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Alt 29-12-2004, 21:00   #114
Starlight
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Übermut tut selten gut

So blau war der Himmel über der Wall Street schon lange nicht mehr. Während der Dow-Jones-Index von Jahreshoch zu Jahreshoch pendelt und die Investment-Strategen ein erfreuliches 2005 ankündigen, feiert Corporate Amerika eine Hochzeit nach der anderen. Über 750 Milliarden Dollar liegen in den Kriegskassen amerikanischer Firmen herum, nur darauf wartend in Dividenden, Aktienrückkäufen oder Übernahmen investiert zu werden.

„Life is great“, sprach der Verbraucher und rennt in die Einkaufshalle. Dass das Verbrauchervertrauen im Dezember deutlich zulegen konnte, kommt sicher nicht von ungefähr. „Die anhaltende Konjunkturerholung und der expandierende Arbeitsmarkt halten das Volk bei Laune“, erklärt ein Sprecher des staatlichen Marktforschers Conference Board. Mit einem Ende der Partystimmung rechnen immer weniger Verbraucher. Fast 22 Prozent der befragten Personen rechnen auf Sicht der nächsten sechs Monate mit einer Verbesserung des Geschäftsumfelds; auf eine Verschlechterung stellen sich hingegen nur noch 7,7 Prozent ein. Daran gemessen dürfte der Konsum im kommenden Jahr wohl kaum abkühlen. Egal wie niedrig die Sparquote auch sein mag.

Sorgten die enttäuschenden Verkaufszahlen von neuen Immobilien in der vergangenen Woche noch für Angst und Schrecken, darf nun auch an dieser Front aufgeatmet werden. Die Verkäufe von schon länger existierenden Häusern stiegen im November um 2,7 Prozent. Ein Rekordvolumen von über 6,9 Millionen Immobilien wurden im abgelaufenen Monat umgesetzt. Obwohl die Hypotheken-Zinsen seit geraumer Zeit steigen, scheint sich das Preisumfeld kaum abzukühlen.

Dass das BIP im kommenden Jahr nur um 3,5 Prozent expandieren soll, interessiert im Land der unbegrenzten Möglichkeiten nur wenige. Solange die Erholung nur andauert, und die Unternehmensgewinne expandieren, bleibt der Himmel über der Wall Street wolkenfrei. Und genau an dieser Stelle liegt der Hund begraben: Übermut tut selten gut. Investoren sind so optimistisch wie schon seit 18 Jahren nicht mehr. Laut den jüngsten Daten von Investor Intelligence befinden sich mittlerweile 62,9 Prozent der Anleger im Lager der Bullen. Eine deutliche Erholung seit dem 39,6 Prozent-Tief im August. Kurz nach den Präsidentschaftswahlen lag das Maß an Optimismus bereits bei 57 Prozent.

Ein Blick in die Vergangenheit bereitet wenig Freude. Dem damals ähnlich hohen Niveau folgte der Crash des Jahres 1987. Aktuell befinden sich nur noch 19,6 Prozent der Investoren im Lager der Bären und Pessimisten. Selbst wenn sich der Aufwärtstrend im Januar und Februar halten kann, kein gutes Omen für die Zukunft! Spätstens im März müssen sich Börsianer auf herbe Kursverluste einstellen.


© Wall Street Correspondents Inc.
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