Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 22-12-2004, 20:11   #109
Starlight
TBB Family
 
Benutzerbild von Starlight
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 33.345
Pharma im Schatten der Schmerzmittel

Rotwein ist gesund, heißt es jedenfalls. Oder ist Weißwein möglicherweise viel gesünder? Fällt die Dosierung des alkoholischen Nektars wiederum zu reichhaltig aus, droht der Leber ein Infarkt; ob Rot- oder Weißwein spielt keine Rolle. Was die Sicherheit von Schmerzmitteln betrifft, dürften Verbraucher mittlerweile ähnlich verwirrt sein.

Während Merck das Arthritis-Medikament Vioxx vom Markt nehmen musste, stellt Pfizer vorerst die Vermarktung von Celebrex ein. Zwei COX-2-Inhibatoren, die einst als besonders sicher galten. Nun wird sich eine Expertenkommission der US-Gesundheitsbehörde Anfang des Jahres mit der Frage der Sicherheit aller Cox-2-Inhibitoren beschäftigen.

Obwohl Pfizer die Zulassung für Celebrex nicht verlieren dürfte, verlor der Pharma-Konzern binnen nur zwei Handelstagen einen Marktwert von rund 30 Milliarden Dollar. Panikartig ergreifen Investoren die Flucht, ungeachtet der fundamentalen Fakten. Muss sich der Dow Jones-Wert von dem Medikament verabschieden, dürfte der Ertrag pro Aktie in 2005 um voraussichtlich 15 Prozent sinken. Daran gemessen ist ein Großteil der schlechten Nachrichten im Kurs längst reflektiert.

Erschwerend kommt hinzu, dass auf dem Parkett der New Yorker Aktienbörse nur wenige Ärzte und Mediziner vertreten sind. Kaum jemand versteht den Unterschied zwischen einem COX-2-Inhibatoren oder einem auf Ibuprofen oder Naproxen basierenden Medikament. Statt blind ins Messer zu laufen, trennen sich Investoren voreilig von den ins Visier der Gesundheitsbehörde geratenen Unternehmen.

Kaum ist ein Tag vergangen, schon steht das nächste Schmerzmittel im Mittelpunkt. Die Einnahme des Bayer-Medikaments „Aleve“ habe bei einigen Patienten zu erhöhten Herzbeschwerden geführt. Wer das in den USA nicht verschreibungspflichtige Medikament nimmt, soll die vorgeschriebene Dosierung nicht überschreiten. Wie auch beim Weiß- oder Rotwein drohen ansonsten gesundheitliche Schwierigkeiten. Nur unter ärztlicher Aufsicht sei eine Einnahme über einen längeren Zeitraum ratenswert. Eine Warnung die neu klingt, aber schon seit Jahren auf der Verpackung zu lesen ist. Was Aleve betrifft, sollten Investoren einen kühlen Kopf behalten. Das zu Grunde liegende Mittel Naproxen ist bereits seit 1976 auf dem US-Markt zugelassen.

Statt übereilt sämtliche Schmerzmittel über einen Kamm zu scheren, müssen Unterschiede gemacht werden. Bei Vioxx hat sich das Risiko von Herzproblemen mehr als vervierfacht und bei Celebrex mehr als verdoppelt; Aleve erhöht das Risko um rund 50 Prozent. In der Welt der Medizin, klaffend große Unterschiede.

Mit Ausnahme von Vioxx, kommt es bei all den anderen Medikamenten stark auf die Dosierung an. Zuviel des Guten ist schlichtweg ungesund – nicht nur bei der Einnahme von Schmerzmitteln


© Wall Street Correspondents Inc.
Starlight ist offline   Mit Zitat antworten