Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 01-03-2006, 20:51   #431
Starlight
TBB Family
 
Benutzerbild von Starlight
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 33.345
Millionenklage gegen den „König aller Medien“

In New York bahnt sich ein Gerichtsspektakel an, das die Wall Street und den Boulevard gleichermaßen fasziniert. Der Radiosender CBS, erst vor kurzem aus dem Viacom-Konglomerat ausgegliedert, verklagt seinen früheren Star-Moderator Howard Stern wegen Vertragsverletzung. Es geht um 500 Millionen Dollar.

Nicht nur der hohe Streitwert macht den Prozess interessant, sondern vor allem die beteiligten Personen. Howard Stern, selbst ernannter „König aller Medien“, ist Amerikas unanständigster DJ. In seiner Talk-Show geht es fast ausschließlich um Sex in allen Formen, dazu macht man sich über Frauen und Minderheiten lustig – kurz: bei Howard Stern ist der Tabu-Bruch Programm.

Ausgerechnet im prüden Amerika kommt das an: Sterns Quoten waren viele Jahre lang die höchsten in der gesamten Radiobranche. Entsprechend interessant war der Mann für Sirius Satellite Radio. Der junge Satellitensender, dem ausgerechnet der frühere Viacom-Chef Mel Karmazin vorsteht, hat Stern für fünf Jahre an sich gebunden – für 500 Millionen Dollar plus Bonus, falls Stern genügend Abonnenten bringen würde.

Stern hat die Quote erfüllt. Satte 200 Millionen Dollar soll er dafür im Januar kassiert haben, denn die Fans liefen dem Star hinterher wie die Ratten dem Mann mit der Flöte. Allerdings hatte Stern dem Umzug der Massen zu Sirius Satellite nach Kräften geholfen: Schon zwei Monate vor seinem Abschied von CBS propagierte er in seiner täglichen Show den Wechsel zum Konkurrenten und lobte ausführlich dessen Programm und Technologie – das passte seinen Chefs nicht.

Das wiederum ist verständlich, zumal die Fans nun nicht zwischen Sirius und CBS hin und her wechseln, sondern den traditionellen Sender gar nicht mehr antasten. Die Quoten für Sterns Nachfolger, den ehemaligen Van-Halen-Frontmann David Lee Roth, sind im Keller. Schuld daran sei Stern, der den Konkurrenten so aggressiv beworben habe – auf dem eigenen Sender. Das sei Vertragsbruch, heißt es bei CBS, wo man Stern nun sein Fünf-Jahres-Honorar bei Sirius abnehmen will.

Stern sieht das ganze als einen „privaten Rachefeldzug“ von Les Moonves, der das Motiv für die Klage nicht in seiner unerlaubten Werbung für den Konkurrenten sehe, sondern in persönlicher Enttäuschung. Entsprechend persönlich wehrt sich der Radio-Star. „Das ist ein ganz falscher Typ“, schimpft er gegen Moonves. „Das sieht man ja schon an seinem falschen Haar.“

Solche Töne gefallen dem Boulevard, der den außerordentlich stark behaarten DJ auf sämtlichen Titelseiten feiert.

Die Wall Street schaut sich das Theater derweil aus der Distanz an und stellt fest: Die Aktien beider Sender – CBS und Sirius Satellite – sind seit Wochen am Fallen. Vom Prozessausgang könnte abhängen, wer sich zuerst erholt.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc..
Starlight ist offline   Mit Zitat antworten