27.09.04 |
Mit einer riesigen Modellpalette will die Fotobranche zur Photokina jedem Käufer, vom Einsteiger bis zum Profi, die optimale Digicam bieten.
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Von Matthias Matting und Christian Pantle
Seit drei Jahren arbeitet der Werbefotograf Wolfgang Krautzer ausschließlich mit digitalen Kameras. Die Technik sei inzwischen ausgereift, meint der Österreicher – so sehr, dass der Faktor, der die Bildqualität am stärksten beeinträchtigt, nun hinter der Linse zu finden sei. „Für die meisten missglückten Aufnahmen sind nicht die Geräte verantwortlich, sondern mangelndes fotografisches Grundwissen", erklärt der Praktiker, der auch am Zentrum für Bildwissenschaften der Donau-Universität Krems lehrt.
Dass selbst günstige Vertreter der Kompaktklasse, richtig bedient, bis zu 40 mal 60 Zentimeter große Abzüge in bester Qualität liefern, hat das traditionelle Megapixel-Rennen der Hersteller bisher nicht stoppen können. So werden auf der am Dienstag in Köln beginnenden Bilder-Messe Photokina 7- und 8-Megapixel-Kameras gleich bei mehreren Ausstellern zu sehen sein. „Die Zahlen werden noch weiter steigen", prophezeit Edward Lee, Digitalfotoexperte beim Marktforschungsunternehmen InfoTrends/Cap Ventures in den USA, „nicht weil die Kunden noch mehr Pixel wünschen, sondern weil die Hersteller ihre Produkte von den Foto-Handys abgrenzen wollen“. Denn in Asien haben Casio und Samsung bereits Mobiltelefone präsentiert, die drei Millionen Bildpunkte aufnehmen.
Knipsende Klassengesellschaft
Immerhin hat die im rasanten Aufschwung befindliche Branche erkannt, dass es nicht mehr genügt, sich über einen einzigen technischen Wert von der Konkurrenz zu unterscheiden. Sie zeigt in Köln eine Reihe von Geräten, die sich durch ganz spezielle Features von der Masse abheben sollen. So wie die Autoindustrie regelmäßig neue Fahrzeugklassen einführt, versucht die Fotobranche nun, jedem Anwender ein bestens auf seine Bedürfnisse zugeschnittenes Gerät zu verkaufen – oder mehrere.
Eine solche Kategorie sind die Superzoom-Kameras für extreme Fernaufnahmen wie die Panasonic FZ20 mit bis zu zwölffacher optischer Vergrößerung. Ergänzt wird diese durch spezielle Weitwinkelgeräte wie die Nikon Coolpix 8400, die einen ungewöhnlich großen Bildausschnitt einfängt. Auf der anderen Seite sollen besonders simpel bedienbare Apparate Einsteiger locken: Bei der 170 Euro teuren Olympus C370 Zoom etwa sind wichtige Tasten für nur je eine Funktion zuständig.
Folgen des Megapixelwahns
Als weitgehend gelöst darf mittlerweile ein Problem gelten, das eine Folge des Megapixelwahns vergangener Jahre war: Einige neue Kameras produzierten trotz höherer Auflösung durch zunehmende Farbstörungen schlechtere Bilder. „Unsere Tests zeigen, dass die Hersteller dazugelernt haben", meint Florian Schuster, stellvertretender Chefredakteur des Fachmagazins „Chip Foto-Video digital“. „Denn nicht nur das Bildrauschen ist besser geworden, sondern auch die Auslöseverzögerung.“ Zwischen dem Abdrücken und der Aufnahme vergingen früher oft Sekunden – ein Ärgernis, das etwa Schnappschüsse unmöglich machte. „Nun ist der Zeitabstand fast durchgehend unter einer halben Sekunde", lobt Schuster.
Gute Optik
An die Grenzen der Technik stoßen mittlerweile extrem flach designte Kameras wie die Exilim Card EX-S100 von Casio oder die Cybershot T3 von Sony. Sie vermeiden zwar unschöne Beulen in Handtäschchen und Sakkos. Gläserne Linsensysteme lassen sich jedoch ohne Verlust an Bildqualität nicht beliebig verkleinern. Eifrig suchen die Firmen deshalb nach neuen Materialien, die Casio in durchsichtiger Keramik gefunden zu haben glaubt.
Auf dem Weg zum perfekten Bild wollen einige Hersteller jetzt sogar an dem Punkt nachbessern, den Dozent Krautzer als eigentliche Schwachstelle im System ausgemacht hat: dem Anwender. HP etwa hat in neue Kameramodelle eine Software namens Real Life integriert. Die soll Fehler des Kamerabesitzers kaschieren, indem sie zum Beispiel automatisch unterbelichtete Zonen eines Fotos korrigiert, ohne die anderen Bildbereiche zu beeinträchtigen.
http://focus.msn.de/hps/fol/newsausg...be.htm?id=6936