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Alt 09-07-2005, 09:34   #243
Stefano
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Aller guten Dinge sollen drei sein

Am Freitag hat Trainer Friedhelm Funkel seine 23 Fußballprofis aufs Rad und in die Berge geschickt. Die ersten paar Kilometer ist der Coach noch selbst mitgestrampelt, dann wurde ihm das alles zu anstrengend, und er kehrte um. Zweieinhalb Stunden Mountainbike-Fahren gehen an die Substanz, zumal es die Kicker des Bundesliga-Aufsteigers Eintracht Frankfurt trainingshalber bis auf 1800 Meter Höhe führte. Für eher ungeübte Fußballer eine ganz schöne Tortur. "Die Spieler werden ganz schön schwere Beine haben", sagt Funkel. Aber das ist ja auch der Sinn eines Trainingslagers: Kraft und Kondition tanken. Und da stört es Funkel auch nicht, wenn die Kicker morgen, beim Abschlussspiel in Augsburg gegen den Regionalligisten FC, müde und erschöpft sind. "Ergebnisse interessieren mich nicht. Es reicht, wenn die Mannschaft zum Saisonstart fit ist." Funkel will aber schon sehen, wer mit seiner Erschöpfung am besten zurechtkommt. "Die taktischen Vorgaben sollen schon eingehalten werden", sagt der Eintracht-Coach

Auch Christoph Preuß hat mächtig gestrampelt. Die Wangen sind gerötet, der Hintern tut, trotz untergeschobenen Handtuchs, weh, die Oberschenkel brennen. Preuß ist als einer der ersten Eintracht-Kicker wieder unten im Tal in Zell am Ziller angekommen, er ist nicht gestürzt, so wie das Andree Wiedener, Francisco Copado oder Mounir Chaftar passiert ist. Aber daran liegt es sicherlich nicht, dass der Blondschopf sichtbar gute Laune hat. Für ein Gespräch mit den Journalisten nimmt er sich gleich Zeit, er ist freundlich und verbindlich, so wie er das immer war. Christoph Preuß ist in Frankfurt ja nun wahrlich kein Unbekannter mehr.

Preuß ist zurück - zum zweiten Mal ist er zurückgekehrt zu seinem Stammverein, zwei Mal hat der aus Großen-Linden bei Gießen stammende Defensivspieler den Klub verlassen und ist, man muss es sagen, nicht glücklich geworden in der Fremde. Weder bei Bayer Leverkusen, wo er in der Saison 2002/2003 am Ball war, noch in der letzten Spielzeit beim VfL Bochum. In Leverkusen vermochte sich der einstige U-21-Auswahlspieler nicht durchzusetzen gegen die Stars, dort verletzte er sich auch zweimal schwer. Unter anderem erlitt er in einem unbedeutend gewordenen Champions-League-Spiel gegen Newcastle United eine Schienbeinfraktur.

Ohnehin war das die Saison, in der sich Bayer Leverkusen nach allerlei Wirren den Klassenerhalt erst am letzten Spieltag sicherte. Und in Bochum, wohin Preuß eigentlich im vergangenen Jahr gewechselt war, um seine Chancen in der Nationalmannschaft und für die Weltmeisterschaft 2006 zu erhöhen, ist er wirklich abgestiegen. Wieder abgestiegen, muss man fast sagen.

Verpflichtung nicht unumstritten
In der Tat ist es so, dass der Juventus-Turin-Fan in seiner jungen Karriere schon eine Menge negativer Erfahrungen hat machen müssen, mehr als andere Spieler. Preuß ist bereits drei Mal mit Klubs abgestiegen, zwei Mal mit Eintracht Frankfurt (2001 und 2004), einmal mit dem VfL Bochum (2005). Für einen jungen, talentierten Spieler wahrlich kein Ruhmesblatt, wenn er auch nicht dafür verantwortlich gemacht werden kann. Man registriert es aber. "Andere junge Spieler starten mit einer Glückssträhne, bei mir war es halt eine negative Serie", sagt Preuß. Dieser miese "Lauf" soll natürlich beim dritten Anlauf in Frankfurt ein Ende finden, sein Vertrag gilt bis 2009, für erste und zweite Liga. "Aber wir steigen nicht ab", sagt Preuß. Diesmal ist sein Aufenthalt in Frankfurt langfristig angelegt. Natürlich hat der intelligente Blondschopf mitgekriegt, dass es in Frankfurt durchaus Ressentiments gegeben hat gegen eine neuerliche Verpflichtung des Defensivspielers. Ihm fehle es an der nötigen Identifikation, immer, wenn es der Eintracht schlecht gehe, verlasse er den Klub, hieß es. Preuß weiß das, er sagt, er wolle mit guten Leistungen seine Kritiker verstummen lassen. "Ich werde hier meine Leistung abrufen."

Er fühlt sich wohl in Frankfurt, fühlt sich sofort aufgenommen im Team, was ja auch nicht so schwer ist. Er kennt die meisten von früher, mit vielen sei es fast so, "als wären wir miteinander aufgewachsen", sagt Preuß. Die Ausgeglichenheit im Kader und die verschworene Gemeinschaft sieht er als "unser großes Plus" an. "Das Team ist intakt." Und schließlich scheint auch das "ganze Drum und Dran" deutlich professioneller als früher. Preuß selbst sieht sich als zentraler defensiver Mann im Mittelfeld vor der Abwehr, "das ist meine Lieblingsposition". Dass er dort in Benjamin Huggel oder dem Brasilianer Chris oder vielleicht gar in seinem alten Spezi Jermaine Jones mächtig Konkurrenz bekommen könnte, stört ihn nicht. "Da muss ich mich durchsetzen." Zudem ist er auch auf der rechten Außenbahn oder in der Innenverteidigung einsetzbar.

Eines auf jeden Fall wird man in dieser Saison nicht von Christoph Preuß hören: Er wird nicht von der Nationalmannschaft reden, nicht von seinem großen Ziel WM 2006. Das habe er vor seinem Wechsel zum VfL Bochum getan, es hat ihm kein Glück gebracht. "Darüber werde ich kein Wort verlieren." Sein Ehrgeiz, doch noch auf den WM-Zug aufzuspringen, wird davon freilich nicht kleiner. q: eintracht.de
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Ciao Stefano

Ich wurde nicht gefragt...ob ich geboren werden wollte...
Ich werde nicht gefragt...ob ich sterben will...
also lasst mich LEBEN...wie ich es will...!
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