Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 03-09-2004, 16:41   #18
621Paul
TBB Family
 
Benutzerbild von 621Paul
 
Registriert seit: Jan 2004
Ort: Bayern
Beiträge: 10.026
Hi, also mein Sohn hat die Kopie Null Komma nix hingekriegt.
Hier also das angekündigte Ergebnis zur Diskussion freigegeben.

Am Allebach 19 ▪ 67688 Rodenbach ▪ Tel. 06374-9143-0 ▪ Fax 06374-9143-20 ▪ eMail: info@gruener-vm.dewww.gruener-vm.de

© Grüner Vermögensmanagement ▪ Alle Rechte vorbehalten.

für Sie an der Börse-

Auswertung Depotcheck

In den letzten Wochen wurde uns eine große Anzahl von verschiedenen Wertpapierdepots

eingereicht. Die Ergebnisse sind eindeutig und zeigen die typischen, strategischen Mängel:

• ausschließliche Konzentration auf deutsche Werte oder Technologieaktien

• Modetrends werden favorisiert (China, Indien, Russland, Hedge Fonds)

• zu hohe Gewichtung einzelner, oft hochspekulativer Aktien

• zu häufige Umschichtung der Depotwerte und damit verbunden hohe

Transaktionskosten

• fehlende Erfolgskontrolle (willkürliche Zusammenstellung des Depots ohne

erkennbare Strategie)

Wir haben nachfolgend die wichtigsten Erkenntnisse für Sie zusammengefasst:

Unvernunft ist eher die Regel

„Behavioral Finance“ nennt man die verhaltensorientierte Kapitalmarkttheorie. Ihren

Ursprung findet diese in den Arbeiten der amerikanischen Psychologen Amos Tversky und

Daniel Kahnemann. Daniel Kahnemann und Vernon Smith erhielten für ihre Arbeiten 2002

den Wirtschaftsnobelpreis. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, das typisierende

Menschenbild vom „Homo Oeconomicus“, dem stets rational abwägenden Eigennutz-

Maximierer, anzukratzen – und damit das grundlegende Fundament der

Wirtschaftswissenschaften in Frage gestellt.

Die herkömmlichen ökonomischen Theorien beruhen einseitig auf rationalem

Urteilsvermögen. Unbewusste Prozesse oder Einflüsse gesellschaftlicher Normen auf

Entscheidungen blenden diese dagegen aus. Ausgangspunkt dieser Beobachtungen ist die

Erkenntnis, dass menschliches Verhalten sehr oft strengen Rationalitätskriterien zu

widersprechen scheint. In experimentellen Untersuchungen fanden die beiden neue,

psychologisch fundierte Erkenntnisse. Ihr berühmtester Nachweis dafür, wie scheinbar

irrational Entscheidungen unter unsicheren Bedingungen zu Stande kommen, lieferte ihr

Glücksrad-Test: Probanden ermittelten am Glücksrad eine Zahl und wurden anschließend

gefragt, wie viele afrikanische Staaten Mitglied der UNO seien. Das bemerkenswerte

Ergebnis: Wer eine hohe Zahl gezogen hatte, tippte im Durchschnitt auf mehr

Mitgliedsstaaten.

Was bedeuten diese Erkenntnisse für Anleger?

Investoren an den Börsen verhalten sich oft so, folgen mentalen Faustformeln und

einfachen Regeln. Das macht plausibel, warum sich das Marktgeschehen so selten allein mit

harten ökonomischen Daten und Fakten erklären lässt. Es werden sehr viele absurde

Zusammenhänge aufgestellt und das Verhalten ist überwiegend irrational. Die häufigsten

Fehler der Investoren:

�� Während im realen Wirtschaftsleben Sonderangebote - und damit verbunden tiefere

Preise - Kunden anlocken, machen tiefe Kurse den Anlegern an der Börse eher Angst

und verleiten diese regelmäßig zu Panikverkäufen. Die Statistik zeigt jedoch, dass

nach drei unterdurchschnittlichen Aktienjahren die folgenden fünf bzw. zehn Jahre

außerordentlich und überdurchschnittlich ertragreich waren.

September 2004

Am Allebach 19 ▪ 67688 Rodenbach ▪ Tel. 06374-9143-0 ▪ Fax 06374-9143-20 ▪ eMail: info@gruener-vm.dewww.gruener-vm.de

© Grüner Vermögensmanagement ▪ Alle Rechte vorbehalten.

für Sie an der Börse-

�� Anleger fühlen sich sicherer, wenn ihr gesamtes Umfeld Aktienkäufen gegenüber

positiv eingestellt ist und laufen steigenden Kursen nach. Das tatsächliche Risiko ist

jedoch in einem euphorischen Umfeld weitaus höher.

�� Anleger bevorzugen Aktien, die nur einen einstelligen Euro-Betrag kosten, da diese

optisch „billiger“ erscheinen und trauen diesen mehr Kurspotenzial zu.

�� Viele Investoren haben ausschließlich inländische Aktien im Depot, da sie glauben,

diese besser zu kennen und damit unter Kontrolle zu haben.

�� Vermeintliche Kenntnisse in bestimmten Bereichen sorgen für eine Übergewichtung

der entsprechenden Sektoren (z.B. Technologie) im Depot. Eine breite Streuung

sorgt langfristig für einen ähnlichen Ertrag und für eine deutlich geringere

Schwankungsbreite (siehe Grafik).

�� Fast alle Anleger handeln grundsätzlich zu viel und zu hektisch und verursachen

dadurch hohe Transaktionskosten, die langfristig ihre Erträge deutlich schmälern.

�� Investoren überschätzen oft ihre eigenen Kenntnisse (overconfidence) und machen

für ihre Fehlentscheidungen gerne andere verantwortlich. Ein Lerneffekt tritt daher

kaum ein.

�� Mangelnde Diversifikation von verschiedenen Vermögensbestandteilen. Anleger

konzentrieren sich - vor allem in Deutschland - zu sehr auf einzelne, vermeintlich

sichere Anlageklassen wie Immobilien oder festverzinsliche Wertpapiere.

�� Zu kurzfristige Ausrichtung. Aktien sind kurzfristig riskant, langfristig aber

konservative Investments. Bei Anleihen verhält sich dies aktuell – auf einem

historisch tiefen Zinsniveau – eher umgekehrt.

�� Kaum ein Anleger verfolgt mit seiner Depotzusammenstellung eine Strategie. Das

Depot wird oft willkürlich und mit kurzfristig getroffenen Entscheidungen „aus dem

Bauch heraus“ zusammengestellt.

Nur wenn ein Anleger diese typischen und zu Fehler verleitenden Zusammenhänge für sich

erkennt und umsetzt, tritt ein Lerneffekt ein und es gelingt, die gröbsten Fehler zukünftig zu

vermeiden.

Diversifizieren – aber wie?

Das Deutsche Aktieninstitut empfiehlt auf seiner Website: „Nie alles auf eine Aktie setzen.

Die Anlagemittel sind vernünftig zu verteilen, aber man darf sich auch nicht verzetteln: Ein

Depot sollte aus mindestens fünf, aber auch nicht mehr als zehn verschiedenen Aktien

bestehen. Sind zu viele Aktien im Depot, verliert man leicht die Übersicht. Die laufende

Überwachung ist wichtig, um die Zusammensetzung des Depots der wirtschaftlichen

Entwicklung anzupassen.“ Eine sinnvolle Streuung von Vermögenswerten ist mit lediglich

zehn Einzelaktien natürlich nicht möglich, eine globale Ausrichtung - zur Vermeidung

unnötiger Risiken - schon gar

nicht. Als grobe Richtschnur sollten

Anleger einen möglichst

marktbreiten Index heranziehen.

Es empfiehlt sich, hierfür den von

Morgan Stanley Capital

International berechneten MSCIWorld-

Index zu nutzen, der die

weltweite Marktkapitalisierung so

realitätsnah wie möglich abbildet

(siehe Grafik). Eine alleinige

Konzentration auf deutsche Werte

beispielsweise erhöht das Risiko

eines Wertpapierdepots drastisch.

Die Gewichtung deutscher Aktien

beträgt im weltweiten Vergleich

lediglich 3% (!).

September 2004

Am Allebach 19 ▪ 67688 Rodenbach ▪ Tel. 06374-9143-0 ▪ Fax 06374-9143-20 ▪ eMail: info@gruener-vm.dewww.gruener-vm.de

© Grüner Vermögensmanagement ▪ Alle Rechte vorbehalten.

für Sie an der Börse-

Gefährliche Selbstüberschätzung

Welche psychologische Ursache steckt hinter den meisten Anlegerfehlern? Menschen neigen

grundsätzlich dazu, sich selbst zu überschätzen. Bei Männern ist diese Eigenschaft – viele

Untersuchungen und Studien belegen dies – noch stärker ausgeprägt. Die modernen

Kommunikationsmöglichkeiten und Quellen zur Nachrichtenbeschaffung verstärken diesen

Trend. Viele Anleger durchkämmen jeden Tag verschiedene Internetseiten nach neuen

Nachrichten, Analysen und Kommentaren zum Markt. Sie glauben, daraus einen

Wissensvorsprung gegenüber anderen Anlegern ableiten zu können, was jedoch nicht der

Fall ist. So erklärt sich auch, dass 80 Prozent der männlichen Amerikaner ihre soziale

Kompetenz als oberhalb der Mitte einstufen oder dass über 90 Prozent der männlichen

Deutschen sich für überdurchschnittliche Autofahrer halten. Dass sie sich köstlich über diese

Umfrageergebnisse amüsieren können, ohne im Geringsten an ihrer Selbsteinschätzung zu

zweifeln, spricht für sich!

Finanzmärkte sind viel effizienter als weithin angenommen

Es gilt die Regel: „The market is a discounter of all widely known information.“

Finanzmärkte preisen alle bekannten Tatsachen und auch die gängigen

Zukunftserwartungen stets unmittelbar in die aktuellen Kurse ein. James Tobin,

Nobelpreisträger des Jahres 1981 und einer der führenden US-Ökonomen verdeutlichte dies

auf einem Vortrag mit dem folgenden Beispiel: „Ein Professor einer amerikanischen

Universität läuft zerstreut und geistesabwesend mit einem seiner Assistenten über den

Campus. Plötzlich ruft sein Assistent begeistert: „Professor, da auf dem Gehsteig liegt eine

100-$-Banknote.“ Der Professor, ohne aufzuschauen, erwidert kurz: „Das kann gar nicht

sein! Wenn der Geldschein je dagelegen hätte, dann wäre er schon längst wieder weg.“

Genau so funktionieren Finanzmärkte: Wenn die breite Masse der Anleger glaubt, einen

Trend erkannt zu haben, ist dieser meist schon wieder kurz vor seinem Ende.

Modetrends sind gefährlich

Meine Jahresprognose für 2004 habe ich im Rahmen eines Vortrages im Februar offiziell

vorgestellt. In der anschließenden Diskussionsrunde beschäftigten sich die meisten Fragen

mit den damaligen „Modetrends“ Hedge Fonds, Gold, China, Indien und Russland.

Typischerweise haben genau diese Märkte bzw. Produkte im ersten Halbjahr 2004 die

größten Verluste eingefahren.

Die Nervosität unter den Anlegern ist in den letzten Tagen erneut deutlich angestiegen. Die

Wirtschaftspresse titelt mit negativen Kursprognosen. Die Verunsicherung unter den

Anlegern nimmt ständig zu. Das

„Handelsblatt“ schrieb „Charttechniker

warnen vor Kurssturz“. Viele Experten - vor

wenigen Wochen noch im Bullenlager - haben

nun die Seiten gewechselt und rechnen mit

größeren Kurseinbrüchen. Die Terrorangst ist

weiterhin in den Märkten als Belastungsfaktor

eingepreist, die Olympischen Spiele in Athen

und der in Kürze stattfindende Wahl-Parteitag

der Republikaner werden als mögliche Ziele

genannt. In den USA wurde die

Terrorwarnstufe bereits erhöht. Die

allgemeine Verunsicherung ist mit dem

bisherigen Jahresverlauf rational nicht zu

begründen, denn der marktbreite USLeitindex

S&P 500 hat seit Jahresanfang

September 2004

Am Allebach 19 ▪ 67688 Rodenbach ▪ Tel. 06374-9143-0 ▪ Fax 06374-9143-20 ▪ eMail: info@gruener-vm.dewww.gruener-vm.de

© Grüner Vermögensmanagement ▪ Alle Rechte vorbehalten.

für Sie an der Börselediglich

ca. 2% seines Wertes verloren, der MSCI-World ca. 2,5% abgegeben. Die

Volatilität des S&P500 war in den sechs Monaten von Januar bis im Juni dieses Jahres

extrem gering. Die monatlichen Veränderungen lagen jeweils zwischen -2% und + 2%. Eine

so geringe Schwankungsbreite beobachtete man letztmalig von Februar bis August 1964 (!).

Das Gesamtjahr 1964 erbrachte einen absoluten Ertrag von 16,5%.

Fazit

Ein größeres Wertpapierdepot professionell zu managen und die tägliche Informationsflut

sinnvoll zu selektieren, ist für viele Anleger heute ein Vollzeit-Job geworden. Wobei die

eigenen Fähigkeiten, Kenntnisse und Erfahrungen dabei stets so realistisch wie möglich

eingeschätzt werden sollten. Anleger, die ihre eigene Ausrichtung jeweils kritisch

hinterfragen, vermeiden dabei die größten Risikofaktoren: Die eigene Selbstüberschätzung

und eine selektive, ihrer jeweiligen Ausrichtung entsprechende, Wahrnehmung der Realität.

Wenn die Werke von Kahnemann, Tversky und Smith einen Hinweis zur aktuellen Lage an

den Finanzmärkten geben können, dann – mit Optimismus – vielleicht diesen: Sehr

wahrscheinlich zeichnen die diffusen Ängste vor extrem steigenden Ölpreisen, einer

erneuten Rezession, einer hohen weltweiten Staatsverschuldung, steigender Inflation und

einem kräftigen Zinsanstieg ein Bild, das negativer ist, als es sich bei einer streng rationalen

Analyse der fundamentalen Fakten ergäbe.

Für Ihre Fragen stehen wir Ihnen gerne persönlich unter 06374-9143-0 zur

Verfügung.

Wir freuen uns auf Ihren Anruf!

Mit freundlichen Grüßen

Thomas Grüner
__________________
Wenn viele Anleger dasselbe glauben, dann muss dies noch lange nicht bedeuten, dass es stimmt oder wahrscheinlich ist. Das Gegenteil ist oft der Fall.
621Paul ist offline   Mit Zitat antworten