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Alt 19-09-2004, 23:49   #4
Starlight
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Charttechnik - Die wichtigsten Trends


Charttechnik ist mehr als Kaffeesatzlesen, wenn sie vernünftig und richtig eingesetzt wird.
Als „Teufelswerk“, „Kaffeesatzleserei“ oder „amerikanische Witzchen“ bezeichneten Ende der 50er-Jahre altgediente Darmstädter Wertpapierberater seine auf Millimeterpapier gezeichneten Kursgrafiken, berichtet Hans-Dieter Schulz. Nicht allein, dass diese Kursgrafiken, allgemein Charts genannt, dem damaligen Wirtschaftsstudenten Schulz schöne Gewinne bescherten. Inzwischen schaut die gesamte Wertpapierindustrie auf Charts: Die Kursgrafiken eroberten Zeitungen, Zeitschriften sowie Fernsehen und Internet. Und auf Grund seiner präzisen Analysen in der Telebörse gilt der Darmstädter Dr. Schulz inzwischen als (Alt-)Meister der Charttheorie und bisweilen auch als Börsenguru. Doch was verbirgt sich hinter der für viele recht kompliziert ausschauenden Charttechnik?

Zwei Dinge sind besonders für Einsteiger wichtig: Erstens enthalten Märkte selbst bereits viele Informationen, die sich sowohl im Verlauf der Kurse wie auch in den Börsenumsätzen (in der Regel die Anzahl der gehandelten Aktien innerhalb eines bestimmten Zeitraums) widerspiegeln. Beispielsweise sind die so genannten fundamentalen Daten eines Unternehmens wie die Marktstellung einer Firma, ihre letzte Bilanz beziehungsweise ihr letzter Quartalsbericht und selbst die ihr zugebilligten Zukunftsperspektiven alle im aktuellen Kurs verarbeitet.

Oft weiß der Markt bereits mehr. Klettert ein Aktienkurs stetig bei hohen Umsätzen, erfolgt häufig wenig später eine positive Meldung oder es kommt gar zu einer Übernahme der Gesellschaft. Fällt ein Kurs in kurzer Zeit kräftig, sollten Anleger dies als Wetterleuchten werten. Oft erfolgt danach eine Warnung, dass der Gewinn niedriger niedriger als erwartet ausfällt, mitunter droht der Konkurs einer Aktiengesellschaft. Besonders Privatanleger sollten wissen: Es gibt fast immer andere Marktteilnehmer, die mehr Informationen über eine Aktie oder bestimmte Märkte haben. Ihr Verhalten spiegelt sich in der Kursentwicklung und – ganz wichtig – in der Umsatzentwicklung wider. Denn die Umsätze zeigen, wie stark die Käufer oder Verkäufer sind. Zweitens verläuft die Entwicklung an Wertpapiermärkten in Trends. Dies macht sich die Charttechnik, auch technische Analyse genannt, zu Eigen, indem sie versucht, Trends und Trendwenden zu identifizieren.



Richtig die Signale deuten BRINGT BARES GELD

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Anleger, die in Charts sichtbare langfristige Trends genutzt haben, waren außerordentlich erfolgreich. Beispielsweise brach der Deutsche Aktienindex Dax Anfang der 80er-Jahre aus seiner Seitwärtsbewegung aus und kletterte von 1982 bis 1986 von 500 auf 1600 Punkte. Selbst wer die Spitzen nicht erwischte, konnte damals sein Vermögen verdoppeln. Und von 1995 bis ins Frühjahr 2000 kletterte der Dax von 2000 bis auf 8000 Zähler in der Spitze. Wer auf Charttechnik setzte, erzielte in dieser Jahrhundert-Hausse satte Gewinne. Vor allem: Die Entwicklung der Kurven signalisierte spätestens ab Mitte 2000 einen Bruch des Aufwärtstrends. Während zahlreiche Wertpapieranalysten im Lichte des vorangegangenen Aufschwungs noch zum Aktienkauf aufriefen, bildlich gesprochen also in ein bereits „fallendes Messer“ griffen, hatten die Charttechniker schon zum Rückzug geblasen.


Was zählt, IST DER TREND

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Kein Wunder, dass vor diesem Hintergrund das geflügelte Wort der zuerst in Amerika entwickelten Charttechnik lautet: „The trend is your friend“ – „Der Trend ist dein Freund.“ Erfolgreiche Wertpapierhändler wie US-Pro. Ed Seykota schränken jedoch ein: „Der Trend ist dein Freund – außer am Ende, wenn er sich umkehrt.“ Vor allem kurzfristige Trends sind nicht immer einfach zu durchschauen. Privatanleger sollten sich aber an langfristigen Trends orientieren, die meist leichter auszumachen sind. Ein wichtiges Instrument dabei sind Trendlinien. Sie verknüpfen etwa beim Zeichnen eines Trends in einem bestimmten Zeitraum entweder mehrere Hochs oder mehrere Tiefs in einem Chart. Fast jeder interessierte Laie kann nach kurzer Zeit brauchbare Trendlinien einzeichnen. Ein weiteres Mittel, um Trends zu identifizieren, sind so genannte gleitende gleitende Durchschnitte. Diese bilden die Durchschnittskurse über die letzten 10, 38, 100 oder 200 Tage ab. Die so genannte 200-Tage-Linie, welche die Kurse der letzten 200 Tage berücksichtigt, ist ein guter Indikator für den langfristigen Trend. Eine aufwärts gerichtete 200-Tage- Linie gilt als Zeichen für einen Aufwärts trend. Positiv bewerten es Techniker, wenn der Kurs einer Aktie die magische Linie auf Dauer nach oben durchbricht. Gefährlich wird es, wenn der Kurs einer Aktie unter die 200-Tage-Linie fällt und die magische Linie an Schwung zu verlieren beginnt, um letztendlich nach unten zu drehen.



Auch die Umsätze MÜSSEN STIMMEN

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Neben den Charts sind die Börsenumsätze ein wichtiges Hilfsmittel. Die Amerikaner sagen: „The volume goes with the trend“ – „Die Umsätze bewegen sich mit dem Trend.“ Werden in der Aufwärtsbewegung einer Aktie die Umsätze schwächer, erlahmt das Kaufinteresse. Ein Trendbruch wird wahrscheinlich. Entsprechend zeigen niedrigere Umsätze in der Abwärtsbewegung aber auch das Auslaufen eines Abwärtstrends an. Klettern hingegen danach die Aktienkurse bei hohen Umsätzen, wie beispielsweise im Dax Mitte der 90er-Jahre geschehen, so deutet dies auf einen beginnenden, starken Aufwärtstrend hin. Kurse und Umsätze sagen: Der Markt will nach oben und er hat die Kraft dazu.


Selbst Charttechnik HAT IHRE GRENZEN
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Darüber hinaus verfügen technische Analysten über ein reichhaltiges Instrumentarium, um Hinweise auf Trendwechsel auszumachen. Wichtig sind vor allem so genannte Chartformationen wie Schulter-Kopf-Schulter, doppelter Boden (W-Formation) oder doppeltes Hoch (M-Formation), die auf Trendwechsel hindeuten und meist früher als die eher langsame 200-Tage-Linie Signa le liefern. Trotz der überzeugenden Ergebnisse sollten Anleger nicht alles, was ihnen die Charttechniker erklären, als sicher eintreffende Entwicklung nehmen. Private Anleger sollten daher vor allem zwei Börsenweisheiten aus der Charttheorie mitnehmen: „Greife nicht in ein fallendes Messer“ und noch einmal „the trend is your friend“


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