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Alt 23-09-2005, 16:34   #2560
Benjamin
TBB Family
 
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Zitat:
Ich halte das für gefährlich.
Jawoll, ich auch! Habe gerade EUR-Dollar-Shorts gekauft - vor dem Wochenende, nachdem die Benzinfutures tatsächlich nicht weiter rauf sind. Habe keine Wettermeldungen gehört, aber die beiden Charts von EUR/USD und Benzin sagen mir, dass die Marktteilnehmer offenbar vermehrt einen relativ tolerablen Ausgang des Rita-Dramas erwarten. Folglich schwimme ich mit dem Strom, erwarte jene kurze Korrekturaufwärtsbewegung nicht mehr - und habe die Shorts also jetzt schon geordert.

Ich pokere also darauf, dass die Korrekturwelle 2 rauf zwar verkürzt, aber doch beendet ist. So eine Verkürzung deutet auf eine machtvolle Folgewelle in Trendrichtung hin - hier also nach unten. Falls das wirklich stimmen sollte, dann käme diese vermutlich am Montag/Dienstag, wenn die Schadensmeldungen bewertet werden können.

Nach diesem Szenario kämen die 1,18 relativ schnell:

- Zinsdifferenz zu Euroland wurde durch die Fed gerade erhöht!
- Öl und Ölprodukte wird es über Spenden aus staatlichen Notreserven genügend geben, also keine Energiepanik, also eher Grund zur Hinwendung zu den abgesunkenen Aktienmärkten bei immer noch guter US-Konjunktur. Fed-Zinsen immer noch im unteren historischen Bereich.
- Schäden bei US-Rafinerien? Öl(produkte) werden dann künftig halt vermehrt in die USA fertig raffiniert importiert, so what! Die USA importieren allen möglichen Kram, warum nicht auch das?

Ein fundamentales Ende für ein Absinken des EUR/USD kann ich mir nur vorstellen, wenn
- die Zinsdifferenz sich verkleinert, weil Euroland die Zinsen anhebt. Ist auf absehbare Zeit wenig wahrscheinlich.
- Die USA nicht mehr wachsen, also keine gute Rendite auf $-Anlagen mehr bietet, oder wenn die Inflation im $ deutlich zunimmt. Wird immer wahrscheinlicher (2005).
- die asiatischen Staatsbanken ihre Bindung/Orientierung am US-Dollar aufgeben, keine $ mehr kaufen, evtl. sogar die bisher gekauften $ beginnen umzuschichten in andere Währungen bzw. Gold. Wird erst später wahrscheinlicher (2006).

Ein Inflationsanzeichen wird immer deutlicher ablesbar:
Der wachsende Spread zwischen €-$ und Gold-$:



Dieser Spread wird "demnächst" - nach den etwa 1,18 (oder tiefer?) - wieder aufgelöst werden, indem €-$ recht tüchtig wieder ansteigt, weil die Daten aus den USA immer schlechter werden dürften und die Leute dann ihr Geld aus den USA beginnen werden abzuziehen. Kein Mißverständnis: Es fängt ganz harmlos an, indem nur etwas weniger Wachstum berichtet werden dürfte als erwartet, aber immerhin: Es gibt noch Wachstum. Ein schleichender Prozess der Frustration.
Ich glaube also nicht, dass die Inflation im US-Dollar (und in einigen anderen hochverschuldeten Landeswährungen, wie z. B. Türkei) sinken wird, sondern noch weiter zunehmen wird.

Das bedeutet,
- dass EUR/USD nur noch vergleichsweise begrenztes Abwärtspotential haben sollten. Wir nähern uns dem Endbahnhof. Das tatsächliche Ende der Abwärtsbewegung dürfte über die Wellenbewegungen zu gegebener Zeit genauer abschätzbar sein, derzeit ist es eher eine reine Spekulation. Dann dürfte quasi die Aufholjagt bei EUR/USD beginnen, um den Goldpreisanstieg wieder einzuholen (Spreadverengung).
- dass Gold heute - trotz des bereits beobachteten Anstieges - noch relativ billig ist; mittel- bis langfristig wird im Goldpreis "noch viel Musik drin sein".

Das ist jedenfalls meine aktuelle Vermutung. Eine Sache verstehe ich selbst nur mühsam:

- Eine zunehmende Inflation im $ zöge erhöhte $-Zinsen nach sich, also eine wachsende Zinsdifferenz zum €. Carry-Trades wären attraktiv. Warum dann also weg vom $?

- Solange die Wertsteigerung des $-Investments durch die erlöste Investmentrendite akzeptabel hoch gehalten werden kann (auf jeden Fall höher als die $-Inflation), solange ist die Welt für den $-Investor doch in Ordnung. Der bekommt erst dann ein Problem, wenn sich das Verhältnis umdreht, wenn das System dort drüben kippen sollte und die Kennzahl "$-Return on investment" inakzeptabel klein wird im Verhältnis zur Kennzahl "inflationärer Wertverlust des Investments", wenn also die Nettorendite des $-Investments inakzeptabel klein oder gar negativ wird. Dabei spielt es keine Rolle, wo genau investiert wurde, ob Aktien oder Bonds, es entscheidet die Rendite dieses Investments.

Das bedeutet: Inflation ist nur ein Baustein. Wertsteigerung durch Wachstum ist der zweite Baustein. Erst das Verhältnis der beiden zueinander bestimmt, ob EUR/USD weiter runter geht oder z. B. bei 1,18 dreht.

Ich bin gespannt....

Geändert von Benjamin (23-09-2005 um 17:17 Uhr)
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