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Alt 14-06-2005, 06:38   #2471
Benjamin
TBB Family
 
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Beiträge: 10.374
Zitat:
ich gehe fest von einer zinssenkung in der nächsten zeit aus
simplify,
ausschließen kann ich das natürlich nicht, halte es aber nach wie vor für unwahrscheinlich, weil es den Verdacht nahelegen würde, dass die EZB zugänglich wäre für politischen Druck, also die Unabhängigkeit der EZB damit hinterfragbar wäre. Nachdem der Euro-Stabilitätspakt bereits klinisch tot ist und der Ratifizierungsprozess der europäischen Verfassung zuletzt in einem Debakel vorläufig endete und einen längeren Zwischenstop erzwingt wäre eine EZB-Zinssenkung imo ein weiterer schwerer und vor allem langfristig wirkender Schlag für den Euro. Zudem - wer weiß denn, ob nicht hinter den Kulissen bereits Gespräche zwischen Vertretern der US-Interessen (an einem schwachen Dollar) mit der EZB stattgefunden haben und weiter intensiv stattfinden? Über den politischen Druck aus der Richtung lese ich überhaupt nichts, halte es aber für sehr wahrscheinlich, dass er existiert. Den bekommt die Presse wohl nur nicht mit, weil auf der US-Seite kein Berlusconi medienwirksam Stammtischparolen in die Mikrofone bläst, dort ist man sicherlich bemüht, das US-Interesse an einem schwachen Dollar hinter wohl verschlossenen Türen zu besprechen.

Die Frage stellt sich also, ob die EZB zugunsten eines kurzfristigen Populismusses ihre längerfristige Glaubwürdigkeit ohne Not gefährden würde.

Abgesehen davon: Ein schwacher Euro stützt die europäische und insbesondere deutsche Exportwirtschaft, schwächt aber den Konsum, der vorwiegend mit importierten Gütern abgedeckt wird, welche dann teurer würden oder einfach mangels Geld im Portemonaie nicht mehr so sehr gekauft würden. Energie wird mit fallendem Euro immer teurer. Zusätzliche Liquidität ist - soweit ich das überblicken kann - im System gar nicht mehr notwendig. (Fast) Alle übrigen Staatsbanken lehnen im Moment eher einer Zinserhöhung zu, so eine Entscheidung würde also nicht ins internationale Bild passen. Ich bin wirklich nicht sicher, ob die Politiker gut beraten sind, die einer Abwertung des Euro + zusätzlicher Liquidität das Wort reden. Man wird sehen.

Wer kurzfristigere EUR/USD-Elliott-Analysen sehen will, der wende sich diesem Thread von Lisa zu, man muss dort allerdings (kostenlos) registriert sein:
http://www.hall-of-finance.ch/forum/...read.php?t=115
Der Count dort stimmt im Ergebnis mit meinem überein: Ende der Welle 4 ca. Ende Juni (Termin gemäß Count von Lisa) irgendwo zwischen 1,23 und 1,22. Danach Welle 5 runter. Nach meinem Chart oben wäre die Welle 4 zeitlich deutlich länger, Welle 5 demnach erst im Herbst.
Da die letzte Welle 3 bereits gedeht war ist es unwahrscheinlich, dass die ab ca. Ende Juni - jedenfalls in der 2. Jahreshälfte - folgende Welle 5 ebenfalls gedehnt sein wird. Das bedeutet, dass das Kurspotential jener noch ausstehenden Welle 5 runter nicht sehr groß sein dürfte, siehe meinen Mittelfristchart oben.

Falls es also doch eine EZB-Zinssenkung geben sollte (imo dann gleich um kräftige 0,5% auf dann neu 1,5% Zinsen), dann könnte sie ein plausibler Grund für jene Welle 5 runter sein. Andere Auslöser sind aber auch denkbar.

Am Ende der Welle 5 dürfte dann aber das Pulver für die laufende Euro-Abwertung vollständig verschossen sein. Dann kommt der Trendwechsel, der nach den Indikatoren im Tageschart ohnehin (über-)fällig ist. Das laufende Seitwärtsgedaddel mit (übergeortnet) leichter Aufwärtstendenz (Welle 4) dürfte die Indikatorlage bis dahin soweit entschärft haben, dass jene (kurze) Welle 5 runter noch Platz hat. Die Show läuft also nur noch einige Wochen/wenige Monate. Dann dürfte eine Meldung über eine Yuan-Flexibilisierung den Auslöser abgeben für einen Trendwechsel - der Doller wertet ab dann langfristig wieder ab. Den Chart Dollar - Yuan kann man unschwer hier anschauen und sich dann ein eigenes Urteil zum Timing machen:
http://www.traderboersenboard.de/sho...185#post192185
Zum Timing nehme ich selbst insbesondere diese Seite (Favoriten-Eintrag):
http://www.traderboersenboard.de/sho...586#post178586

Etwa im Spätsommer erwarte ich auch das Top im Bund-Future bei einer Rendite mit einer 2 vor dem Komma. Bei dem Teil hatte ich vor einer Weile hier vorschnell (weil auf Basis eines Counts, der sich später als falsch herausstellte) bereits das Top verkündet, aber es stellte sich später heraus, dass die aktuelle Welle 5 im Bund-Future gedehnt ist. Nach dem das klar geworden ist kann man den Rest im Grunde recht einfach mit Elliott abschätzen.

Bis dahin kann man hier im Board natürlich kräftig posten, warum der Euro schlecht ist, weil bis dahin in Summe tatsächlich der Kurs fallen wird. Aber dann wird sich - da bin ich sehr sicher - die Story ändern. Die Strukturschwäche des Dollars wird wieder hervorgekramt werden und die Anlegergemeinde hat wieder ein neues altes Thema, über das sie kräftig posten kann.

Geändert von Benjamin (14-06-2005 um 12:08 Uhr)
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