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Alt 15-07-2004, 22:08   #7
Starlight
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Actien-Börse


Sehr geehrte Damen und Herren,
der Bundespräsident kommt gerade zur rechten Zeit... am Beginn eines Konjunkturaufschwunges, dem der Mut "zu mehr" noch fehlt. Der Chef der BASF, Herr Hambrecht, sagte es in einem Interview noch deutlicher: "Wir wagen zu wenig". Die Idealkonstellation im weltwirtschaftlichen Rahmen hatte ich Ihnen im Frühjahr mit der "Dreisäulentheorie" beschrieben, die es in dieser Form in den letzten 30 Jahren nicht gab. Was hindert die Märkte daran, diesen Sachverhalt zu honorieren? Allein die Terrorängste, die die Gemüter verständlicherweise lähmen. Unverkennbar:

Das Konjunkturbild wird einheitlicher! Europa findet in seiner Tendenz Anschluß an die USA einerseits und Japan/China sowie Südostasien andererseits. Daraus folgt noch kein Boom, aber eine wesentliche Verbesserung der psychologischen Grundstimmung. Davon wird der Arbeitsmarkt zwar nur bescheiden profitieren, jedoch ab 2005 ebenfalls einige neue Zeichen setzen. Dazu paßt die Beurteilung der monetären Politik durch den neuen Bundesbankchef in Richtung EZB. Was folgt daraus?

Der Europa-Aufschwung ist unverkennbar. Der dafür sehr aussagefähige "Handelsblatt"-Indikator gibt dies sehr zuverlässig wieder (siehe oben). Eine 2 vor dem Komma für Deutschland ist eine absolut realistische Erwartung. Die Ursache dafür liegt im Exportboom, der wirklich ein Boom ist, siehe Seite 2. Das gilt seit 1949 bzw. 1955 (!). Die deutsche Konjunktur hatte zu allen Zeiten stets seinen Motor im Export, dem der Inlandsverbrauch erst später folgte. Das gilt sowohl für Konsum als auch Investitionen. Ich rufe dies ausdrücklich in Erinnerung. Das Einzige, was jetzt fehlt, ist eine ausreichende Kreditfinanzierung für Investitionen des Mittelstandes! Nur hier liegt die Reserve für Arbeitskräfte.

Die USA werden im Tempo leicht nachlassen. Ich habe dies "Normalisierung" genannt. Auch dieser Sachverhalt ist seit über 40 Jahren ziemlich genau zu verfolgen: Jeder scharfen Konjunkturwende mit Superzahlen folgt stets eine erste Beruhigungsphase und anschließend der nächste (selbsttragende) Wachstumsschub. Das Wachstum der Amis läßt sich mit etwa 4 % Jahresrate angeben. Für das Gewinnplus der Unternehmen wird es allerdings eine leichte Reduzierung geben. Meine Taxe: 15 % p. a.

Asien boomt, aber demnächst mit ebenfalls leicht "gebremstem Schaum". Auch darin liegen Normalisierungen durch die Chinesen, die ihr exorbitantes Wachstum unter Kontrolle bringen müssen, und eine Rückwirkung dieses Sachverhalts auf Japan. Insgesamt bedeutet dies in der wachstumsstärksten Region der Welt ebenfalls: leicht nachgebende Wachstumszahlen, aber immer noch ein imponierendes Plus mit dem Ergebnis, daß die Weltwirtwirtschaft um sagenhafte 4,6 - 4,7 % p. a. real zulegt. Nun bereits im zweiten Jahr. Das wiederum ist die wichtigste Stütze für Deutschland.

Das Fazit für Sie: Wer profitiert von dieser globalen Konstellation am meisten? Deutschland ist mindestens in der Spitzengruppe dabei; dies völlig unabhängig von Agenda 2010, dem Stand des Euro oder den Diskussionen um den deutschen Arbeitsmarkt und sonstige deutsche Probleme. Keine Volkswirtschaft dieser Größenordnung hängt so sehr von der Weltkonjunktur ab wie die deutsche. Kein Wunder: Deutschland ist immer noch Nr. 2 am Weltexportmarkt.

Herzlichst Ihr

Hans A. Bernecker

Quelle: Bernecker & Cie
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