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Alt 02-09-2005, 10:08   #2
cade
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Ein weiterer Depotwert sind die Aktien der ABIT AG, einem Anbieter von Software im Bereich des Forderungsmanagements. Diese Gesellschaft soll auf die nicht börsennotierte Leasinggesellschaft GFKL Financial Services AG verschmolzen werden, die über einen illustren Aktionärskreis mit Anteilseignern wie der WestLB, Goldman Sachs und ABN AMRO verfügt. Im Rahmen der Verschmelzung wird den freien Aktionären entweder der Tausch in GFKL-Aktien oder eine Barabfindung geboten. Derzeit wurde noch keine Entscheidung getroffen, für welche der beiden Varianten sich die Scherzer & Co. AG entscheiden wird.

Das Dritte Unternehmen im Bunde ist die WEB.DE AG, die nach dem Verkauf des operativen Geschäfts an die United Internet AG über liquide Mittel und United Internet-Aktien im Wert von über 300 Mio. EUR verfügt und noch ein kleines operatives Geschäft unter dem Namen "Combots" betreibt. Die genauen Details hierzu sollen im vierten Quartal 2005 vorgestellt werden, anfänglich ist mit Verlusten aus den Aktivitäten zu rechnen. Bei einem Cash-Wert je Aktie von 10,70 EUR bei einem aktuellen Börsenkurs von 9 EUR bietet sich hier nach Einschätzung von Dr. Issels jedoch eine nicht uninteressante Chance. Entweder läuft das neue Geschäftsfeld, oder alternativ ist auch eine Sonderausschüttung denkbar, für die man sich in entsprechenden Gesprächen mit dem Unternehmen stark machen will.

Die Biotest AG verkörpert laut Dr. Issels den klassischen Kandidaten eines Unternehmens mit gelungenem Turnaround, dem es zudem jüngst mit einer ersten Kapitalerhöhung gelungen ist, auch den Kapitalmarkt wieder zur Finanzierung in Anspruch zu nehmen. Eine weitere Kapitalerhöhung bei der Biotest AG soll folgen. Dank der guten Ergebnisse im Stammgeschäft wird die Vorzugsaktie derzeit mit einem KGV zwischen 10 und 11 bewertet. Zusätzliche erhebliche Phantasie kann sich bei der Biotest-Aktie aus drei aussichtsreichen Entwicklungen auf biotechnologischem Gebiet ergeben, die jede für sich alleine gesehen dazu führen könnte, dass die Aktie "fliegt". Auch wenn die Investitionsphase bei den vorgestellten Werten weitgehend abgeschlossen ist, so ist laut Vorstand bei dem einen oder anderen vorgestellten Unternehmen ein weiterer Ausbau der Position denkbar.


Allgemeine Aussprache

Als erster Redner meldete sich Herr Weeke zu Wort und bat um Erläuterungen zu den derzeit existierenden zwei Aktiengattungen bei der Scherzer & Co. AG. Die Existenz der beiden Gattungen resultiert nach Aussage von Dr. Issels aus der bis zum Tag der ordentlichen Hauptversammlung bestehenden unterschiedlichen Gewinnberechtigung der alten und der jungen Aktien. So sind die im Rahmen der Kapitalerhöhung ausgegebenen jungen Aktien seit dem 1. Januar 2005 gewinnberechtigt. Ab dem 25. August 2005 werden die beiden Gattungen zusammengelegt, ein eigenständiger Handel der jungen Aktien findet nur noch bis zum 24. August 2005 statt.

Eine Angabe erbat Herr Weeke vom Vorstand auch in Bezug auf den Net Asset Value (NAV) des Anteilsscheins. Dr. Issels verwies in diesem Zusammenhang auf einen beliebten und sehr treffenden Ausspruch seines Vorstandskollegen Schneider bei den Allerthal-Werken, der mit Blick auf derartige Fragen oder Prognosen stets zu sagen pflegt, "der Herr kann stündlich kommen". Vor diesem Hintergrund ist eine Angabe erst zum 31. Dezember eines Jahres möglich. Am Vortag der Hauptversammlung lag der Verkehrswert der Portfoliopositionen über dem Kurs der Kapitalerhöhung von 1,05 EUR, eine Prognose zum Jahresende ist derzeit jedoch noch nicht in seriöser Weise möglich, so Dr. Issels weiter.

Aktionär Grevenkamp erkundigte sich, ob vor dem beschriebenen Hintergrund zum Thema Verkehrswert der in der Bilanz entstandene Verlustvortrag schon ausgeglichen wurde. Wie Dr. Issels in seiner Antwort ausführte, ist auf Basis der aktuellen Bewertungen der gehaltenen Bestände der bestehende Verlustvortrag ausgeglichen, ob diese Aussage auch zum Bilanzstichtag Gültigkeit besitzt, werde sich erst zeigen. Auf die ergänzende Frage zur Behandlung der vorhandenen steuerlichen Verlustvorträge führte Dr. Issels aus, dass eine Nutzung durch die Kapitalmaßnahme sowie den Wechsel des Mehrheitseigentümers erschwert werde. Ob eine Nutzung möglich ist, werde sich zeigen, die Chancen beurteilte er jedoch als nicht gerade optimal.

Des Weiteren erkundigte sich Herr Grevenkamp nach bestehenden Volumenobergrenzen für Investitionen in einzelne Wertpapiere. Dr. Issels antwortete hierauf, dass man bisher Engagements in einer Größenordnung zwischen 5 und 10 Prozent des Gesamtvolumens eingegangen ist, im Einzelfall sind allerdings auch höhere Gewichtungen nicht auszuschließen. Entscheidend für die Gewichtung der Position im Gesamtportfolio ist nach seiner Angabe die individuelle Chance/Risikobeurteilung. Befragt nach einer möglicherweise geplanten Kreditaufnahme führte der Vorstand aus, dass eine solche, sofern sich dieses anbietet und Sinn macht, durchaus denkbar ist, derzeit bestehen jedoch noch keine derartigen Planungen. Denkbar ist eine derartige Verfahrensweise vor allem bei Abfindungswerten bzw. Wertpapieren mit einem sogenannten "Floor", hier haben die begleitenden Banken bereits in der Vergangenheit signalisiert, Beleihungen von 80 bis 90 Prozent zu ermöglichen.

Aktionär Flasskamp stellte die Frage, ob im Fall einer deutlichen Überbewertung der Märkte oder aber einzelner Wertpapiere oder Branchen auch Leerverkäufe bei ausgewählten Unternehmen vorgenommen werden sollen. Als einen denkbaren Kandidaten führte der Redner dabei die neue und in den USA gelistete Celanese Corp. oder andere im Rahmen von Private Equity-Deals hoch verschuldete Unternehmen an. Die Verwaltung schloss in ihrer Antwort Short-Transaktionen nicht ausdrücklich aus, bezeichnete derartige Geschäfte jedoch als Ausnahmefälle, die auch nur in sehr enger Abstimmung mit den Gremien erfolgen werden. Sofern die Märkte oder einzelne Branchen als zu teuer erachtet werden, kann die Scherzer & Co. AG ihre Kasseposition deutlich hochfahren, da es im Gegensatz zu Investmentfonds hier keinerlei Restriktionen hinsichtlich einer maximal möglichen Liquiditätsposition gibt.

Im weiteren Verlauf der Generaldebatte meldete sich erneut Aktionär Grevenkamp zu Wort und erbat nähere Informationen zu den anfallenden Managementgebühren. Laut Dr. Issels besteht ein Beratungsvertrag mit der Rheiner Moden AG, die Fixkosten belaufen sich auf jährlich 0,45 Prozent des bilanziellen Eigenkapitals, zudem besteht eine erfolgsabhängige Komponente von 5,5 Prozent des ausgewiesenen Jahresüberschusses. Mit den genannten Werten bewegt sich die Gesellschaft, so Dr. Issels weiter, deutlich unter dem bei der Mehrzahl der Investmentfonds oder Hedgefonds üblichen Niveau, der Vorstand des Unternehmens erhält von diesem keine gesonderte Vergütung. Darüber hinaus fällt eine monatliche Verwaltungspauschale in Höhe von 1.200 EUR zur Nutzung der Bürogemeinschaft Friesenstraße an, die der Gesellschaft damit im Vergleich zu anderen im Freiverkehr notierten Unternehmen eine sehr überschaubare Kostenstruktur ermöglicht.

Angaben zu den vom Redner ebenfalls erfragten Konditionen bei Banken wollte Dr. Issels nicht machen, er versicherte jedoch, dass die Verwaltung angesichts der sehr guten Kenntnisse der Preispolitik der Banken auf sehr gute Konditionen achtet. Befragt nach möglicherweise in der Zukunft geplanten Devisengeschäften antwortete die Verwaltung, dass der Devisenmarkt nicht im Mittelpunkt der Investitionsschwerpunkte der Gesellschaft steht, denkbar sind derartige Geschäfte jedoch zur Währungsabsicherung für den Fall, dass man einmal in Fremdwährung notierte Wertpapiere im Portfolio hält und das Wechselkursrisiko ausschließen will. Der Schwerpunkt der Investitionstätigkeit liegt laut Vorstand weiterhin auf dem deutschen Markt, aktuell befinden sich allerdings Wertpapiere von einer Gesellschaft im Depot, die ihren Sitz nicht in Deutschland hat.

Abschließend erkundigte sich der Aktionär Grevenkamp nach dem jeweiligen Anteil von Investments, die im Umlauf- und im Anlagevermögen gehalten werden. Laut Dr. Issels wird bei jedem Investment zum Erwerbszeitpunkt entschieden, ob es sich um eine Position des Umlauf- oder des Anlagevermögens handelt. Hierzu bedient man sich der vergleichsweise einfachen Methode, die seitens der Bank eingehenden Abrechnungen mit einem entsprechenden Stempel zu versehen und die erworbenen Wertpapiere dann entsprechend der Zuordnung zu verbuchen.

Zu diesem Themenbereich führte Herr Schneider ergänzend aus, dass aktuell vor dem Hintergrund der möglicherweise stattfindenden vorgezogenen Bundestagswahlen eine neuerliche Änderung der bisherigen Praxis ins Haus steht, so dass eventuell vor dem Jahresende 2005 noch einmal die eingeschlagene Strategie zu überdenken ist. Mit Blick auf die sofortige Zuordnung der gehaltenen Positionen zum Umlauf- bzw. Anlagevermögen verwies Herr Schneider auf entsprechende Informationen aus Betriebsprüfungen bei anderen Gesellschaften, in denen die exakte Entscheidung und Zuordnung der Wertpapiere ein entscheidendes Kriterium dafür war, die angestrebte steuerliche Wirkung auch tatsächlich zu erzielen.


Abstimmungen

Nach Beendigung der allgemeinen Aussprache um 12:05 Uhr wurde die Präsenz mit 7.086.488 Aktien oder 57,28 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals festgestellt. Sämtliche Beschlussvorlagen der Verwaltung wurden einstimmig verabschiedet.

Im Einzelnen beschlossen wurden die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3), die Wahl der Formhals Revisions- und Treuhand-GmbH, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft, Wipperfürth, für das Geschäftsjahr 2005 (TOP 4), die Wahl der Herren Rolf Hauschildt, Dr. Hanno Marquardt und Dr. Dirk Rüttgers in den Aufsichtsrat der Gesellschaft (TOP 5), eine Satzungsänderung zur Änderung des Namens in "Scherzer & Co. Aktiengesellschaft" (TOP 6), die Aufhebung und Neuschaffung eines genehmigten Kapitals (TOP 7) sowie Satzungsänderungen in Anpassung an das Transparenz- und Publizitätsgesetz (kurz: TransPubG) (TOP 8).


Fazit

Die erfolgreiche Platzierung der Kapitalerhöhung im Verhältnis 1:13 zu 1,05 EUR belegt eindeutig das Vertrauen des Kapitalmarkts in die operative Wiederbelebung der künftig unter dem Namen Scherzer & Co. AG firmierenden Gesellschaft. Mit den seit dem Mittelzufluss eingegangenen Engagements hat der Vorstand bereits ein glückliches Händchen bewiesen, so dass der Verkehrswert der gehaltenen Wertpapiere zum Tag der Hauptversammlung bereits über dem Bezugskurs der Kapitalerhöhung lag und damit auch nicht allzu weit von den aktuell an der Börse gezahlten 1,25 EUR entfernt sein dürfte.

Positiv ist aus Sicht des Verfassers die verfolgte Investmentphilosophie mit der Fokussierung auf sicherheits- und chancenorientierte Anlagen zu werten, die auf Sicht auch unabhängig von der allgemeinen Kapitalmarktentwicklung eine attraktive Rendite erwarten lassen, da sich im Fall von Abfindungsspekulationen oder auch Sondersituationen in jedem Börsenumfeld interessante Chancen bieten und sich die Scherzer & Co. Aktie somit als Depotbeimischung mit Charaktereigenschaften sogenannter alternativer Investments anbietet.


Kontaktadresse

Porzellanfabrik Zeh, Scherzer & Co. AG
Friesenstraße 50
50670 Köln

Tel.: 0221 / 82032 - 0
Fax: 0221 / 82032 - 30

Email: info@allerthal.de
Internet: www.scherzer-ag.de


Investor Relations

Email: ir@scherzer-ag.de


Hinweis: Der Autor besitzt Aktien der Gesellschaft!




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29.08.2005 10:24 Redakteur: ala Artikel drucken © 2005 GSC Research
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viele grüsse

cade
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