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Alt 15-02-2006, 20:21   #422
Starlight
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Gute Noten für Ben Bernanke

In seinem ersten Auftritt vor dem Kongress hat sich der neue Notenbank-Chef gut geschlagen. Greenspan-Nachfolger Ben Bernanke machte zwar klar, dass weitere Zinsanhebungen notwendig sein würden, um Preisstabilität zu gewährleisten. Den Markt erschreckte er damit aber nicht, zumal er Flexibilität betonte.

So wisse man, dass vor allem höhere Energiepreise die inflationären Tendenzen beschleunigen. Auch nach anderthalb Jahren stetiger Zinsschritte, die den Leitsatz von 1,0 auf mittlerweile 4,5 Prozent getrieben haben, sei man damit nicht zwingend am Ende der Anhebungen, zumal jüngste Wirtschaftsdaten auf eine robuste Konjunktur schließen ließen.

Darauf deuteten nicht zuletzt taufrische Zahlen, die erst unmittelbar vor Bernankes Auftritt bekannt gegeben worden waren. Danach liegt die Kapazitätsauslastung in Corporate America zur Zeit bei knapp über 80 Prozent und damit auf dem höchsten Stand seit vielen Jahren. Bernanke sieht durchaus die Gefahr, dass die US-Wirtschaft heiß laufen könnte.

Obwohl die Konjunktur im vierten Quartal nur ein Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent verzeichnet habe, dürfe man optimistisch sein. „Die US-Konjunktur ist gut auf Kurs“, meint Bernanke. Das BIP dürfte in diesem Jahr um 3,5 Prozent zulegen, die Inflation dürfe vorraussichtlich bei 2 Prozent liegen.

Doch gebe es durchaus Zeichen, die auf konjunkturelle Schwäche deuten, allen voran auf Seiten des Immobilienmarktes. Dort stehe eine Abkühlung bevor, ein dramatischer Einbruch sei aber wohl nicht zu befürchten. Dennoch steige mit jeder Abkühlung die Gefahr, dass das Konsumverhalten der Verbraucher leiden könnte.

Bernanke gab in seinem ersten Auftritt als Notenbank-Chef also einen groben Überblick über vieles, was sowohl der Wirtschaftsausschuss als auch die Wall Street schon wusste. Entsprechend moderat fielen die Auswirkungen im Handel aus. Zwar verbesserte sich der Dow kurz nach Bernankes ersten Sätzen auf ein neues Hoch, dann aber ging es bergab, was wiederum mehr mit der unerwartet starken Vortages-Rallye zu tun hatte als mit aktuellen Kommentaren.

Zumal sich aus des Fed-Chefs Kommentaren wenig Schlagzeilen formen ließen. Zwar steht Bernanke weiterhin hinter einem Inflationsziel, benennen wollte er ein solches aber ebenso wenig wie einen langrfistigen Leitzinsasatz. Dass sich Bernanke – wie schon Greenspan – bei der an seinen Bericht anschließenden Fragestunde auch von aggressiveren Senatoren nicht aus der Ruhe bringen ließ, gefiel an der Wall Street ebenso wie die Tatsache, dass sich Bernanke – besser als Greenspan – recht klar ausdrückte und keine allzu schwammigen Erklärungen verlas.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc
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