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Alt 24-11-2004, 08:23   #86
Starlight
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Donald Trump: Kein As im Ärmel

Der Wolkenkratzer „40 Wall Street“ ragt nur einen halben Block von der Börse 282 Meter hoch in den New Yorker Himmel. Über seinem Eingang dehnt sich etwa zwanzig Meter breit ein Name, der New York geprägt hat: „Trump Building“ steht da auf einem der Vorzeige-Objekte Donald Trumps an der Wall Street, dem einzigen heutzutage.

In Donald Trumps Immobilien-Imperium hatte „40 Wall Street“ schon immer einen besonderen Platz. Vielleicht liegt das daran, dass das Gebäude 1929 in der rekordverdächtigen Bauzeit von nur zehn Monaten entstand und im Rahmen des damaligen Wolkenkratzer-Wettrennens auch einmal das höchste Gebäude der Welt war. Dieser kompetitive Aspekt in der Geschichte dürfte Trump eher begeistert haben als „die hypnotisierende Schönheit und Pracht“ des Wolkenkratzers, die der gescheitelte Milliardär in seiner Biographie lobt.

Wie auch immer, als der junge Donald Trump erstmald auf die Immobilie im Finanzdistrikt aufmerksam wurde, war sie voll vermietet und unerschwinglich. Trump behielt sein Ziel im Auge, sah nach mehreren Eigentümerwechseln und einem gescheiterten Renovierungs-Versuch durch ein Unternehmen aus Hongkong seine Chance: Er kaufte „40 Wall Street“ im rechten Moment für 1 Million Dollar und festigte seinen Ruf als einer der größten Deal-Maker an der Wall Street.

Wenn die New Yorker Broker heute auf dem Weg zum und vom Parkett an „40 Wall Street“ vorbeigehen, dann sehen sie ein einsames Zeugnis von Trumps großer Vergangenheit an der Südspitze Manhattans. Sicher, auch auf dem Parkett kursieren immer wieder Geschichten um seine Erfolgs-Fernsehshow „The Apprentice“, und die neuerliche Superpromimenz von „The Donald“.

Doch um das einzige börsennotierte Unternehmen aus der schwer überschaubaren Trump-Gruppe scheint es nicht gut bestellt. Erst vor wenigen Monaten hatten Trump und ein Komnsortium unter Führung der Credit Suisse First Boston versucht, über Millionen-Kredite und eine Umstrukturierung einen Konkurs der Trump Hotel & Casino Resorts Inc. zu vermeiden. Allein, es hat nicht geholfen: An diesem Montag hat das Unternehmen Gläubigerschutz nach Chapter 11 gesucht.

Das muss nicht das Aus für das Unternehmen bedeuten. Nach einem neuerlichen Zuschuss von 400 Millionen Dollar von beiden Seiten wird der Immobilien-Guru seinen Mehrheitsanteil an der Gruppe verlieren, die ein Kasinoschiff auf dem Lake Michigan und die drei Trup-Kasinos Taj Mahal, Marina und Plaza in Atlantic City umfasst. Künftig gehören nur noch 25 Prozent der Anteile dem Namensgeber Trump, der sein Signum aber auch weiterhin auf jedem Spielchip und jedem Hotelzimmerschlüssel finden wird – die Marke ist nach wie vor Gold wert.

Mit einer Mischung aus Bewunderund und Schadenfreude verfolgt die Wall Street dieser Tage jede Äußerung von Donald Trump zur Zukunft seines Unternehmens: Der posaunt am Dienstag gewohnt selbstbewusst, dass das Unternehmen durch den Gläubigerschutz gestärkt würde und wie Phönix aus der Asche den Spielbetrieb im Zockerparadies an der Ostküste weiter dominieren werde.

Vorher könnte sachliche Zurückhaltung von Nöten sein. Denn vor der Lösung aller Probleme steht Einsicht, und mit der hapert es b ei „The Donald“ traditionell. So sieht er auch heute die Ursachen für seine Wall-Street-Pleite in der schwachen Konjunktur, die den Spielbetrieb in den Kasinos dramatisch gebremst habe.

Das ist natürlich nicht ganz richtig: Denn während Trump in Atlantic City Millionen verlor, baute ihm die Konkurrenz das „Borgata“ vor die Tür. Das jetzt größte Casino im Küstenstädtchen scheint zu boomen, eine etwa eine Milliarde Dollar teure Kooperation von MGM Mirage und Boys Gaming zahlt sich aus.

Auch aus Las Vegas hört man wenig Klage, aber immer neue Erfolgsmeldungen. MGM Mirage hat gerade für 4 Milliarden Dollar eine Erweiterung des berühmten „Strip“ um 25 Hektar angekündigt, der Casino-Mogul Steve Wynn baut derweil ein 1500-Zimmer-Hotel samt Spielhölle und Show-Tempel für 2,5 Milliarden Dollar. Und wer sich gar nicht so sehr vor Ort umhört, findet auf dem M&A-Markt Beweise dafür, dass es nicht allen Casino-Unternehmen schlechte geht: Im Juni übnernahm MGM Mirage für 4,8 Milliarden Dollar die Mandalay-Gruppe, und wenige Wochen später folgte Harrah’s mit der 5,2 Milliarden Dollar schweren Übernahme von Caesar’s.

An der Börse ist es eben wie im Casino: Der eine hat gute Karten und der andere schlechte. Doch, gottseidank, wird wieder wird neu gegeben.

Lars Halter - © Wall Street Correspondents Inc.
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