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Alt 08-01-2006, 09:16   #9
Goldfisch
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Künstliche Befruchtung auf See



Die Bioethik-Regeln sind EU-weit sehr verschieden. Besonders liberale Gesetze bezüglich Unfruchtbarkeitsbehandlungen herrschen in Dänemark. Dies brachte eine Firma auf die Idee, unter dänischer Flagge europaweit ihre Leistungen anzubieten.

Gute Samen- und Eizellen werden knapp. Nachdem sowohl in den Niederlanden als auch in Großbritannien neue Gesetze die Anonymität des Samenspenders aufhoben, um den Kindern das theoretische Recht einzuräumen, ihre leiblichen Eltern zu kennen, hat die Zahl der Spenden, die meist Verkäufe sind, drastisch abgenommen.

In anderen Staaten, wie in Italien, ist die künstliche Befruchtung so gut wie gar nicht mehr erlaubt oder, wie in Deutschland, nur unter strengen Bestimmungen zulässig.

Eingriff außerhalb der Hoheitsgewässer

Dennoch gibt es in all diesen Ländern zigtausende von Paaren, mitunter auch Individuen, mit unerfülltem Kinderwunsch. Viele dieser Paare, in der Regel die gut Betuchten, umgehen die rigide Gesetzgebung im eigenen Land und begeben sich für kostspielige Geburtsbehandlungen ins Ausland.

Nun könnte das Ausland jedoch auch zu ihnen kommen. Wie die BBC kürzlich berichtete, plant die dänische Samenbank Cryos künftig ihre Dienste auch ambulant anzubieten. Die Ambulanz bestünde in einem Schiff, das als komplette Geburtsklinik ausgebaut werden könnte, und vor den Küsten der EU-Staaten künstliche Befruchtungen vornähme.

Um nicht mit den Gesetzen der jeweiligen Länder in Konflikt zu geraten, müssten die Spermaschiffe außerhalb der 12-Meilenzone, die weiterhin zum Hoheitsgebiet eines Küstenstaates gehört, vor Anker gehen.

Global Player des Samenhandels

In den internationalen Gewässern würde dann auf dem Schiff das Recht des Landes gelten, unter dessen Flagge die Fruchtbarkeitsarche unterwegs ist. Ole Schou, Projektleiter der Firma Cryos bei ihrem delikaten Seegang, erklärte, dass es sogar denkbar sei, in den Gewässern beispielsweise vor Großbritannien auch britische Ärzte anzuheuern. Vor den Küsten anderer Länder könnten ebenfalls Ärzte aus dem Heimatland der Kinderlosen für umfassenden Service sorgen.

Der geschäftstüchtige Schou hat bereits ausgerechnet, dass in Europa ein Markt für etwa hundert solcher Schiffe bestünde. Seine Firma dürfte als Global Player des Samenhandels auch über das ausreichende Know-how für das Hochsee-Geschäft verfügen. Auf ihrer Website wirbt das Unternehmen damit, dass es seit 1991 bereits rund 10.000 Schwangerschaften in mehr als 40 Ländern ermöglicht habe.

Cryos' Idee ist allerdings nur aufgrund ihres kommerziellen Charakters neu. Nicht um Schwangerschaften zu ermöglichen, sondern um ungewollte Schwangerschaften abzubrechen, nimmt die niederländische Fraueninitiative Women on Waves auf ihrem Schiff "Langenort" bereits seit Jahren ohne Erwerbszweck Kurs auf die europäischen Länder, in denen besonders restriktive Abtreibungsgesetze gelten.

Carsten Wollenweber (21.12.2005)
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