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Alt 14-10-2004, 06:58   #44
Starlight
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TECHNISCHER MORGENKOMMENTAR 14. OKTOBER 2004


Allgemeine Beurteilung
Die Reaktionsansätze in der Öl-Preis-Entwicklung halten sich zur Zeit deutlich in Grenzen. Im Umkehrschluss fallen die Erholungsversuche auf der Aktienseite kaum ins Gewicht. Sehen wir uns die Kursverläufe der international wichtigsten Aktien-Indizes an, beginnen sich die abwärts ausgerichteten Bewegungsimpulse von Ende letzter Woche zu tertiären Abwärtstrends auszubilden.

Auch wenn direkte, zeitnahe Korrelationen zwischen einem Öl-Preis-Anstieg und einem fallenden Aktien-Preis nicht in einem wirklich handelbaren Verhältnis zueinander stehen, so können wir dennoch folgenden Fakt festhalten:

- in beiden börsengehandelten Werten liegt uns aktuell eine hohe Bewegungsdynamik vor, bzw. beginnt sich aufzubauen.

Konkret zeigt sich dies am Reaktionsverhalten. Der Öl-Preis nimmt kaum Korrekturmöglichkeiten auf der Unterseite an, trotz einer deutlich überhitzten Marktverfassung. Dies zeigt sich in der Tatsache, dass bisher nicht einmal im Ansatz ein mögliches minimales Reaktionspotential ausgeschöpft wurde und in diesem Zusammenhang der gestrige Schlusskurs wieder am Tageshoch liegt.

Auf der Aktienseite fallen uns dazu einige Aspekte mehr auf:

- die mittelfristig relevante Bewegungsdynamik, bezogen auf die (zum überwiegenden Teil noch intakten) sekundären Aufwärtstrends, lässt bereits seit zwei Handelswochen nach, gleiches gilt für die Schwungkraftentwicklung im taktischen Zeitfenster (auf diesen Sachverhalt wiesen wir bereits mehrfach hin).

- der Verlauf der gestrigen Erholungsansätze zeigt auf der anderen Seite einen deutlichen Zuwachs an abwärts ausgerichteter Schwungkraft und Dynamik. In der Konsequenz müssen wir somit wohl unterstellen, dass sich damit die Stabilität der jungen, abwärts ausgerichteten Bewegungsimpulse erhöht.

- aus markttechnischer Sicht fallen zudem die, der Reihe nach kippenden „long-set-up´s“ in den Kursverläufen der Aktien-Indizes auf. Zumindest unter diesem Aspekt beenden immer mehr, der von uns beurteilten Börsenbarometer, ihre Aufwärtstendenzen.

Als allgemeine Schlussfolgerung halten wir fest:

(1) bezogen auf den aktuellen Reaktionsverlauf in den Aktien-Indizes ist die Wahrscheinlichkeit eines Auslaufens der sekundären Aufwärtstrends in ihrer bisherigen Definition deutlich gestiegen. Im aktuellen Bewegungsfraktal halten wir die Ausbildung breit gefasster Konsolidierungszonen für die nächsten Tage / Wochen noch für das optimistischste Szenario.

(2) eine Wiederaufnahme der Aufwärtsbewegung, verbunden mit einem raschen neuen Bewegungshoch, ist aus unserer Sicht heraus dagegen aktuell wohl eher wenig wahrscheinlich. Als Hauptargument für diese Aussage verweisen wir auf die sich aktuell entfaltende Bewegungsdynamik und Schwungkraft in den tertiären Abwärtstrends auf der Aktienseite.

(3) damit „endet“ hier auch unsere bisherige, grundsätzlich optimistische Erwartungshaltung für die Aktienmärkte, welche wir seit Mitte August formulierten.

Einzelmarktbetrachtung

(Öl-Preis)

Sowohl im Nordsee-Öl Brent Crude Oil, als auch im WTI Cushing Spot, dominieren unverändert intakte Aufwärtstrends, bestätigt über alle sinnvollen Zeitfenster (primär, sekundär und tertiär). Der gestrige Reaktionsansatz, der sich im Brent bereits am Dienstag über eine so genannte shootingstar Bildung andeutete (siehe gestrigen Morgenkommentar), verlief äußerst mager und setzte sich auch nur über die erste Hälfte der Handelszeit durch. Am Tagesende schloss der Markt am Tageshoch.






Aus charttechnischer und zum Teil auch aus markttechnischer Sicht heraus müssen wir unterstellen, dass die Grundtendenz weiter aufwärts ausgerichtet bleibt. Der Öl-Preis ist markttechnisch gesehen überkauft – kurzfristig kann diese Aussage durchaus getroffen werden – doch die noch bestehende, mittelfristig relevante Bewegungsdynamik scheint ungebrochen hoch zu sein und relativiert damit diesen Sachverhalt.

Selbst wenn wir annehmen können, dass sich der Öl-Preis jetzt irgendwo in der letzten Phase der Aufwärtsbewegung befindet, fehlen uns ganz klar Indikationen, die ein breites Engagement auf der Short-Seite rechtfertigen würden.

In der praktischen Konsequenz heißt dies:

- sollten im Zuge der shootingstar–Bildung vom Dienstag Long-Positionen aufgelöst worden sein, bleiben wir jetzt neutral und warten die nächsten Tage ab.

- bestehen noch immer Long-Positionen, halten wir eine engmaschige Stop-Kurs-Absicherung für notwendig.

- Neu-Positionierungen auf der Long-Seite stellen wir mit Blick auf die überkaufte Marktlage zurück.

- wurde im Zuge der shottingstar-Bildung am Dienstag eine spekulative Trading-Short-Position aufgebaut, bleibt der Stop-Kurs am Bewegungshoch bei 51.86 USD platziert.

(Bund-Future)

Der Bund-Future (Dezember-Kontrakt) überwand am Dienstag die angenommene obere Begrenzung einer angedachten Konsolidierungszone bei 116.18 und setzte damit seinen unverändert gültigen und absolut intakten Aufwärtstrend fort. Mit der gestrigen Tagesentwicklung wurde der Anstieg vom Vortag bestätigt.





Grundsätzlich bleiben wir damit für die Entwicklung des Renten-Futures strategisch optimistisch und rechnen mit einer mittelfristigen Fortsetzung des Kursanstieges. Aktuell lassen sich keine technischen Indizien herleiten, welche einen unmittelbar bevorstehenden Richtungswechsel unterstellen lassen.

Sinnvolle Widerstände lassen sich im Kursverlauf des Bund-Futures (Dezember-Kontrakt) derzeit nicht mehr herleiten, Unterstützung erwarten wir dagegen in den Bereichen um 116.18, darunter um 115.74 und dann im Bereich um 115.32 / 11512.

(International wichtige Aktien-Indizes)

Eine sich ausbildende, junge Abwärtstendenz, können wir mit unterschiedlichem Ausbildungsgrad mittlerweile in der Mehrheit der von uns beurteilten Börsenbarometern feststellen. Die bisher deutlichste Ausprägung liegt uns in den US-Indizes vor, allen voran im Dow Jones Index, der bereits im September die stärkste, abwärts ausgerichtete Korrektur auf den August-Trend vollzog. Im Zuge der gestrigen Abschwächung unterschritt dieser Index auch die definierte Signalebene (Unterstützung) im Bereich um 9977 (Tagestief bei 9957), konnte sich zum Handelsende hin jedoch wieder etwas erholen. (Siehe hierzu den heutigen Tageskommentar).





Grundsätzlich unterstellen wir in den US-Aktien-Indizes jedoch weiterhin eine sich auf breiter Front ausbildende Kursabschwächung, die (aus aktuellem Blickwinkel heraus) bestenfalls der Beginn einer breit gefassten Konsolidierungszone werden könnte, wobei die Zonengrenzen noch nicht definiert sind.

Zeigte sich in den letzten Monaten der Hang Seng Index (Hongkong) als überaus stabil (wir wiesen auf dessen extrem hohe innere Stärke immer wieder hin), so schwächt sich auch hier die zu Grunde liegende Bewegungsdynamik nachhaltig ab und der junge, laufende Abwärtsimpuls nimmt an Beschleunigung zu. Als Beleg verweisen wir auf die heutige Lückenbildung mit einer Ausprägung, wie wir sie in der Form schon lange nicht mehr sahen. Praktisch gehen wir davon aus, dass auch die „Storry Hongkong“ zumindest technisch gesehen wohl vorerst gelaufen ist. Die aktuell gültigen Chartmarken definieren sich hier in den Bereichen um 12884 (untere Begrenzung einer seit Mitte September gültigen Konsolidierungszone) und 13402 (obere Zonengrenze und erwarteter massiver Widerstand).





Im japanischen Nikkei 225 setzt sich seit einigen Tagen wieder ein tertiärer Abwärtsimpuls innerhalb einer breit gefassten Konsolidierungszone durch. Die hier definierten Bereichsgrenzen liegen aktuell um 10737 (untere Begrenzung), sowie um 11408 (obere Begrenzung).


top

DAX

Widerstände: 4000 (O), 4078 (u), 4099 (u), 4156 / 4175 (u);
Unterstützungen: 3848 (u), 3836 (u), 3778 (u);

Aktuelle Korrekturpotentiale, bezogen auf den jüngsten sekundären Aufwärts-
trend im DAX INDEX:

3926 / 3903 Minimumkorrektur
3849 Normalkorrektur
3794 / 3772 Maximumkorrektur


Nach einem recht freundlichen Handelsstart und einer festen Entwicklung bis in den frühen Nachmittag hinein, riss der Kursverlauf des deutschen Aktien-Index DAX am späten Nachmittag ab und folgte den fallenden US-Märkten. Im Ergebnis wurde zügig das bis dahin gültige Tagestief unterschritten, was im intraday-Handel weitere Verkaufswellen auslöste, die zum Handelsende hin zu einer beschleunigten Kursabschwächung führten.





Ordnen wir diese Entwicklung in das allgemeine Kursbild des DAX ein, liegt uns für den heutigen Handelstag folgende technische Ausgangslage vor:

(1) unter strategischen Gesichtspunkten können wir noch immer einen charttechnisch gültigen Aufwärtstrend unterstellen, der markttechnisch jedoch nicht mehr bestätigt wird und somit nicht mehr als handelbar angesehen werden sollte.

(2) sehen wir uns die Korrekturpotentiale, bezogen auf die gesamte Wegstrecke des Sekundärtrends seit Mitte August an, sollte heute die errechnete Minimumkorrektur bei etwa 3926 / 3903 erreicht werden (im Future wurde das vergleichbare Niveau per gestern bereits „an der Oberkante“ erreicht). Da die Wegstrecken der Reaktionsschübe absolut gesehen immer länger werden, unterstellen wir im DAX einen recht deutlichen Rückgang an Bewegungsdynamik im Bezug auf den sekundären Aufwärtstrend. Diese Annahme spiegelt sich auch im Kurvenverlauf des ADX-Indikators wider.

(3) in der Konsequenz unterstellen wir somit auch hier ein Nachlassen der Trendstabilität. Sehen wir uns den Wochenchart des DAX an, zeigt sich, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit der sich über die Monate hinweg fortsetzende Angebotsüberhang auf aktuellem Kursniveau noch immer als beständig erweist.






(4) über die trendfolgenden Indikatoren, welche wir in Kombination zueinander jedem Kursverlauf als Richtungsfilter unterlegen, wird uns für den DAX mittlerweile ein short-set-up ausgewiesen, ein Sachverhalt, der die deutlich eingetrübte markttechnische Seite dokumentiert.

In der Konsequenz halten wir fest:

- wir gehen jetzt davon aus, dass es in kurzfristig überschaubarer Zeit kein neues Bewegungshoch und damit keine Fortsetzung des Sekundärtrends geben wird.

- strategisch gesehen, wäre das derzeit wohl optimistischste Szenario eine sich seitwärts ausbildende Konsolidierungszone, hierzu fehlen uns jedoch noch die entsprechenden Indizien, mit denen sich diese (vorsichtige) Erwartungshaltung argumentativ untermauern liesse.

- im Gegensatz dazu halten wir das Risiko auf weiter fallende Kurse in Richtung 3850 (wäre in etwa der Bereich, an dem sich die nächst tiefer liegende, sinnvoll herleitbare Unterstützung befindet), für recht hoch.




In der Umsetzung dieser Überlegungen heißt dies:

- wir stellen jegliche Neupositionierung auf der Long-Seite zurück, sofern diese keinem systematisch getesteten Regelwerk folgt.

- strategische Positionsaufbauten fallen in einer Phase wie dieser ohnehin aus, egal ob auf der Long- bzw. Short-Seite. Hierzu ist die Volatilitätsveränderung der letzten Tage einfach zu hoch und zu heftig verlaufen, als das wir hier ein akzeptables Chance- / Risikoverhältnis unterstellen können und wollen.

- unser Hauptaugenmerk legen wir lediglich auf taktische Positionierungen.

Praktische Konsequenzen

- wurde am Dienstag Abend eine spekulative Trading-Long-Position im FDAX aufgebaut (siehe Ausführungen im Abendkommentar vom Dienstag und im gestrigen Morgenkommentar), so boten sich per gestern ausreichend gute Gelegenheiten, diese gewinnbringend zu schliessen.

- über Nacht blieben wir neutral.

- für den heutigen Handelstag interessieren uns die gestrigen Tagesextreme, wobei wohl nur das gestrige Tagestief von Relevanz sein sollte. Eröffnet der FDAX unterhalb der 3942 (gestriges Tief im FDAX), wird dieses Niveau zum Long-Trigger (Signalgeber) mit Kurs-Ziel bei 3972 und einem Stop-Kurs bei 3917. Wird im Falle einer Positionseröffnung keiner der Ziel- / Stop-Kurse erreicht, schliessen wir die Position nahe Handelsschluss.

- eröffnet der FDAX oberhalb der 3942, haben wir mit den hier angewandten Regelwerken keinen Handelsbedarf.

Wir wünschen Ihnen einen erfolgreichen Handelstag !!

Uwe Wagner

Quelle: SysTrade

Geändert von Starlight (18-10-2004 um 06:34 Uhr)
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