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Alt 04-12-2004, 21:06   #93
Starlight
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Wie Microsoft Börse und Verbraucher stärkt

An einem bescheidenen Plus von weniger als einem Prozent am Freitag oder gar einem Minus im Donnerstagshandel sieht man der Microsoft-Aktie gar nicht an, was für einen Anteil sie am grünen Trend der Hightechs hat. Und doch: Wenn Computer-, Chip- und Onlinewerte in den nächsten Tagen klettern, dann dank des Software-Riesen.

Ein Blick auf den November-Chart der Aktie offenbart auf einen Blick, dass Microsoft etwas besonderes ist – oder war, respektive hatte. Zur Monatsmitte nämlich verlor das Papier etwa zehn Prozent an Wert, was ganz genau drei Dollar entsprach. Was war geschehen? Microsoft hatte Aktionären eine Sonderdividende in eben dieser Höhe versprochen, deren Stichtag ausgelaufen war.

Mittlerweile sind die Schecks an die Aktionäre in der Post, und darüber freuen sich nicht nur Microsoft-Eigner. Sicher, die profitieren zunächst einmal von der Ausschüttung. Allen voran Firmengründer Bill Gates, der fast 3 Milliarden Dollar kassiert. Da der Multimillionär die Kohle aber vor Weihnachten nicht wirklich selbst braucht, hat er den ganzen Betrag ohne Umweg in seine Stiftung gesteckt.

Von anderen privaten Anteilseignern, darunter CEO Steve Ballmer, ist nicht bekannt, wie sie ihre Sonderdividende verwenden.

Umso mehr offenbart ein Blick auf die institutionellen Anleger. Ganze 1350 Anlagefonds haben Microsoft im Portfolio, darunter namhafte Großinvestoren wie Fidelity, Putnam Investors oder T. Rowe Price. Deren Manager dürften die Sonderausschüttung direkt wieder in den Markt stecken. Nun kann es durchaus sein, dass mancher Microsoft nachkaufen wird, die Regel ist das aber nicht.

„Unser Fond ist breit diversifiziert, und wir wollen neues Kapital ebenso breit streuen“ erklärt Kevin Divney, der Manager des New Opportunity Fund by Putnam. Und Tom McManus, der Aktienstratege der Bank of America, meint: „Andere Fonds dürften das neue Kapital sogar aus dem Hightech-Sektor heraus in andere Branchen verlegen.“

Damit spielt McManus zwar nur auf eine kleine Zahl von Fonds an, da die meisten Microsoft-Großaktionäre sehr wohl Hightech-orientiert sind. Doch ist eine Tendenz klar: Die Microsoft-Dividende wird größtenteils in Aktien anderer Software- und Hardwarefirmen fließen, in Aktien von Peoplesoft und Siebel Systems, beispielsweise, oder in Adobe Systems und BEA Systems.

Auch Online-Riesen wie Yahoo und Ebay, vor allem aber der trotz seines hohen Kurses immer noch interessante Börsenneuling Google rücken durch den Geldsegen wieder ins Blickfeld manches Anlegers.

Allerdings wird sich die Dividendenzahlung von Microsoft keineswegs nur auf den Aktienmarkt auswirken. Zwar halten Fonds den Löwenanteil der Papiere, doch entfallen von insgesamt 32 Milliarden Dollar immerhin ganze 9 Milliarden Dollar auf private Aktionäre. Diese Größenordnung verlangt einen politischen Vergleich: Das Kindergeld, das Präsident Bush im Wahlkampf als Segen für die US-Verbraucher dargestellt hat, macht 14 Milliarden Dollar aus.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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