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Alt 11-01-2006, 20:45   #399
Starlight
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Yahoos und WaMulians

Die reichsten Amerikaner, die größten Konzerne, die besten Manager… amerikanische Wirtschaftsmagazine veröffentlichen fast monatlich Listen, gerne auch über die „reichsten toten Entertainer“ (Elvis) und die „reichsten erfundenen Charaktere“ (der Weihnachtsmann gewinnt deutlich vor Dagobert Duck). Die aktuelle Ausgabe von „Fortune“ ändert nun die Perspektive und präsentiert die 100 freundlichsten US-Unternehmen – aus Sicht der Angestellten.

Eines vorweg: Wal-Mart findet sich nirgends auf der Liste. Dafür rangiert ein anderer Einzelhändler ganz vorne. Auf Platz Zwei – und im letzten Jahr auf Platz Eins – steht die Supermarktkette Wegman’s. Neben großzügigen Gehalts-, Renten- und Versicherungspaketen zeichnet sich Wegman’s durch einen besonders angenehmen Umgang mit dem einzelnen Mitarbeiter aus. Das beginnt beim Eintritt in das Unternehmen: Neu eingestellte Vollzeitkräfte werden in die Zentrale im Bundesstaat New York geflogen. Das dortige Einführungsgespräch hält CEO Danny Wegman selbst.

Überhaupt scheint es eine Reihe Unternehmen zu geben, die neue Mitarbeiter ganz besonders freundlich willkommen heißen. Die Philosophie hinter all den Mühen: Je netter der neue Angestellte empfangen wird, desto einfacher fügt er sich ins Team ein. Und je besser sich der Neue zurechtfindet, so Edie Hunt von Goldman Sachs, desto eher trägt er zur Profitabilität des Unternehmens bei. Die Investmentbank begleitet neue Mitarbeiter ein ganzes Jahr lang mit hilfreichen Emails und Seminaren.

Das Konzept haben zahlreiche Unternehmen aus allen möglichen Branchen erkannt. Der Hausbauer Weekley Homes fliegt Neuankömmlinge in die Zentrale nach Dallas, Texas, wo sie von jubelnden Mitarbeitern begrüßt werden. In das Spalier vor der Eingangshalle reihen sich zahlreiche Top-Manager mit ein. Microsoft-Chef Bill Gates führt häufig höchstpersönlich durch die Fragestunde beim Willkommensempfang für seine neuen Programmierer und Verkäufer, und Cisco-CEO John Chambers lädt neue Mitarbeiter zu einem „Chat with Chambers“ ins Intranet ein.

Apropos „Mitarbeiter“. Die heißen längst nicht mehr so, und schon gar nicht „Angestellte“. Für manches Unternehmen klingt das nach hohen Hierarchien, die man doch so leicht überbrücken kann. Beim Lebensmittelriesen Whole Foods arbeiten „Team Members“, bei der Hotelkette Marriott „Gesellschafter“, bei Starbucks „Partner“. Bei Yahoo arbeiten „Yahoos“ und bei Washington Mutual trifft der Kunde auf glückliche „WaMulians“, was sich aus der branchenbekannten Abkürzung „WaMu“ ableitet.

Ein Wort allein scheint für manchen Mitarbeiter einen großen Unterschied zu machen. Für manchen anderen, für den Worte dann doch nur Schall und Rauch sind, mögen es andere Vorteile sein, die den ein oder anderen Arbeitgeber interessant machen. Bei der Investmentbank Robert Baird bekommen Neue einen Blumenstrauß nach Hause geschickt, beim Optik-Zulieferer VSP einen silbernen Bilderrahmen.

Bei Genentech wiederum gibt es Aktien. 95 Prozent der Mitarbeiter sind direkt an dem Biotech-Riesen beteiligt. Dass sich die Aktie in den vergangenen zwölf Monaten mehr als verdoppelt hat, trägt dazu bei, dass Genentech die Liste der freundlichen Unternehmen in diesem Jahr anführt.

© Wall Street Correspondents Inc.
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