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Alt 12-01-2005, 20:10   #127
Starlight
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Wie Apple mit zwei Mini-Geräten Erfolg haben will

So sensationell Apple’s Präsentation von zwei neuen Hightech-Geräten am Dienstag auch schien, fanden Analysten doch auch faule Äpfel in der Kiste. Die Apple-Aktie verlor mehr als vier Prozent, dürfte sich aber wieder erholen, wenn sich die Hightech-Kolumnisten über „Mac mini“ und den „iPod Shuffler“ ausgelassen haben.

Die beiden Geräte, die Apple-CEO Steve Jobs auf der MacWorld-Messe in San Francisco vorstellte, stehen wie kaum ein anderes für die Erfolgsgeschichte des Unternehmens – die bisherige, aber vor allem die zukünftige.

Der bisherige Erfolg von Apple hat schließlich vor allem mit Design zu tun. Während PC-Hersteller wie Dell und Hewlett-Packard bis heute auf globige Rechner setzen, die sperrig und grau – im besten Design-Fall auch einmal schwarz – daherkommen, hat sich Apple schon früh von der Konkurrenz distanziert: Die Mac-Rechner sahen stets besser aus, von der besseren Software einmal ganz zu schweigen. OS – das Betriebssystem von Apple – gilt dem Microsoft-Pendant Windows seit Jahren als überlegen.

Was Apple bislang den Durchbruch verwehrte, war vor allem der Preis für die Rechner. Auch nachdem das Unternehmen die Kompatibiltät aller Datenformate an Dos-Rechner verbessert hatte, waren Windows-Nutzer nicht zum Wechsel bereit – für den schicken iMac hätten sie einfach zu tief in die Tasche greifen müssen.

Der Billig-Mac könnte Apple nun zum endgültigen Durchbruch verhelfen und dafür sorgen, dass das Unternehmen des visionären Steve Jobs nicht weiter im einstelligen Prozentbereich verharren muss, wenn es um Marktanteile im Computergeschäft geht. Nur noch 499 Dollar kostet der „Mac mini“, der ein weiterer Design-Höhepunkt für die Branche ist. Knapp fünf Zentimeter hoch hat die silbrig polierte Box die Grundfläche eines Taschenbuchs, kommt aber mit 40 Gigabyte Speicher, mit sämtlichen Audio- und Videokarten, Modem und CD-Laufwerk samt Brenner.

Auf unnötige Accesoires hingegen hat man verzichtet – Bildschirm, Tastatur und Maus muss der Kunde selbst beisteuern. Doch hat man die Peripherie-Geräte üblicherweise ohnehin schon, und der neue Apple akzeptiert sämtliche industrieüblichen Anschlüsse.

Wer je den Schritt von Microsoft zu Apple tun wollte, der wird ihn wohl jetzt tun – günstiger war der Transfer nie. Und dass es weltweit jede Menge Wechselwilliger geben dürfte, das liegt wiederum am riesigen Erfolg des iPod, der demnächst ebenfalls in einer Mini-Version erhältlich sein wird: Der simple „iPod Shuffler“ soll nur 99 Dollar kosten und ist so groß wie ein Päckchen Kaugummi.

Der mp3-Spieler, der sich in den letzten zwei Jahren sensationell verkauft hat, dürfte noch lange als Geniestreich von Steve Jobs und Co. angesehen werden. Denn das Gerät hat Apple nicht nur den Weg in die Unterhaltungselektronik gebahnt, wo es Milliarden umsetzt, es dürfte auch seine Aufgabe als Trojanisches Pferd erfüllt haben. Jobs hatte schon bei der ersten Vorstellung des iPod kein Geheimnis daraus gemacht, dass man den kleinen Spieler als Köder nutze. „Wer den iPod mag und seine einfache Bedienung schätzt, der wird vielleicht in zwei oder drei Jahren auch andere Geräte bei Apple kaufen wollen“, mutmaßte der CEO seinerzeit. „Vielleicht auch unsere Computer.“

Allein im Weihnachtsgeschäft wurden nun 4,5 Millionen iPod abgesetzt, die meisten Kunden sind bislang zufrieden. Der iPod ist nicht nur qualitativ hervorragend, er hat dank starkem Marketing auch noch ein hippes Image. Die Hemmschwelle neuer Kunden zu den Apple-Produkten ist deutlich gesunken, und vor allem der „Mac mini“ könnte darauf nun aufbauen.

Dass die Apple-Aktie am Dienstag so steil verloren hat, lässt sich im Nachhinein nur als eine Laune des Marktes abtun. Langfristig stehe Apple wieder eine Rallye bevor – obwohl die Aktie schon in den letzten zwölf Monaten deutlich stärker gelaufen ist als die Konkurrenten Microsoft, HP und Dell –, und die Quartalskonferenz an diesem Mittwochabend könnte einen Startschuss geben.

© Wall Street Correspondents Inc.
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