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Alt 23-12-2005, 21:01   #24
Starlight
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Kick für die Börse: Aktien im WM-Fieber





In rund sechs Monaten ist es soweit. Dann ertönt der Anpfiff zum größten Sportereignis des Jahres, der Fußball-WM 2006. Das WM-Fieber hat die Börse bereits erfasst. Die Jagd nach den aussichtsreichsten WM-Aktien ist eröffnet.


Die Börsianer hoffen auf den "Klinsi-Effekt": Sollte Teamchef Jürgen Klinsmann es tatsächlich schaffen, die deutsche Nationalelf zum WM-Titel zu führen, gäbe das sicherlich auch dem deutschen Aktienmarkt einen Schub. "Wenn Deutschland 2006 Weltmeister wird, ist mit einem Kursfeuerwerk zu rechnen", meinen die Analysten der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) in ihrer Studie. In einer nicht ganz ernst zu nehmenden empirischen Untersuchung fanden sie heraus, dass je erfolgreicher die Gastgebermannschaft einer WM abschnitt, desto besser sich der Aktienmarkt des Gastgeberlandes entwickelte. So schlug sich der Dax binnen sechs Monaten nach dem Gewinn des WM-Titels 1974 durch "Kaiser" Franz Beckenbauer & Co 34 Prozent besser als der Weltindex MSCI World.




Mini-Schub für die deutsche Konjunktur
Auch wenn die "Klinsi"-Truppe ihren Traum nicht verwirklichen sollte, dürfte die WM einen kleinen Anschub für die deutsche Konjunktur bringen. Postbank-Chefvolkswirt Marco Bagel hat errechnet, dass die WM das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um rund zehn Milliarden Euro erhöht und so ein zusätzliches Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent beschert. Andere Experten sind bescheidener. Die LRP erwartet ein Plus von 0,3 Prozentpunkten für das BIP. Das Mega-Event wirkt wie ein riesiges Konjunkturprogramm.

Doch ein Teil des Konjunktur-Effekts ist bereits verpufft. Zum Beispiel in der Bauwirtschaft. Alleine 1,4 Milliarden Euro wurden in die Modernisierung und Erweiterung der Stadien investiert. Die Aufträge sind inzwischen verbucht. Vor allem Hochtief machte Kasse. Der Baukonzern erweiterte die Stadien in Dortmund für 36 Millionen Euro und Kaiserslautern für 48 Millionen Euro. Für die Aktien der deutschen Baufirmen ist die WM somit bereits gelaufen.

Für die meisten anderen Branchen, vor allem im Konsumgüter-Bereich, geht die WM dagegen jetzt erst los. Experten sehen als Nutznießer die Sportartikelausrüster, Einzelhändler, Elektronikunternehmen, Halbleiterhersteller sowie Merchandising- und Wettfirmen. Die LRP hat 53 Unternehmen herausgefiltert, die beim Umsatz und Ertrag direkt oder indirekt von der WM Auftrieb bekommen.






Adidas&Co als Hauptgewinner
Als Hauptprofiteur der WM gilt die Sportartikel-Branche. "Sportartikelhersteller sind die natürlichen Gewinner des Turniers, da ein direkter Zusammenhang zwischen Event und Produkt besteht", erklärt LRP-Analyst Christian Schindler. Favorit für die Experten der LRP und der DZ Bank ist Adidas. Der Herzogenauracher Konzern will 2006 erstmals mehr als eine Milliarde Euro im Fußballgeschäft umsetzen und den Abstand zu Nike vergrößern. Als Top-Sponsor liefern die Herzogenauracher den offiziellen WM-Ball. Schon die EM 2004 in Portugal beflügelte die Adidas-Aktie. Der Verkauf von Fanartikeln und dem Fußball Roteiro lief besser als erwartet. Auch auf Puma dürfte die WM stimulierend wirken – schon alleine deshalb weil Puma die meisten WM-Teams ausrüstet. Puma-Chef Jochen Zeitz hat bereits angekündigt, dass aus dem Zweikampf zwischen Adidas und Nike ein Dreikampf werde. Bisher hat das Unternehmen mit der Raubkatze einen Marktanteil von neun Prozent im Fußballgeschäft.

Impulse für den Einzelhandel
Am Geschäft mit Fanartikeln will der Einzelhandel mitverdienen. Eine Milliarde Euro soll der Verkauf von WM-Souvenirs einbringen. KarstadtQuelle hat offizielle Fifa-WM-Shops eingerichtet, in denen Fußbälle, Trikots, Maskottchen "Goleo" und Mützen mit dem WM-Logo verkauft werden. Davon profitiert auch EM.TV. Das einstige Neuer-Markt-Vorzeigeunternehmen ist für die europaweite Vermarktung der Merchandisingrechte zuständig. Zusammen mit Karstadt hat EM.TV die Rechte für den Fanartikelartikelverkauf von der Fifa erworben.


Loewe hofft auf Fernsehboom
Auf steigende Konsumlust hoffen ebenfalls die Elektronik-Fachmärkte und die Unterhaltungselektronik-Hersteller. Vor allem die Nachfrage nach Fernsehern dürfte anziehen. Das zeigt die Erfahrungen anderer Weltmeisterschaften. Für die Metro-Töchter Saturn und Media Markt rechnen die LRP-Analysten mit einem zusätzlichen Umsatz von 400 Millionen Euro. Positive Effekte sind auch bei Medion zu erwarten. TV-Hersteller wie Loewe setzen darauf, dass die Verbraucher verstärkt Flachbildfernseher kaufen. Dies würde auch Zulieferern wie der Merck KGaA nützen. Der Spezialchemiekonzern ist Weltmarktführer für LCD-Flüssigkristalle, die für Flachbildschirme benötigt werden.

Neue Kunden für Premiere?
Ein großes Geschäft wittert die Medienbranche. Vor allem der Bezahlsender Premiere. Der Pay-TV-Sender überträgt alle 64 Spiele live. ARD und ZDF bieten dagegen nur 48 Spiele. Ob Premiere nach der Niederlage um die Vergabe der Bundesliga-Liverechte noch neue Abonnenten durch die WM findet, ist allerdings fraglich. Die Münchner beschränken sich freilich nicht nur auf Live-Spiele, sondern bieten auch noch einen eigenen Wettkanal, um vom anziehenden Wettfieber zu profitieren.

Betandwin im Wettfieber
Dabei konkurriert Premiere mit Internet-Wettanbietern wie Betandwin. Die Österreicher sind gut im Geschäft. Die Lust auf Sportwetten ist ungebrochen. Das tut auch dem Aktienkurs gut: Dieser hat sich binnen zwölf Monaten nahezu versechsfacht. Doch das Papier bleibt ein riskantes Investment. Im Juni brach der Kurs zeitweise um 20 Prozent ein.

Highflyer CTS Eventim
Gut gelaufen ist ebenfalls bereits die Aktie von CTS Eventim. Der Kurs des Ticket-Vermarkters hat sich seit einem Jahr fast verdreifacht und erreichte Anfang Dezember ein Allzeithoch. Die Bremer sind verantwortlich für den Verkauf der 3,2 Millionen WM-Tickets. Mit einem personalisierten Ticketsystem setzt das SDax-Unternehmen neue Maßstäbe im Kartenverkauf eines Großevents: die Eintrittskarten sind auf einen Namen festgelegt. Für diejenigen, die nicht zu den WM-Spielen fahren können, richtet CTS Eventim eine Tauschplattform ein. Das WM-Geschäft soll dem Unternehmen 30 Millionen Euro Umsatz bescheren.

Indirekt dürften auch die Top-Sponsoren und nationalen Förderer der WM vom größten deutschen Sport-Event der Geschichte profitieren. Die WM-Präsenz fördert das Image. "Die WM ist ein guter Weg, um weltweit Aufmerksamkeit zu bekommen", meint Analyst Oliver Girzick von der BayernLB. Unter den deutschen Sponsoren stehen vor allem die Deutsche Telekom, Conti und die Postbank im Blickpunkt der Fernsehzuschauer.

Wie stark die WM der Tourismus-Branche nützt, ist umstritten. Zwar rechnet man mit einer Million ausländischer Touristen, die nach Deutschland kommen. Diese werden das Geschäft der deutschen Hotellerie und Gastronomie spürbar ankurbeln. Andererseits werden wahrscheinlich wegen der WM viele Deutsche auf einen Urlaub im Juni verzichten. Die Touristikkonzerne wie TUI arbeiten schon jetzt an Gegenstrategien.

Quelle: ARD online
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