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Alt 07-07-2005, 07:48   #237
621Paul
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Im Sommer einen kuehlen Kopf behalten <<

von Werner Hedrich, Leiter Fondsresearch Morningstar
Deutschland

Stop-Loss-Orders fuer Fondssparer sind so ueberfluessig wie
ein Kuehlschrank am Suedpol.

Es ist Ferienzeit. Die Fuesse hoch legen, wegfahren oder gut
Essen. Das machen, zu was man sonst nicht kommt. Jeder hat
seine Vorlieben. Doch in den sonnigen Sommertagen auf sein
Depot zu schauen, macht nicht so Recht Spass - zumindest mir
nicht. Vermeintliche Anlageberater und die Hamburger Fonds-
boerse empfehlen fuer die Ferienzeit sogenannte Stop-Loss-
Orders, damit, wenn die Boerse im Sommer runterrauschen
sollte, ihre Verluste begrenzt bleiben. Sie geben ein Limit
an, das unterhalb des aktuellen Ruecknahmekurses liegt.
Faellt der Fonds auf die Stopp-Loss-Marke, wird automatisch
verkauft. Noch mehr des Boersengeschwafels gefaellig: Stop-
Loss-Orders fuer Fonds ermoeglichen Gewinnmitnahmen, behaup-
tet die Fondsboerse Deutschland. So ein Schmarrn (Bayerisch
fuer Bloedsinn)!

Wenn ueberhaupt machen diese Stop-Loss-Orders nur bei Aktien
Sinn. Und das auch nur fuer hart gesottene Zocker. Erstens
hoffe ich, dass Sie langfristiger Fondssparer sind. Ein paar
Schwankungen machen Ihnen also gar nichts aus. Angenommen Sie
richten eine Stopp-Loss-Order 5% unterhalb des aktuellen
Ruecknahmepreises ein. Die Maerkte gehen schwach und raus
sind Sie. Aus den Ferien zurueck muessen Sie fuer das Neu-
investment erneut einen Ausgabeaufschlag berappen. Faellt der
hoffentlich gewinntraechtige Verkauf innerhalb von zwoelf
Monaten seit Erwerb an, muessen Sie zudem Spekulationssteuer
zahlen. Liegt der Kauf laenger als ein Jahr zurueck, ist die
Haltedauer fuer steuerfreie Gewinne futsch.

Warum empfehlen Berater Stop-Loss-Orders "als eine ganz be-
sondere Form der Reiseversicherung" (Zitat Hamburger Boerse).
Handelsplaetze brauchen Umsaetze: Das Rein-Raus ist ihr Brot-
und-Butter Geschaeft. Hohe Boersenumsaetze bedeuten Einnahmen
fuer den Boersenbetreiber und die Makler. Der Anlageberater
verdient bei Wiederanlage erneut einen Ausgabeaufschlag.

Das ganze Thema "Kaufen und Verkaufen" faellt in der Finanz-
wissenschaft unter das Phaenomen Market Timing. Es ist nach-
gewiesen, dass das geschickte Rein und Raus keinen signifi-
kanten Beitrag zum Anlageerfolg bringt. Wer hier Gewinne
macht, ist ein Glueckspilz. Die Englaender sagen dazu: You
can't beat the market. Auf was es wirklich ankommt, ist Ihre
Vermoegensstruktur (Asset Allokation).

Lassen Sie sich nicht verrueckt machen. Geniessen Sie Ihre
Ferien! An Ihrer Stelle wuerde ich eh nur alle sechs Monate
meine Positionen ueberpruefen.

Schoene Sommertage wuensche ich Ihnen!



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Wenn viele Anleger dasselbe glauben, dann muss dies noch lange nicht bedeuten, dass es stimmt oder wahrscheinlich ist. Das Gegenteil ist oft der Fall.
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