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Alt 04-03-2005, 22:55   #22
Starlight
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Das Preußen Asiens: Korea

Preußische Tugenden sind im heutigen Deutschland nicht mehr gefragt. Im Süden Koreas aber leben sie fort: Nirgendwo auf der Welt wird disziplinierter dafür gearbeitet, die siechenden westlichen Wirtschaftssysteme zu überholen.




Während alle Welt noch von Frühwarnsystemen für Tsunamis spricht, hat die koreanische Regierung gerade ein sogenanntes Frühwarnsystem für die Wirtschaft ausgearbeitet. Damit soll ein nach Bereichen gesondertes effizientes Vorgehen in Krisenfällen ermöglicht werden. Zwar erwartet derzeit kein Experte keine anhaltende Krise für die koreanische Wirtschaft, doch sich darauf zu verlassen, entspräche nicht der koreanischen Art des Denkens, wenn es um die Zukunft des Landes geht.

"Wirtschaft ist Krieg", heißt es von Managern in den Straßenschluchten Seouls. "Und für den Krieg muss man immer gewappnet sein!" Wie vor einer Schlacht soll eine Konferenz zur Überwachung der Konjunktur ins Leben gerufen werden. Aufgabe dieser Konferenz ist es, umfassende Diagnosen über die Wirtschaft zu erstellen und Gegenmaßnahmen auszuarbeiten. Die Leitung der Konferenz werden entweder der Wirtschaftsminister und Vizeministerpräsident oder der Staatspräsident übernehmen.






Viertgrößter Ölimporteur der Welt
Trotz derzeit akuter Probleme, die hauptsächlich mit dem hohen Ölpreis – Korea ist weltweit viertgrößter Ölimporteur - und mit Währungsturbulenzen um den Won zu tun haben, wächst in Südkorea der Glaube, schon bald den Schwellenland-Status ablegen zu können. Bis 2007 läuft neben vielen anderen Vorhaben noch das so genannte Zukunftsförderungsprogramm. 7,5 Milliarden Euro werden in die so genannten zehn Wachstumsmotoren der koreanischen Wirtschaft gesteckt: Speicherchips, Softwareentwicklung, Robotertechnik, elektronische Medizingeräte, Biotechnologie, Automobilbau, Nanotechnologie, Telekommunikation, Luft- und Raumfahrt und intelligente Haustechnik. Vorrangiges Ziel der staatlichen Förderung ist die Steigerung des Pro-Kopf-Einkommens von derzeit 10.000 Dollar auf 20.000 Dollar. Ein ambitioniertes Ziel, meinen Experten. Aber erreichbar.

Standard & Poor's erwartet für 2005 ein Wirtschaftswachstum von 4,1 Prozent. Das Wachstumstempo würde sich damit allerdings leicht verlangsamen. 2004 wuchs Südkoreas Wirtschaft um 4,6 Prozent. Die Stimmung unter den Firmenchefs hellt sich trotz der Verschuldung der Haushalte, der ausstehenden Kreditverbindlichkeiten bei kleinen Unternehmen und der Sorge wegen der nordkoreanischen Atomalleingänge zunehmend auf. Von koreanischen Zeitungen befragte CEOs wichtiger Unternehmen gehen in der Mehrheit davon aus, dass sich die heimische Wirtschaft – besonders die angegriffene Binnenkonjunktur - spätestens im 3. Quartal 2005 wieder deutlicher erholen wird. Fast 55 Prozent der Befragten antworteten, dass der Wechselkurs des koreanischen Won sich gegenüber dem US-Dollar zwischen 1.000-1.030 Won bewegen werde. Dieses Verhältnis würde den Währungsmarkt spürbar beruhigen.

Kosdaq schlägt Nasdaq

An der Börse herrscht bereits Hausse-Stimmung. Der südkoreanische Kosdaq Composite Index, das koreanische Pendant zur Nasdaq in Amerika, ist seit Jahresbeginn 34 Prozent geklettert. Der Kosdaq weist damit die zweitbeste Performance unter 60 Benchmark-Indizes weltweit auf. Allerdings: Seit die Internet-Blase im Jahr 2000 platzte, hat der Kosdaq auch eine wesentlich schlechtere Performance aufgewiesen als zum Beispiel der Kospi. Von seinem Höchststand ist er rund 78 Prozent eingebrochen, verglichen mit einem Rückgang von sieben Prozent für den Index der Standardwerte. Dieser notiert aktuell auf dem höchsten Kurs seit mehr als fünf Jahren, mehren sich doch die Anzeichen einer Erholung der heimischen Nachfrage.

Vor allem die währungssensitiven Exportwerte sind die Aushängeschilder Koreas. Die prominentesten Vertreter sind der grösste Automobilhersteller der Halbinsel Hyundai Motor, der sehr exportabhängige weltgrösste Chipproduzent Samsung Electronics und der weltweit fünftgrösste Handyhersteller LG Electronics. Aber auch Posco, weltweit fünftgrößter Stahlhersteller, ist ein Blue Chip in der globalen Börsenwelt. Die heimlichen Stars der koreanischen Börsenwelt sind außerhalb Koreas allerdings noch völlig unbekannt. Die derzeit größten Gewinner der positiven Stimmungslage sind Unternehmen, die Produkte entwickelt haben, um "wo man geht und steht" Videos ansehen oder Musik hören zu können. So konnte sich der Kurs einer Firma namens Woori Technology Inc. seit Jahresbeginn mehr als versechsfachen.



Die Blue Chips Südkoreas


Samsung Electronics


Samsungs Yepp: MP3-Player der Spitzenklasse



Während die Halbleiter-Welt zuletzt vor Verlusten warnte, fährt Samsung weiter Gewinne ein. Nichts Neues für die Branche. Der koreanische Elektronikkonzern fällt öfter aus dem Rahmen - meist positiv. Ob Chips, Monitore, MP3-Player oder Handys - Samsung gehört zur globalen Elite. Auch auf der diesjährigen CeBit vom 10. bis 16. März in Hannover werden die Koreaner im Blickpunkt stehen. Für größere Aufmerksamkeit sollte ihr neuester technologischer Coup, "Haptics", sorgen. Ein von Samsung entwickelte Handy kann - künstlich stimuliert - auf sehr unterschiedliche Arten vibrieren: Dies führt bis zu einem gefühlten "Klaps", den einem andere Handy-Nutzer schicken können.



LG Electronics

Mittlerweile sind die Koreaner weltweit fünftgrößter Mobilfunkhersteller



LG Electronics? Noch immer ist das Unternehmen aus Südkorea hierzulande fast unbekannt. Dabei ist LG längst nicht nur für koreanische Verhältnisse eine "Großmacht". Der 1958 gegründete Konzern konnte allein 2004 einen Umsatz von 24,7 Billionen Won (rund 18,3 Milliarden Euro) erwirtschaften. Der Gewinn machte 1,5 Billionen Won aus. Der Umsatz stieg 22,2 Prozent. 44 Millionen Handys verkaufte LG, viele davon in Deutschland. Neuester Plan: In Russland will man eine Produktionsstätte aufbauen, um dadurch den Zugang auf den europäischen Wirtschaftsraum zu verstärken. In der Fabrik in Russland wird LG Electronics Fernsehgeräte, Kühlschränke und Waschmaschinen herstellen.



Hyundai


Zuletzt landete Hyundai wegen DaimlerChrysler größer in den Schlagzeilen der deutschen Presse: 2004 beendete der deutsch-amerikanische Autobauer seine strategische Allianz mit Hyundai. An der Qualität der koreanischen Fahrzeuge lag der Abschied Daimlers nicht, die ist erwiesenermaßen gut. Dieses zeigen auch die Exportzahlen eindrucksvoll. Südkoreas fünf Automobil-Hersteller haben in 2004 ihre Verkäufe weltweit um 22 Prozent auf 4,5 Millionen Einheiten erhöhen können. Mit 3,4 Millionen Fahrzeugen stiegen die Ausfuhren um 41,7 Prozent, Marktführer Hyundai setzte dabei alleine 2,3 Millionen ab. Ein Plus von über 16 Prozent. Zusammen mit dem Schwester-Unternehmen Kia steigerte die Hyundai-Gruppe ihre Verkäufe insgesamt auf 3,4 Millionen.


Quelle: boerse ard online
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