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Alt 13-11-2005, 14:06   #29
brainiac
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Der Goldpreis steigt, Minengesellschaften stehen vor Fusionen. Warum Goldminenfonds ein gutes Investment sind.

von Martin Blümel, Euro am Sonntag

Wir wollen die haben. Koste es, was es wolle" , sagte Greg Wilkins vergangene Woche in Toronto. Der Chef von Barrick Gold, dem drittgrößten Goldproduzent der Welt, will den Konkurrenten Placer Dome aus Vancouver übernehmen. Feindlich, für 9,2 Milliarden Dollar. Ein Paukenschlag. Schon lange spekulieren Goldexperten auf Übernahmen und Fusionen bei den Edelmetall-Unternehmen. Der Anfang könnte gemacht sein - und das, nachdem der Goldpreis in den vergangenen Wochen den höchsten Stand seit 18 Jahren erreichte.

" Es gibt eine natürliche Übereinstimmung zwischen wichtigen Anlagen von Placer Dome und unseren eigenen" , begründet Barrick-Chef Wilkins seine Absichten. Die Börse belohnt seine Pläne, sorgen sie doch für Phantasie für den gesamten Sektor: Die Kurse der Minengesellschaften steigen kräftig. Gut zu sehen ist das auch an den Goldminenfonds, die nach mauem Start 2005 langsam ins Rollen kommen. In den vergangenen sechs Monaten ging es zwischen 30 und 40 Prozent nach oben.

Daß Minenaktien und der Goldpreis gleichzeitig steigen, ist leicht zu begründen. " Fusionen bleiben für die meisten Goldförderer der einzige Weg, um zu wachsen" , erklärt Graham Birch, Manager des Merrill Lynch World Gold Fund. Grund: Die Nachfrage nach Gold ist hoch, die Reserven dagegen niedrig, neue Minen müssen erschlossen werden. Das knappere Angebot treibt den Goldpreis. Und weil das Erschließen neuer Minen meist zu teuer ist für einzelne Gesellschaften, bleiben nur Fusionen und Übernahmen. Größere, effektivere Konzerne sollen so entstehen - das treibt die Aktienkurse.

" Trotzdem sind bisher noch wenige Zusammenschlüsse zustande gekommen. Ein Beispiel ist die seit einem Jahr dauernde Schlacht von Harmony um Gold Fields. Eine gelungene kleinere Fusion ist dagegen Goldcorp mit Wheaton River" , sagt Birch.
In Sachen Übernahmen steht die Branche daher erst am Anfang.


Placer ist noch in Deckung, das Unternehmen hat auf das Übernahmeangebot bisher nicht reagiert. Sollte der Barrick-Coup aber gelingen, würde Wilkins den größten Goldförderer der Welt führen, ein Konzern, der im laufenden Jahr auf eine Fördermenge von rund acht Millionen Feinunzen Gold kommt. Die bisherige Nummer 1 der Branche, das US-Unternehmen Newmont Mining aus Denver, wäre überflügelt.

Aber noch sind auch andere Konstellationen denkbar. In Marktkreisen schließt man einen Übernahmekampf nicht aus.
Newmont Mining und Anglo Gold Ashanti, die beiden anderen führenden Goldproduzenten, werden wohl nicht tatenlos zusehen. Es geht darum, Reserven zu sichern, wo und wie es nur geht. Einfachster Weg: die Konkurrenten aufkaufen.
Placer Dome ist dabei nicht das einzige Objekt der Begierde, jede Menge andere Kandidaten werden bereits gehandelt: etwa die australischen Produzenten Newcrest und Lihir. Fusionen allein werden nicht reichen, um die wachsende Nachfrage zu decken, neue Minen müssen her.


Zauberwort Exploration. Praktisch alle Förderer haben es in den vergangenen Jahren versäumt, in neue Minen zu investieren
- ähnlich wie in der Ölbranche. Ein Rückstand, der aufgeholt werden muß. Die Exploration ist jedoch nicht unproblematisch. Der Bau von neuen Goldminen dauert immer länger, wird immer kostspieliger. Beim Barrick-Projekt Pascua Lama, das zwischen Chile und Argentinien liegt, sorgt Widerstand aus der Bevölkerung für stark steigende Kosten. Umweltverschmutzung durch die Explorer wird beklagt. Auch in Indonesien gibt es Massenproteste gegen die Förderunternehmen.


Weil die Nachfrage aber steigt, führt an Exploration kein Weg vorbei.
Gerade in den asiatischen und arabischen Ländern sowie der Türkei ist Gold traditionell eine beliebte Anlageform. Weil die Mittelschicht etwa in China und Indien immer größer wird, steigt der Bedarf. Nach Angaben des World Gold Councils wuchs allein die Nachfrage in China im ersten Halbjahr 2005 um 50 Prozent.

Ein weiterer Grund für einen steigenden Goldpreis ist die prekäre Finanzlage der USA. Je angespannter die Haushaltslage, desto nervöser werden Anleger im Dollar-Raum und flüchten in den sicheren Hafen Gold. Zusätzlicher Auftrieb kommt durch die neuen Inflationsängste - ob sie nun berechtigt sind oder nicht. " Die Gold-Hausse setzt sich fort" , erwarten deshalb Rohstoff-Analysten wie Jochen Hitzfeld von der HypoVereinsbank. Er sieht den Durchschnittskurs 2006 bei 500 Dollar. Michael Lewis von der Deutschen Bank geht gar von 520 Dollar pro Unze aus. Vom Tiefststand von rund 250 Dollar vor knapp fünf Jahren hätte sich der Kurs damit mehr als verdoppelt. Martin Siegel, Berater des PEH-Q Goldminenfonds, rechnet mittelfristig sogar mit Kursen von 600 bis 700 Dollar.
" Wenn irgendwann die Goldbestände der Zentralbanken ausverkauft sind, könnte der Kurs locker über 1000 Dollar steigen" , prophezeit er.


Das war immer die große Sorge, die Notenbanken könnten ihre Bestände unkontrolliert auf den Markt werfen. Doch das tun sie nicht. Zwar wollen westliche Zentralbanken ihre Goldbestände langfristig weiter abbauen, doch gleichzeitig stocken andere Notenbanken wie die Argentiniens und Rußlands ihre Lager auf. Offiziell mag sich dazu zwar niemand äußern, doch auch China scheint derzeit von Dollar in Gold umzuschichten. Und wollten China und Japan ihre Goldreserven nur auf das international übliche Niveau von 15 Prozent ihrer Reserven bringen, müßten beide Zentralbanken rund 10000 Tonnen kaufen. Eine Menge, von Verkaufsdruck keine Spur.

Für europäische Anleger ist besonders interessant, daß auch sie vom Preisanstieg profitieren. Normalerweise läuft die Entwicklung beim Gold stets umgekehrt proportional zum Dollar-Kurs. Gibt die US-Währung nach, steigt der Kurs des Edelmetalls und umgekehrt. Gewinne beim Gold werden so durch Verluste bei der Währungsumrechnung zunichte gemacht. Doch seit einigen Monaten ist dies anders. Obwohl der Dollar-Kurs weitgehend stabil bleibt und tendenziell eher steigt, legt auch der Goldpreis weiter zu.
" Immer mehr Marktteilnehmer setzen auf Rohstoffe, um sich damit gegen die Inflationsgefahren zu schützen" , erklärt Michael Blumenroth, Edelmetallhändler bei der Deutschen Bank. Und so schließt sich der Kreis auch für Wilkins. Je höher der Goldpreis, desto lohnender neue Minen.
Er wird alles daransetzen, Placer zu übernehmen. Koste es, was es wolle.

Angebot und Nachfrage

Die Reserven werden knapp


Es wird mehr Gold nachgefragt als gefördert.
2004 etwa sank die Produktion um vier Prozent, so stark wie zuletzt 1940. Gleichzeitig steigt die Nachfrage dank größeren Wohlstandes vor allem in Asien. Verkäufe von Zentralbanken und die Auflösung von Reserven können den Nachfrageüberhang bisher kompensieren. Doch das wird auf Dauer nicht reichen. Neue Minen müssen erschlossen werden.
Exploration heißt das Gebot der Stunde. Hier wurde in der Vergangenheit zu wenig gemacht . Die Ausgaben für Exploration sanken seit 1998 um 76 Prozent. In diesem Jahr wurden zudem so wenige neue Vorkommen entdeckt wie noch nie zuvor. Gold wird knapp. Der Preis steigt.

Quelle : FINANZEN.NET
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