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Alt 18-11-2004, 18:16   #84
Starlight
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Die Börse hat Angst vor Rinderwahn

Man scheint sich ja gerne zu fürchten an der Wall Street. Und wenn es nicht der internationale Terrorismus ist oder der nächste Weltkrieg unter Präsident Bush, dann muss im Notfall wieder mal eine Kuh herhalten: Irgendwo in Amerika könnte unter Umständen ein Fall von BSE aufgetreten sein – und die Börse reagiert panisch.

Dabei ist noch überhaupt nicht klar, ob und wo ein Tier wirklich an Rinderwahn erkrankt ist. Seriöse Anleger müssen also nicht zu Telefon und Computer hetzen und massenweise Aktien von McDonald’s und Tyson Foods abstoßen. Am Donnerstagvormittag hat zunächst lediglich das Landwirtschaftsministerium in Washington bekannt gegeben, dass es bei einem untersuchten Tier Verdachtsmomente gebe, die man noch näher erwägen müsse.

Die Presseerklärung des Ministeriums als einen Aufruf zum „aggressiv verkaufen“ zu verstehen ist umso unsinniger, als die Verfasser eigens darauf hinweisen, dass die Proben unschlüssig sind und dies wiederum bei der Untersuchung hunderttausender Rinder nun hin und wieder vorkommt.

Egal, die Wall Street verkauft bereits alles, was irgendwie mit Rindfleisch zu tun haben könnte. So rot wie ein blutiges Stück Steak notiert die Aktie von Smith & Wollensky, dem bekannten New Yorker Steakhaus, dessen Ableger mittlerweile in ganz Amerika frequentiert werden können. Nicht viel besser sieht es bei den Fleischvertreibern Tyson Foods und ConAgra aus.

Das indes die Aktie von McDonald’s im Minus steht, ist fast schon lachhaft. Der Fastfood-Riese, dessen Börsenwert sich in den letzten Monaten dramatisch erholt hat, macht mittlerweile mit allen möglichen Nicht-Rindfleisch-Produkten mehr Geld als mit dem herkömmlichen Burger. Vor allem die Salate haben das Unternehmen jüngst auf die Gewinnstrecke gebracht. Dass eine kranke Kuh in Iowa oder sonstwo allzuviele Fastfood-Jünger in Scharen in die Gemüseläden treibt, ist nicht zu befürchten.

Trotzdem steht neben McDonald’s auch die Konkurrenz im Minus: Wendy’s verliert ebenso wie Jack in a Box.

Dass die Reaktion der Börse verfrüht kommt, zeigt ein Blick auf die letzten beiden BSE-Fälle in den USA. Vor etwa einem Jahr wurde die Erkrankung auf eine Kuh aus Kanada zurückgeführt, amerikanische Herden waren gar nicht betroffen. Und ein weiterer Fall im Juni diesen Jahres entpuppte sich gänzlich als Fehlalarm.

Lars Halter - © Wall Street Correspondents Inc.
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