Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 30-06-2004, 08:38   #5
Starlight
TBB Family
 
Benutzerbild von Starlight
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 33.345
Aufschwung oder Crash?
++ Globale Umverteilung ++

Von Michael Mross


Seit Wochen mäandert der Dax um 4.000 Punkte. Voller Spannung blicken die Börsianer auf die Zinsentscheidung von Alan Greenspan. Es sieht nun ganz danach aus, also ob der amerikanische Geldgott die Zinsen am 30. Juni anheben wird. Doch davon geht die Welt nicht unter. Dies ist nur ein technischer Akt, weil die Zinsen in den USA zu niedrig sind und wieder etwas mehr Pulver trocken gehalten werden muß. Inflationsgefahren sehe ich gleichwohl nicht – obwohl Experten derzeit die Gefahren unkontrollierten Preisauftriebs beschwören.

Doch die Inflation ist tot! Insbesondere in Europa. Deshalb gehe ich davon aus, dass die EZB noch lange Zeit die Zinsen dort halten wird, wo sie jetzt sind: unten. Und das ist gut so – für die Börsen. In den USA ist das Zinserhöhungspotential begrenzt. Greenspan wird das zarte Pflänzchen des Aufschwungs nicht durch übertriebenen Aktionismus an der Zinsfront zerstören. Zumal der Konjunkturaufschwung bisher nur statistisch hingetrickst wurde. Im Alltag ist er bisher kaum zu spüren.

Wir befinden uns in einer globalen Umverteilungsphase historischer Dimension. Die Länder der sogenannten ersten Welt werden zwangsläufig ärmer – und die anderen reicher! Auf der Verliererliste stehen wir, Deutschland. Europa, aber auch die USA, sind betroffen. Schon in 20 Jahren werden Wohnungen und Häuser besonders in ländlichen Gegenden wertlos. Ja – Sie haben richtig gelesen. Deutschland wird ärmer. Das hat viele Gründe. Der wichtigste ist noch nicht einmal die mangelnde Anpassungsfähigkeit der Wirtschaft, sondern die Vergreisung des Landes. Politiker sehen dieser feststehenden Tatsache – wie immer – tatenlos zu und streuen den Wählern Sand in die Augen. (Also, besser die Bausparhütte verkaufen, bevor man nichts mehr dafür kriegt. Die Kinder sind eh aus dem Haus...) Jedenfalls: In dieser Situation von Inflationsgefahren zu reden, wäre etwas weltfremd. Die Deflation ist und bleibt die größte Gefahr in den Industrieländern. Und diese Gefahr sieht auch Alan Greenspan, der in einem letzten Akt versuchte, das Ruder noch herumzureißen. Doch der Zug ist schon abgefahren. Es wird eine kurzzeitige Linderung geben, aber das Endresultat steht schon fest. Doch kommen wir zurück zur Gegenwart, in der wieder das Inflationsgespenst die Experten verschreckt.

Ich gehe davon aus, dass die Börsenwelt nach dem 30. Juni zunächst aufatmen wird. Ich tippe auf eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte in den USA. Dann ist erst einmal Ruhe für dieses Jahr. Und das könnte der entscheidende Startschuß für eine Rallye an den Aktienmärkten sein.

Es war also Irrglaube zu meinen, dass man weit unterhalb von 4.000 im Dax ein paar billige Schnäppchen fischen konnte. Derzeit sieht es nicht danach aus, als wenn der Markt vor einem Einbruch steht. Selbst gegen Terror scheinen die Börsen derzeit immun. Und vergessen Sie nicht: Auch wenn die Medien derzeit sehr negativ rund um das Geschehen im Irak berichten – hier könnte es dennoch eine positive Wendung in Richtung Frieden und Entspannung geben. Jedenfalls die Hoffnung nicht aufgeben! Die Welt hat schon Schlimmeres gesehen und sich davon wieder erholt.

instock.de
Starlight ist offline   Mit Zitat antworten