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Alt 27-07-2005, 09:19   #7
cade
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Während die Resonanz auf das Angebot zum Kauf von Nachbesserungsrechten der Oelmühle Hamburg nach Verwaltungsangabe "überschaubar" ausgefallen ist, konnte Herr Schneider im Fall der FAG von einem lebhaften Interesse berichten. Derzeit wird das Geschäftsvolumen der Rheiner Moden AG jedoch noch durch die vergleichsweise überschaubare Eigenmittelausstattung begrenzt. Eine endgültige Entscheidung über das zukünftige Finanzierungsmodell bei der Tochtergesellschaft ist laut Herrn Schneider, der zugleich auch Alleinvorstand der Rheiner Moden AG ist, erst möglich, sobald die angeforderte verbindliche Auskunft der Finanzverwaltung zur Thematik der bestehenden Verlustvorträge vorliegt.

Weitere Fragen im Rahmen der Generaldebatte beschäftigten sich mit dem aktuellen Status der Beteiligung an der Porzellanfabrik Zeh, Scherzer & Co. AG, dem aktuellen Anteil der Allerthal-Werke AG sowie den bilanziellen Auswirkungen der jüngst vorgenommenen Aufkapitalisierung des Unternehmens. Nach Angabe von Dr. Issels wurde jüngst eine Kapitalerhöhung im Verhältnis 1:13 zu 1,05 EUR durchgeführt und damit das gezeichnete Kapital der Gesellschaft von zuvor 883.750 Aktien auf 12.372.500 Aktien erhöht. Die Allerthal-Werke AG hat den von ihr gehaltenen Aktienbestand von zuvor gut 750.000 im Rahmen der Kapitalmaßnahme auf 1,2 Millionen Stück ausgeweitet.

Dank der Zuführung frischen Kapitals hat sich der Net Asset Value (NAV) der Aktie der Porzellanfabrik Zeh, Scherzer & Co. von zuvor etwa 0,60 EUR auf über 1,00 EUR erhöht, woraus sich für Allerthal eine Wertsteigerung um rund 300 TEUR ergibt. Ferner verfügt die Gesellschaft, die Beteiligungsquote von Allerthal beträgt nach Vorstandsangabe gut 10 Prozent, über liquide Mittel, die investiert werden können. Nähere Angaben zu den im Rahmen der Kapitalmaßnahme eingestiegenen institutionellen Investoren wollte die Verwaltung unter Hinweis auf deren jeweilige Kommunikationsstrategie nicht machen.

Herr Dr. Issels erklärte, dass zwischen der Allerthal-Werke AG und der Porzellanfabrik Zeh, Scherzer & Co. AG ein Verwaltungsvertrag zur Nutzung der Infrastruktur und der Büroräume abgeschlossen wird. Mit der Rheiner Moden AG hat die Porzellanfabrik einen Beratungsvertrag abgeschlossen, der sowohl eine fixe als auch eine variable Vergütungskomponente beinhaltet. Im Rahmen dieser vertraglichen Vereinbarung wird die Rheiner Moden AG am Erfolg der Porzellanfabrik Zeh, Scherzer & Co. mit 0,45 Prozent des ausgewie-senen Eigenkapitals und 5,5 Prozent des ausgewiesenen Jahresüberschusses beteiligt. Darüber hinaus sollen die vorhandenen Büroräumlichkeiten und die dort vorgehaltenen Kapazitäten gemeinschaftlich genutzt werden

Angesprochen auf den aktuellen Status des Spruchverfahrens in Sachen Celanese AG antwortete Dr. Issels, dass im Nachgang zum im Jahre 2004 abgeschlossenen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag eine Vielzahl von Anfechtungsklagen gegen den Unternehmensvertrag angestrengt wurden, da dieser nach seiner Einschätzung sowohl inhaltlich als auch vor dem Hintergrund der Vorfälle auf der Hauptversammlung nicht haltbar ist. Das von insgesamt über 40 Antragstellern angestrengte Spruchverfahren wurde aus formalen Mängeln in der ersten Instanz abgewiesen, entsprechende Beschwerden gegen diese Gerichtsentscheidung wurden angestrengt. Auch gegen den von der diesjährigen ordentlichen Hauptversammlung erneut beschlossenen Unternehmensvertrag wurden inzwischen Anfechtungsklagen eingereicht.

Befragt nach einer etwaigen Aufstockung der Beteiligung an der Maschinenfabrik Esterer AG antwortete Herr Schneider, dass er nach wie vor von der günstigen Bewertung dieses Unternehmens überzeugt ist und man sich einen derartigen Schritt offen halten wird. Das Überschreiten einer zweiten meldepflichtigen Beteiligungsgrenze bezeichnete er jedoch als unwahrscheinlich. Auf die ebenfalls gestellte Nachfrage von Herrn Kalenberg nach einer möglichen Aufstockung der Position VBH führte die Verwaltung aus, dass die im Rahmen der beim Unternehmen durchgeführten Kapitalmaßnahme erworbenen Stücke inzwischen bereits vollständig veräußert wurden. Herr Schneider wies in diesem Kontext darauf hin, dass die Allerthal-Werke AG auf die Realisierung von Gewinnen angewiesen ist, um selbst Gewinne ausweisen zu können.

Herr Hechtfischer, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), erkundigte sich nach den Hintergründen des im Geschäftsbericht genannte, von Herrn Schneider seit kurzem ausgeübte Aufsichtsratsmandat bei der Kaufring AG i.L. Der angesprochene Vorstand wurde nach eigenen Angaben darum gebeten, dem Kontrollgremium beizutreten, im Rahmen eines zweistündigen Termins habe er jedoch gerade einmal gut 5 Prozent des Gesamtvorgangs einsehen können. Angesichts der derzeit nicht stattfindenden Kommunikation zwischen Aufsichtsrat und dem Insolvenzverwalter könne er sich durchaus vorstellen, dass dieses Mandat im kommenden Geschäftsbericht nicht mehr aufgeführt sein wird.

Nähere Informationen erbat der Aktionärsvertreter im Zusammenhang mit dem Börsenmantelgeschäft sowie den seitens der Allerthal-Werke AG erbrachten Beratungsleistungen. Laut Herrn Schneider hat die Gesellschaft im Berichtsjahr neben institutionellen Investoren auch eine renommierte Anwaltskanzlei beraten, von der Nennung dieses Kunden nahm die Verwaltung jedoch Abstand unter Hinweis darauf, dass dieser darüber möglicherweise nicht sonderlich glücklich wäre. Bezogen auf das Börsenmantelgeschäft erklärte Dr. Issels, dass hier eine Vielzahl von Anfragen und Interessenten zu verzeichnen war, dass sich im Laufe der Gespräche jedoch nur eine sehr geringe Zahl an wirklich ernsthaften Interessenten herausgestellt hat. Angesichts der aktuell gesuchten Freiverkehrsmäntel ist Allerthal in diesem Bereich weiterhin aktiv.

Des Weiteren erkundigte sich Herr Hechtfischer nach der vorgenommenen Methodik zur Bewertung der an die Tochtergesellschaft Rheiner Moden AG veräußerten Nachbesserungsrechte aus dem Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag zwischen der Mannesmann AG und der Vodafone Deutschland GmbH. Herr Schneider verwies in diesem Zusammenhang auf ein zum Zeitpunkt der Veräußerung vorliegendes Angebot der Falkenstein Nebenwerte AG zum Erwerb dieser Nachbesserungsrechte zum Preis von 5 EUR je Stück. Auf dieser Basis erfolgte die Veräußerung an die Rheiner Moden AG. Wenn der Ausgang des angesprochenen Spruchverfahrens so ist, wie es seitens der Verwaltung erwartet wird, sind die Nachbesserungsrechte bei der Tochtergesellschaft besser aufgehoben, so Herr Schneider weiter.

Ergänzend erkundigte sich der DSW-Vertreter nach näheren Einzelheiten zum von der Rheiner Moden AG betriebenen, außerordentlich erfolgreichen Börsengeschäft. Dabei handelte es sich laut Vorstand um die einmalige Gelegenheit, dass die Aktien bereits verkauft waren, bevor man diese erworben hat, und dass damit ein entsprechender Gewinn fest einkalkuliert werden konnte. Hinsichtlich der in der Allerthal-Werke AG betriebenen längerfristigen Anlage wurde diese sehr kurzfristig ausgerichtete Transaktion über die Tochtergesellschaft Rheiner Moden AG abgewickelt, die sich diese nicht nur auf das Geschäftsfeld Nachbesserungsrechte, sondern auch auf die Beratung Dritter sowie die Abwicklung kurzfristiger Trades fokussiert.

Auf entsprechende Nachfrage von Herrn Hechtfischer nach einer Konkretisierung der Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr, in dem laut Geschäftsbericht ein positives Ergebnis angestrebt wird, verwies Herr Schneider auf die nicht zu unterschätzenden Unsicherheiten und meinte dazu, dass "der Herr stündlich kommen kann". Mit Blick auf das zum 30.6.2005 endende erste Halbjahr 2005 prognostizierte Herr Schneider realisierte Erträge in Höhe von mindestens 530 TEUR bei einem EBITDA von 300 TEUR und einem EBT in der Größenordnung von rund 220 TEUR.

Mit Blick auf die Kursentwicklung der STRABAG AG merkte der Aktionärsschützer an, eine Veräußerung zu Kursen von über 60 EUR wäre sicherlich eine gute Alternative gewesen. Dieser Aussage stimmte Dr. Issels aus der gegenwärtigen Perspektive durchaus zu, inzwischen konnte sich die Aktie von ihrer Schwäche jedoch wieder ein Stück weit erholen und notiert aktuell bei 50 EUR. Jenseits der Thematik Forderungen gegenüber dem Irak billigt Dr. Issels dem Papier der STRABAG angesichts der Übernahme von Teilen der insolventen Walter Bau AG und der abzuwartenden möglichen Einbringung dieser Aktivitäten in die STRABAG AG weiteres Potenzial zu. Durch das erfolgreiche Überstehen der Baukrise und den Wegfall eines wichtigen Wettbewerbers infolge der Insolvenz von Walter Bau sowie den vergleichsweise geringen Free Float stellt die STRABAG-Aktie laut Dr. Issels ein interessantes Investment im Bereich der zyklischen Werte dar.

Angesprochen auf die im Berichtsjahr erfolgte Verringerung der Beteiligungen an den "Losen" C. Grossmann AG i.K. sowie der Baumwollspinnerei Gronau AG i.L. antwortete Herr Schneider, dass die Bestandsreduzierungen über die Börse erfolgt sind und die Effekte in den sonstigen betrieblichen Erträge eingeflossen sind.

Aktionär John zeigte sich trotz einer Aufstockung der von ihm gehaltenen Position zu Kursen um die 5 EUR im vergangenen Geschäftsjahr nicht sonderlich glücklich über die Kursentwicklung der Allerthal-Aktie in den vergangenen Jahren. Herr Schneider erklärte hierzu, dass auch der Vorstand tendenziell mit dem Aktienkurs unzufrieden ist, eine Einschätzung, wo der faire Wert des Unternehmens und damit der Aktie anzusiedeln sind, wolle er jedoch nicht abgeben. Auf mittel- und langfristige Sicht werde man seiner Einschätzung nach mit einem Investment in Allerthal "gut fahren", das Unternehmen befindet sich derzeit in besserer Verfassung als jemals zuvor in seiner inzwischen 7-jährigen Amtszeit als Vorstandsmitglied.

Als erläuterungsbedürftig charakterisierte Herr John die Wiederbelebung von Rheiner Moden AG und Porzellanfabrik Zeh, Scherzer & Co. AG, und er wollte diesbezüglich wissen, inwieweit es Sinn macht, hier eine zweite Allerthal zu formen. Bei den beiden Tochtergesellschaften handelt es sich nach Feststellung von Herrn Schneider nicht um Duplizierungen des Geschäftsmodells der Allerthal, sondern um klar fokussierte und auf bestimmte Tätigkeitsfelder ausgerichtete Aktiengesellschaften.

Die Allerthal-Werke AG investiert, wie bereits bekannt, vornehmlich in kleinere unterbewertete Unternehmen oder aber im Rahmen von Sondersituationen mit einem mittel- bis längerfristigen Anlagehorizont. Die Rheiner Moden AG wird sich, wie bereits dargelegt, als Spezialist im Bereich der Nachbesserungsrechte positionieren und wird darüber hinaus im Bereich schneller Trades bei besonderen Transaktionschancen sowie im Bereich der Beratung aktiv werden. Die Porzellanfabrik Zeh, Scherzer & Co. AG wird dank der deutlich ausgeweiteten Kapitalbasis künftig in größere Werte investieren, dabei wird eine je hälftige Investition in Unternehmen in Sondersituationen (z.B. anstehender Unternehmensvertrag) sowie in aussichtsreiche, weil am Markt unterbewertete Unternehmen erfolgen.

Herr Schneider zeigte sich im Rahmen seiner weiteren Ausführungen überzeugt, dass die klare Fokussierung der Geschäftsmodelle der beiden Unternehmen zu einer besseren Transparenz beiträgt, und die steigende Kursentwicklung aller drei Unternehmen nach Bekanntgabe der eingeleiteten Schritte wertete der Vorstand als klares Indiz für die Richtigkeit dieser Einschätzung.

Im weiteren Diskussionsverlauf erkundigten sich mehrer Redner nach Details zur Bewertung des vom Unternehmen gehaltenen Anteilsbesitzes. Die Nennung von Marktwerten der Beteiligungen lehnte der Vorstand unter Hinweis auf §131 AktG ab, auch ein Net Asset Value der Allerthal-Aktie soll nicht bekannt gegeben werden. Die Frage nach einer Nennung der zehn größten Wertpapierpositionen antwortete die Verwaltung dahingehend, dass eine Bekanntgabe nicht erfolgen soll, sechs bis sieben der erfragten Bestände sind laut Herrn Schneider jedoch solche mit einem Floor nach unten hin. Auf ergänzende Nachfrage nach der Klassifizierung von Wertpapieren im Anlage- und Umlaufvermögen verwies der Vorstand auf eine entsprechende Beschlussfassung von Vorstand und Aufsichtsrat, nach der sämtliche Aktien im Anlagevermögen verbucht werden. Vor dem Hintergrund der Verfolgung des Niederstwertprinzps sieht die Verwaltung hier keine stillen Lasten im Bestand. Im Umlaufvermögen sind Unternehmensanleihen sowie Optionen verbucht, Allerthal hält aktuell eine derartige Position auf Aktien der Deutschen Telekom AG.

Befragt nach Chancen zur Veräußerung des Betriebsgeländes am alten Standort in Grasleben antwortete die Verwaltung, dass eine solche Maßnahme nicht sonderlich einfach umzusetzen sein wird, da das Gelände direkt an der Grenze zum Bundesland Sachsen-Anhalt liegt, jedoch durch seine Lage in Niedersachsen nicht zu den am stärksten geförderten Regionen zählt.

Abschließend zeigte sich Aktionär Knipping sehr unzufrieden darüber, dass seitens des Unternehmens kein konsolidierter Abschluss der Unternehmensgruppe auf Basis von IFRS vorgelegt wurde, und er echauffierte sich darüber, dass nicht die Marktwerte der gehaltenen Wertpapiere angegeben werden. Herr Schneider erklärte hierzu, dass seiner Einschätzung nach eine Konzernbilanz keinen sonderlichen Erkenntnisgewinn in der vom Redner gewünschten Weise bescheren würde und das der Vorstand wie auch der Aufsichtsrat zu der Einschätzung gelangt sind, dass auf einen entsprechenden Konzernabschluss verzichtet werden kann. Ergänzend wies der Vorstand darauf hin, dass sich die Beteiligungsquote an der Porzellanfabrik Zeh, Scherzer & Co. AG im Zuge der jüngsten Kapitalmaßnahmen von über 75 Prozent auf nun 10 Prozent verringert hat. Je nach Inhalt der verbindlichen Auskunft der Finanzverwaltung ist auch die mehrheitliche Beteiligung an der Rheiner Moden AG nicht "für alle Zeiten" festgeschrieben.
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viele grüsse

cade
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