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Alt 06-01-2005, 20:43   #121
Starlight
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In der Wall Street steckt der Wurm
Selbst nach den drei Eigentoren des Börsenjahres 2005 herrscht an der Wall Street Unentschlossenheit. Der überraschend starke Anstieg der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung bringt selbst die größten Optimisten ins wanken. Kann der am Freitag anstehende Arbeitsmarktbericht die rosigen Erwartungen einhalten? Im Dezember sollen 186 000 Jobs geschaffen worden sein. Die Strategen von Morgan Stanley rechnen sogar mit bis zu 240.000 neuen Stellen.

Vorausgesetzt die Börse startet in den nächsten 48 Stunden noch kräftig durch, fällt die Bilanz der ersten Handelswoche enttäuschend aus. Ein möglicherweise alamierendes Signal für das anbrechende Börsenjahr. Seit 1950 folgte einem freundlichen Startschuss fast immer ein ebenso freundliches Börsenjahr. Der Indikator ging nur in vier Fällen nicht auf. Schieben Investoren allerdings ihre Gewinnmitnahmen aus steuerlichen Gründen ins neue Jahr, folgen oft Bärenmärkte.

In jedem neuen Jahr schenkt die Wall Street dem dritten Tag auf dem Parkett besonders große Beachtung. Aktienfonds verzeichnen zum Jahresauftakt die größten Kapitalzuflüsse. Wie robust die Geldströme ausfallen wird oft durch die Trends bei den Handelsvolumen signalisiert.

Weshalb nun ausgerechnet der dritte Handelstag so wichtig sein soll basiert auf einer eher merkwürdigen Theorie. Am ersten Handelstag des neuen Jahres wird festgestellt wieviel frisches Kapital zum investieren bereit steht. Am Folgetag besprechen die Fondsmanager dann die Portfolio-Stratgie des neuen Jahres und schreiten dann am dritten Tag zur Tat.

Wie von Geisterhand zog das Handeslvolumen dann am Mittwoch auch tatsächlich an. Knapp 1,7 Milliarden Aktien wurden an der New Yorker Aktienbörse umgesetzt. Und warum soll uns Investoren all der Affentanz nun interessieren?

Niemand, selbst nicht die Bären an der Wall Street, rechneten zum Jahresauftakt mit gleich drei schwachen Tagen – und schon wären wir beim Handelsvolumen angelangt.

Die im Wochenverlauf anziehenden Handelsvolumen signalisieren gesunde Kapitalflüsse in Aktienfonds. Die Kursschwäche kann folglich kaum mit einem Käuferstreik begründet werden.

Es scheint als hätten die Verkäufer nur darauf gewartet, dass das saisonal bedingte Kaufinteresse wieder zunimmt. Ignorieren einige Investoren etwa die euphorischen Jahresendziele für den Aktienmarkt? Es scheint so, auch wenn der Zeitpunkt einer eindeutigen Antwort sicher noch längst nicht gekommen ist.


Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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