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Alt 11-01-2006, 20:46   #400
Starlight
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Naturkost und Wind-Energie

Aus steigenden Ölpreisen, immer mehr Hurrikans und zunehmender Sorge um eine globale Klimakrise ziehen verschiedene Menschen unterschiedliche Schlüsse. Ein amerikanischer Lebensmittelhändler geht einen revolutionären, neuen Weg.

US-Präsident George W. Bush beispielsweise setzt für Öl- und Chemieriesen noch mehr Umweltauflagen außer Kraft, um schnelleres Industriewachstum in einer Region anzufachen, die gerade von zwei verheerenden Wirbelstürmen heimgesucht worden ist.

Auch General Motors stemmt sich trotzig gegen alle Ideen zum Energiesparen. Statt sich den sprit-effizienten Autos der asiatischen Konkurrenz anzunähern, stellte man dieser Tage in Detroit den neuen Camaro vor, eine Spritschleuder im Stile der frühen Siebzigerjahre. Als hätte es seither keine Ölkrise gegeben, schluckt der „Muscle Car“ auch heute noch 14 Liter auf 100 Kilometer – doppelt so viel wie die neuen Modelle von Toyota, Honda & Co.

Doch es geht auch anders: Die Lebensmittelkette Whole Foods, die mit 160 Läden vor allem in amerikanischen Großstädten der Markführer für organische Lebensmittel und Naturprodukte ist, macht sich ab sofort ausschließlich von Windenergie abhängig. Das Unternehmen mit Sitz in Texas hat dem Windenergie-Erzeuger Boulder aus Colorade 480 Megawattstunden abgekauft.

Es ist der größte Einzelkauf von alternativer Energie in den USA, und Whole Foods deckt damit den gesamten Strombedarf für alle Läden, die Unternehmenszentrale und den Vertrieb ab. Whole Foods ist damit das erste Unternehmen in der erlesenen Gruppe der „Fortune 500“, dass komplett auf Windenergie umstellt.

Den gesamten Energieverbrauch des Konzerns alternativ zu decken, spart allein in diesem Jahr 350 000 Tonnen Kohlenmonoxid ein.

Der Energietransfer zwischen Boulder und Whole Foods besteht allerdings nur auf dem Papier. Da eine direkte Einspeisung der Energie aus den Windrädern in die Läden technisch nicht möglich, kauft Whole Foods Gutscheine über die gesamte Menge. Während das Unternehmen selbst weiter von herkömmlichen Energieerzeugern beliefert wird, speist Boulder die vereinbarte Menge in das lokale Netz um die jeweiligen Windräder ein.

Kunden von Whole Foods dürfte dieser Schritt zusagen. Denn auch in Amerika steigt das Umweltbewusstsein, wenn auch nicht auf breiter Front. Ein Blick auf die Whole-Food-Aktie beweist das. Deren Kurs ist in den letzten fünf Jahren von 10 auf 80 Dollar geklettert. Der Chart zeigt stetig nach oben, nicht einmal kurzzeitige Einbrüche sind zu erkennen.

Offensichtliche Schlussfolgerung: Dass Umweltschutz nur auf Kosten des Wachstums geht, wie US-Präsident Bush stets betont, stimmt nicht.

© Wall Street Correspondents Inc.
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