Für die 32. Kalenderwoche 2002
Sehr geehrte Damen und Herren,
reicht das Pflaster des IWF für Brasiliens Wunden aus? Selbstverständlich wurde die überraschend deutliche Zusage des Internationalen Währungsfonds (IWF) mit steigenden Anleihenkursen und einem stärkeren Real von den Märkten quittiert. Das kann man wohl auch verlangen, wenn der IWF den größten Kredit ankündigt, den er jemals vergeben hat.
Wer noch in der Nacht der Bekanntgabe eingestiegen ist, hat ein ordentliches Schnäppchen gemacht. Das dürfte jedoch nur eine Handvoll Händler geschafft haben. Mittlerweile, zwei Tage nach der Ankündigung des IWF, ist das meiste Potential bereits in den Kursen enthalten. Wer also nun noch einsteigen will, muß sich nicht nur über den IWF-Kredit Gedanken machen, sondern auch die fundamentalen Rahmendaten erneut überprüfen, um nicht in eine reine Spekulationsblase hinein zu investieren.
Die ersten Recherchen ergeben, daß der IWF Brasiliens Probleme noch verschlimmern wird. Zwar ist die Gefahr, daß Brasilien noch in diesem Jahr zahlungsunfähig wird, so gut wie gebannt, aber dieses basiert ausschließlich auf dem Kredit des IWF und nicht auf einer neuen Leistungssteigerung des Landes. Der IWF vergibt den Kredit zwar nur, wenn von der künftigen Regierung bestimmte Ziele, was z.B. den Haushalt des Landes angeht, bis 2005 eingehalten werden, welche aber nicht ausreichen, um die Probleme zu lösen und zudem zum Mißbrauch einladen.
Die Position von Lula da Silva hat sich verbessert. Die neusten Umfragen ergeben, daß die Arbeiterpartei durch die Entscheidung des IWF noch mehr Zulauf bekommen hat und mittlerweile 33 bis 34% der Stimmen auf sich vereinigen kann, während der konservative Kandidat weiter Stimmen verliert. Da Silva sagte gegenüber der Presse gönnerisch, daß er den Kredit "akzeptiert" und die Hilfe des IWF "unvermeidlich" war. Er bedauerte aber gleich im nächsten Atemzug die Auflagen des IWF und kündigte an, daß man, als kommende Regierung, alles daran setzen wird, die Restriktionen zu überwinden.
Für Standard & Poor's ändert sich nichts. Die Ratingagentur hatte ihre Einschätzung zu Brasilien in diesem Jahr bereits gesenkt und einen negativen Ausblick gegeben. In einem Kommentar verwies S&P darauf, daß die Liquidität des Landes maximal bis Dezember 2003 gesichert sei, aber sich daraus keine echten Verbesserungen ergeben.
Der IWF Kredit erinnert mich an den Argentinien Swap. Die letzte große Hilfe des IWF und der Amerikaner rund 14 Monate vor dem endgültigen Zusammenbruch des Landes hat im Grunde nichts bewirkt. Die Politiker fühlten sich seinerzeit bestätigt, daß das Ausland dumm genug sei, immer wieder Geld nachzuschießen, ohne daß sie wirkliche Reformen gegen ihren Willen durchführen müssen. Die schwachen Sanktionen des IWF führten dann dazu, daß sich der Kollaps Argentiniens letztlich nur um ein gutes Jahr verschoben, aber eine Reihe von Investoren viel zusätzliches Geld gekostet hat.
Eine grundsätzliche Trendwende sehe ich nicht. Unterm Strich kann ich nur dazu raten, in die Stärke zu verkaufen. Das muß nicht in einem Schritt geschehen, sondern kann durchaus in mehreren Positionen passieren. Ein Einstieg ist nur etwas für gewiefte Händler, die den ganzen Tag ihre Positionen beobachten und sofort reagieren können, denn der Handel und die Reaktionen des Marktes sind für einen normalen Anleger zu volatil.
Wie befürchtet, hat sich die Technik des Australischen Dollar nicht gehalten. Ich ziehe daraus meine Konsequenzen und empfehle Ihnen, alle Anleihen, die auf Australische Dollar lauten, wieder zu veräußern.
Die Norwegische Krone kann sich weiter leicht erholen. Ich gebe aber bewußt keine Entwarnung, denn der Handel ist sehr volatil, was immer noch auf eine Trendwende hindeutet, in die ich sofort verkaufen würde.
Quelle:FM Research
__________________
Schöne Grüße
arpad
|