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Alt 27-07-2005, 09:17   #6
cade
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hier noch der hv-bericht

Allerthal-Werke AG (WKN: 503420)
Strasse: Friesenstraße 50 Segment: Amtlicher Markt
PLZ / Ort: D-50670 Köln Telefon: +49 (0) 221 / 82032 - 15
Land: Deutschland Fax: +49 (0) 221 / 82032 - 30
Branche: Beteiligung Homepage: http://www.allerthal.de
IR: Herr Dr. Georg Issels e-Mail: info@allerthal.de


HVBerichte: HV-Bericht Allerthal-Werke AG

Zu ihrer 104. ordentlichen Hauptversammlung lud die Allerthal-Werke AG ihre Aktionäre am 27. Juni 2005 in den altehrwürdigen Industrie-Club e.V. in Düsseldorf ein. Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Hanno Marquardt begrüßte die rund 50 Aktionäre, Gäste und Vertreter der Presse, darunter Alexander Langhorst von GSC Research, und erteilte nach der Erledigung der üblichen einleitenden Formalien und Hinweise dem Vorstand das Wort.


Bericht des Vorstands

Nach der Begrüßung des Auditoriums zeigte sich Vorstandsmitglied Alfred Schneider erfreut, neben einer ganzen Reihe bekannter Gesichter auch neue Aktionäre begrüßen zu können, die offenbar die schwachen Aktienkurse um die 5 EUR im vergangenen Herbst zum Einstieg genutzt haben. Ein darauf einsetzender Kursaufschwung führte im Frühjahr 2005 bis knapp unter 10 EUR. Das aktuelle Kursniveau zwischen 7 und 8 EUR bezeichnete der Vorstand unter Berücksichtigung der letzten Kapitalmaßnahme zu 10 EUR als verbesserungsfähig. Aus dem Jahresüberschuss von 360 TEUR soll eine Dividende von 0,25 EUR je Aktie an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Mit diesem Ausschüttungsvorschlag soll laut Herrn Schneider auch ein Zeichen gesetzt werden, dass die Gesellschaft die katastrophalen Börsenjahre zu Beginn des Jahrtausends hinter sich gebracht hat und nun wieder optimistisch nach vorne blickt.

Im Berichtszeitraum konnten die Allerthal-Werke aus Wertpapierverkäufen aus dem Anlagevermögen ein positives Ergebnis in Höhe von 781 TEUR erzielen. Darin enthalten sind realisierte Gewinne bei Silicon Sensor von 285 TEUR, bei Celanese von 84 TEUR, Sekt Wachenheim mit 74 TEUR sowie 57 TEUR aus der Position Hoechst. Die Abschreibungen auf Wertpapiere zum Niederstwertprinzip beliefen sich nach Verwaltungsangabe auf 83 TEUR, ferner mussten im Rahmen von Transaktionen 23 TEUR an Verlusten realisiert werden. Darüber hinaus konnten im Berichtsjahr Erträge in Höhe von 187 TEUR aus dem Verkauf von Nachbesserungsrechten und 126 TEUR aus Beratungsleistungen für Dritte vereinnahmt werden sowie weitere 25 TEUR aus einer Stillhalterprämie von einem möglichen Erwerber für den Mantel der Porzellanfabrik Zeh, Scherzer & Co.

Nach Berücksichtigung der entstandenen Aufwendungen sowie der Bildung einer Rückstellung im Zusammenhang mit einem Prozessrisiko in Höhe von 200 TEUR konnte die Allerthal-Werke AG für 2004 einen Jahresüberschuss von 360.040,58 (Vj.: 131.887,31) EUR ausweisen. Das bilanzielle Eigenkapital beträgt laut Herrn Schneider 4,083 Mio. EUR oder 50,3 Prozent der Bilanzsumme. In Bezug auf die Ausweitung der Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten um 2,2 auf 3,1 Mio. EUR zum Bilanzstichtag führte der Vorstand aus, dass hiermit nicht wilde Spekulationen auf der Aktivseite finanziert werden, vielmehr standen den Verbindlichkeiten Wertpapiere im Kurswert von 3,1 Mio. EUR gegenüber, bei denen ein Squeeze-out bzw. Unternehmensverträge bereits beschlossen waren. Dass sich beide Positionen in 2004 genau entsprechen, ist laut Herrn Schneider dem Zufall geschuldet, insgesamt betrachtet zeigt dies jedoch, dass Inanspruchnahme von Krediten tendenziell nur für solche Wertpapiere erfolgt, deren Kurswert nach unten weitestgehend abgesichert ist.

Im Zusammenhang mit der gebildeten Prozesskostenrückstellung über 200 TEUR führte Herr Schneider aus, dass wie bereits im Vorjahr erläutert, der Insolvenzverwalter der früheren Tochtergesellschaft die Allerthal-Werke AG zunächst auf Zahlung von 2,83 Mio. EUR nebst Zinsen verklagt hat, inzwischen wurde die Summe durch teilweise Klagerücknahme um 90 TEUR verringert. Ein erster mündlicher Verhandlungstermin in dieser Angelegenheit hat am 13. August 2004 vor dem Landgericht in Braunschweig stattgefunden, als nächster Schritt ist ein Beweisbeschluss des Gerichts abzuwarten, mit dem nicht vor Ende Juni 2005 gerechnet wird und bis zum Tage der Hauptversammlung auch noch nicht vorlag.

Die im Jahresabschluss gebildete Rückstellung umfasst die vom Vorstand vorgenommene Einschätzung des Risikos sowie die Kosten der ersten Instanz. Bisher sind bereits Kosten für die Rechtsverteidigung in Höhe von 43 TEUR entstanden, die ebenfalls im Jahresabschluss 2004 verarbeitet wurden. Herr Schneider als für die Prozessführung zuständiges Vorstandsmitglied versicherte den Anteilseignern, dass diese Angelegenheit seine allergrößte Aufmerksamkeit genießt.

Am 2. Februar 2005 hat die Tochtergesellschaft Rheiner Moden AG (siehe hierzu auch den HV-Bericht von GSC Research) im Rahmen einer Ad-hoc-Meldung verkündet, dass sie sich als erstes börsennotiertes Unternehmen im Bereich der sogenannten Nachbesserungsrechte positioniert. Bei diesen Nachbesserungsrechten handelt es sich um potenzielle Ansprüche, die sich aus der Durchführung von gerichtlichen Spruchstellenverfahren im Nachgang von Strukturmaßnahmen börsennotierter Gesellschaften ergeben. Als Grundausstattung hat die Rheiner Moden AG dabei 37.000 Nachbesserungsrechte aus dem Ergebnisabführungsvertrag der Vodafone AG (ehemals Mannesmann AG) mit der Vodafonde Deutschland GmbH von der Allerthal-Werke AG erworben. In der Zwischenzeit hat die Rheiner Moden AG fünf Angebote auf den Erwerb von Nachbesserungsrechten der Gesellschaften Oelmühle, FAG Kugelfischer, Thüga, PWA und Nordstern Versicherung veröffentlicht.

Im Zusammenhang mit den bei der Tochtergesellschaft bestehenden Verlustvorträgen hat die Rheiner Moden AG kürzlich beim zuständigen Finanzamt einen Antrag auf verbindliche Auskunft gestellt. Die Finanzierungsmöglichkeiten der Rheiner Moden AG werden sich am Ausgang dieses Verwaltungsverfahrens ausrichten. Als Grund für die selbst vorangetriebene Ausrichtung der Tochtergesellschaft nannte der Vorstand die im Rahmen der Verkaufsgespräche nicht realisierbaren Preisvorstellungen für die beiden im Bestand befindlichen Börsenmäntel Rheiner Moden AG und Porzellanfabrik Zeh, Scherzer & Co. Im Rahmen einer umfassenden Prüfung der sich bietenden Optionen hat sich die Verwaltung schließlich zur Schaffung von drei fokussierten Gesellschaften entschlossen. Bislang wurde das auch mit dem Aufsichtsrat intensiv diskutierte Konzept in Form steigender Kurse bei allen drei Gesellschaften von der Börse honoriert.

Zufrieden zeigte sich Herr Schneider mit der aktuellen Entwicklung bei der Allerthal-Wohnungsbau GmbH, die im abgelaufenen Geschäftsjahr 37 TEUR an die Muttergesellschaft abgeführt hat. Die deutliche Steigerung des Ergebnisses ist nach Vorstandsangabe auf die erfolgreiche Einleitung von Maßnahmen zur Verbesserung der Zahlungsmoral auf der Mieterseite zurückzuführen, die inzwischen greifen. Ebenfalls in die richtige Richtung entwickelt sich nach Einschätzung von Herrn Schneider auch die Beteiligung von 8,13 Prozent an der Maschinenfabrik Esterer AG. Seit dem 1. Mai 2005 ist diese zu 100 Prozent an der Tochtergesellschaft EWD GmbH & Co. KG beteiligt, einem weltweit tätigen Ausstatter von Sägewerken mit Sägestraßen, die bisher nur at equity bilanziert wurde und daher nicht auf der Umsatzseite im Zahlenwerk von Esterer sichtbar war.

Für den nächsten Konzernabschluss rechnet Herr Schneider dort mit einem Anstieg der Umsatzerlöse von zuletzt 13 auf dann 60 bis 70 Mio. EUR und dem Ausweis eines Konzernüberschusses von mindestens 2,5 Mio. EUR. Bei den 16.500 Aktien des Unternehmens entspricht dies einem Ergebnis je Aktie von circa 150 EUR, was das Papier trotz Kursanstiegs noch immer billig erscheinen lässt.

Im zweiten Teil der Vorstandsausführungen berichtete Dr. Issels über die Entwicklung weiterer Finanzanlagen der Gesellschaft. Bei der seit dem 12. Februar 2004 im Freiverkehr gehandelten Gesellschaft konnten in den vergangenen Monaten wesentliche Schritte vollzogen werden, um das Unternehmen in eine eigenständige und starke Beteiligungsgesellschaft zu verwandeln. Die außerordentliche Hauptversammlung der Porzellanfabrik Zeh, Scherzer & Co. AG hat am 13. Mai 2005 eine Kapitalerhöhung im Volumen von bis zu 12,3725 Mio. EUR beschlossen, die inzwischen zu einem Ausgabepreis von 1,05 EUR je Aktie und einem Bezugsverhältnis von 1:13 am Markt platziert werden konnte. Allerthal hat im Rahmen der Kapitalmaßnahme Bezugsrechte kostenfrei einer Gruppe institutioneller Investoren überlassen, dabei handelt es sich um Vermögensverwalter, Investmentfonds, Banken und Family Offices, welche den Großteil des auf Allerthal entfallenden Bezugsvolumens erworben haben.

Am 23. Juni 2005 wurde die Kapitalerhöhung im Handelsregister eingetragen und der Antrag auf Einbeziehung der neuen Aktien in den Freiverkehr gestellt. Nach Abschluss der Kapitalerhöhung sind die Allerthal-Werke AG laut Dr. Issels mit einem Anteil von mehr als 10 Prozent am Unternehmen beteiligt. Die neue Porzellanfabrik Zeh, Scherzer & Co. wird ihren Anlagefokus nach Vorstandsangabe auf die Beteiligung an börsennotierten Unternehmen in Sondersituationen richten und zum anderen Chancenpotenziale wahrnehmen, die sich insbesondere bei Investments in aussichtsreiche, auch technologieorientierte Geschäftsmodelle bieten und entsprechende Kurssteigerungen erwarten lassen bzw. eine erhebliche Unterbewertung aufweisen.

Bei ihren Investitionsentscheidungen wir die Gesellschaft unter anderem auch von der Rheiner Moden AG beraten, auf deren Expertise im Bereich Strukturmaßnahmen, Aktienrechtsowie Unternehmensselektion und -bewertung auf diese Weise zurückgegriffen werden kann. Hinsichtlich der weiteren Entwicklung der neu ausgerichteten Gesellschaft zeigte sich Dr. Issels sehr zuversichtlich.

Mit größtem Interesse verfolgt die Verwaltung der Allerthal-Werke AG auch die Entwicklungen bei ihrer Beteiligung Celanese AG, bei der die Blackstone-Group in 2004 die Mehrheit erworben und inzwischen erhebliche Gewinne auf ihr Engagement realisiert hat. Neben der Rückzahlung des ursprünglich eingesetzten Kapitals durch Ausschüttung der zwischengeschalteten Projektgesellschaften hat der Finanzinvestor die Beteiligung an der Celanese AG inklusive der hoch verschuldeten Akquisitionsgesellschaften in den USA unter der Firmierung "Celanese Corp." an die Börse gebracht. Im Rahmen des IPO hat Blackstone weitere 900 Mio. US-Dollar erlöst, die zu weiten Teilen an diesen auch zur Ausschüttung gelangt sind.

Inklusive der noch rund 100 Mio. im Besitz von Blackstone befindlichen Aktien hat der Großaktionär für sich nach Berechnungen des Allerthal-Vorstands mehr als 2 Mrd. US-Dollar an Ertrag gehoben, ohne den nachhaltigen Einsatz von Eigenkapital und zu Lasten der freien Aktionäre der Celanese AG. An den laufenden gerichtlichen Auseinandersetzungen ist die Allerthal-Werke ebenfalls beteiligt, dabei soll unter anderem auch die Rechtmäßigkeit der durchgeführten Transaktionen beleuchtet werden.

Ferner hat sich die Allerthal-Werke an der mobilcom AG beteiligt, einem nach Einschätzung von Dr. Issels deutlich unterbewerteten Unternehmen aus dem noch wachsenden Telekommunikationssektor. Zusätzliche Phantasie für diese Beteiligung ergibt sich aus einer derzeit von der Gesellschaft geprüften milliardenschweren Nachforderung gegen den früheren Großaktionär France Telecom, der geplanten Verschmelzung mit der Tochtergesellschaft freenet.de AG zur Nutzung der bestehenden Verlustvorträge sowie einer möglicherweise deutlich attraktiveren Ausschüttungspolitik in der Zukunft. Als Kursziel hält die Verwaltung einen Wert im Bereich von um die 30 EUR für durchaus realistisch.

Abschließend wies Dr. Issels auf die Erläuterung weiterer Beteiligungen im Geschäftsbericht des Unternehmens hin, der auf der Website der Gesellschaft auch zum Download bereitsteht.


Allgemeine Aussprache

Als erster Redner meldete sich Herr Kalenberg, Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), zu Wort und zeigte sich erfreut über die vorgeschlagene Ausschüttung einer Dividende von 0,25 EUR an die Anteilseigner, die immerhin einer Dividendenrendite von gut 3 Prozent je Aktie entspricht. Befragt nach der Sinnhaftigkeit der kurzfristigen Fremdfinanzierung bei Investitionen in Abfindungswerte antwortete Herr Schneider, dass dies so gewollt ist und dass aktuell kurze Laufzeiten unter Konditionengesichtspunkten als sehr attraktiv zu bewerten sind. Als sogenannter Sockelbetrag besteht eine Kreditlinie von 500 TEUR mit einer zweijährigen Laufzeit.

Breiten Raum in der allgemeinen Aussprache nahmen die Klage des Insolvenzverwalters der AWG Elastomer AG auf Schadensersatz in Höhe von 2,7 Mio. EUR, die geltend gemachten Ansprüche sowie die Risikoeinschätzung des Vorstands ein. Herr Schneider führte hierzu aus, dass in der gebildeten Rückstellung in der Größenordnung von 200 TEUR neben den Verfahrenskosten und der Risikoabschätzung des Vorstands noch ein zusätzlicher Betrag zur Erreichung eines "runden" Werts enthalten ist.

Bei den seitens des Insolvenzverwalters vorgebrachten Klagen handelt es sich um solche nach §57 AktG in Verbindung mit §62 AktG. Die geltend gemachten Summe betrifft nach Verwaltungsangabe zwei Handlungsstränge, zum einen wird eine angeblich zu hohe Miete für die in Grasleben vermieteten Hallenflächen geltend gemacht, zum anderen geht es um die Verflechtung beider Gesellschaften und die Behandlung der bestehenden gegenseitigen Forderungen, wobei laut Herrn Schneider bei der Allerthal-Werke AG stets ein Forderungsüberhang gegenüber der AWG bestand.

Auf weitere Nachfragen zu diesem Thema bekräftigte er als für dieses Verfahren verantwortliches Vorstandsmitglied seine Einschätzung, dass dieses für die Gesellschaft erfolgreich und im Rahmen der gebildeten und mit dem Aufsichtsrat diskutierten Rückstellung abgeschlossen werden kann. Die Gesellschaft wird dabei juristisch vom erfahrenen Insolvenzrechtler Dr. Görg aus Köln vertreten.

Im Zusammenhang mit der Ausrichtung der Rheiner Moden AG auf das Geschäftsfeld der Nachbesserungsrechte erkundigte sich der SdK-Sprecher nach dem aktuellen Stand der abgegebenen Offerten zum Ankauf von solchen Rechten. Laut Auskunft von Herrn Schneider hat ein Markt für Nachbesserungsrechte aus laufenden Spruchverfahren bis vor einem Jahr praktisch nicht existiert, die im Februar 2005 auf dieses Geschäftsfeld ausgerichtete Rheiner Moden AG war die zweite Gesellschaft mit derartigen Erwerbsangeboten und wurde dabei nur ganz knapp von der Falkenstein Nebenwerte AG geschlagen.
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viele grüsse

cade
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