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Alt 10-07-2005, 20:23   #6
Goldfisch
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Dossier Telekom knickt im Gebührenstreit mit EU ein

von Kristina Spiller Hamburg
Die Deutsche Telekom ist mit ihrem Plan, von der Konkurrenz höhere Gebühren für die Nutzung ihres schnellen DSL-Internetnetzes zu verlangen, gescheitert. Für die EU-Kommission verlangt das Unternehmen zu hohe Kosten für die Rivalen.

Die Zentrale der Deutschen Telekom in Bonn
Die Zentrale der Deutschen Telekom in Bonn

Unter der Drohung der EU-Kommission, ein Verfahren wegen Missbrauchs von Marktmacht zu eröffnen, wolle der Konzern seinen Antrag auf eine verdoppelte Gebühr bei der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) zurückziehen, sagte ein Telekom-Sprecher.

Das Einknicken des Konzerns ist ein herber Rückschlag für die Telekom im Preiskampf mit ihren Rivalen. Doch auch für RegTP-Chef Matthias Kurth ist der Vorgang eine Schlappe. 2004 hatte der Regulierer dem Konzern erlaubt, von den Rivalen 4,77 Euro Monatsgebühr für das so genannte Line-Sharing zu verlangen. Doch auf EU-Druck halbierte die Telekom die Gebühr auf 2,43 Euro.

Der Konzern versuchte daraufhin wieder, sich durchzusetzen, da die Preise für den kompletten DSL-Zugang am Markt mittlerweile gestiegen waren. Doch den Antrag, die Line-Sharing-Gebühr wieder zu verdoppeln, ließ die EU jetzt erneut nicht zu. Damit drückt sie das zweite Mal aus, dass die RegTP aus ihrer Sicht einen zu hohen Preis verlangt hatte. "Wir haben jetzt nur über den Telekom-Antrag zu entscheiden", sagte ein Sprecher der RegTP dazu lediglich.

Keine Rechtfertigung für höhere Preise

DSL-Kunden in Deutschland
DSL-Kunden in Deutschland

Die Kommission moniert, dass im Vergleich mit anderen Telekomkonzernen für das Netz keine Kosten entstünden, die diesen Preis rechtfertigten. Beim Line-Sharing können Telekom-Rivalen den auf schnelle Datenübertragung ausgelegten Teil der "letzten Meile" des Telekom-Netzes zum Kunden mieten und darüber eigene DSL-Angebote verkaufen. So müssen sie ihre Netze nicht komplett ausbauen, sind aber auch nicht auf den Weiterverkauf der DSL-Produkte der Telekom angewiesen.

Die Telekom werde nun wieder die niedrigere Gebühr beantragen, sagte der Sprecher. "Das hat uns die EU in die Feder diktiert", kritisierte er. Die Kommission habe ansonsten mit einem Missbrauchsverfahren gedroht. "Augenscheinlich interessiert sich die EU überhaupt nicht für die Kostenstruktur eines Unternehmens" , fügte der Sprecher hinzu. Zudem gebe es bereits einen funktionierenden Wettbewerb im DSL-Markt, und auch der Preis kompletter DSL-Zugänge sei von 12 Euro auf rund 17 Euro gestiegen, sodass ein Teilstück der Leitung auch mehr kosten sollte.

Wachsamkeit bei Einmalgebühren

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"Die Entscheidung ist sehr positiv für den Markt und für die RegTP ein Denkzettel", betonte dagegen Jürgen Grützner, Chef des Verbands der Telekom-Rivalen VATM. "Wir hoffen, dass die EU auch bei der Entscheidung zu den Einmalentgelten wachsam ist." Im August legt die RegTP die von der Konkurrenz zu zahlenden Preise für das Schalten und Kündigen eines Anschlusses beim Bonner Konzern fest. "Solche einmaligen Gebühren wie auch die Zugangspreise sind erheblich für die Frage, wie stark die Wettbewerber in eigene Netze investieren können", sagte Grützner.

Derzeit verkaufen Anbieter wie United Internet und Freenet die DSL-Produkte der Telekom weiter und nutzen das Konzernnetz so komplett. Line-Sharing ermöglicht, mehr in das eigene Netz zu investieren, ohne einen Gesamtausbau zu riskieren. Dabei sind niedrige Kosten für die Firmen besonders wichtig wegen der Preisschlacht um DSL-Kunden.

PS. dieses spricht nicht gerade für höhere Gewinnerträge.
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