen will. Und die Rückzahlung des eingesetzten Kapitals ist bei
Nichtumtausch sicher.

Entsprechend positiv sind die ersten Reaktionen der Investoren auf
das nachgebesserte Angebot ausgefallen – doch zu siegessicher sollte
die Post nicht auftreten. Wer sich in den vergangen Wochen derart
gründlich verkalkuliert hat, ist gut beraten, seinen Umschwung
zurückhaltend zu bewerten. Dass der Konsortialführer die Bodenhaftung
ebenso verloren hatte wie Zumwinkel, macht den Fehler des Postchefs
nicht besser. Es liefe wie bei Tarifverhandlungen, hatte er sich
gedacht: Die Post und die Investoren gehen zunächst mit ihrer
Maximalforderung in die Gespräche, und am Ende trifft man sich in der
Mitte.

Die Post und die Banken hätten durch die Absagen anderer deutscher
Börsenkandidaten vorgewarnt sein müssen. Zumwinkel sah leichtfertig
über die Preismacht der Investoren hinweg und setzte bis zuletzt
darauf, dass die Investoren mit dem Angebot der Postbank-Aktie
plötzlich ihren Preispoker aufgeben würden.

Da der Bund noch einiges Tafelsilber verscherbeln will, tut die
Post gut daran, ihre Kapitalmarkttransaktionen künftig genauso
perfekt zu planen wie ihre Parties – nur etwas flexibler.


ots-Originaltext: Financial Times Deutschland

Digitale Pressemappe:
http://www.presseportal.de/story.htx?firmaid=13087

Rückfragen bitte an:
Financial Times Deutschland
Kommentarredaktion
Telefon: 040- 31990344
Fax: 040- 3199031

© news aktuell
__________________
viele grüsse

cade
cade ist offline   Mit Zitat antworten