Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 31-05-2006, 21:02   #116
Starlight
TBB Family
 
Benutzerbild von Starlight
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 34.578
Wieviel Luft ist in Solar-Titeln?
Die Vertreter der Solarbranche hatten unter der Konsolidierung der Aktienmärkte zuletzt am stärksten zu leiden. Dabei halten die Geschäftsergebnisse durchaus Schritt mit den Ambitionen der Unternehmen.
Mit Ersol und Solon haben am Mittwoch die beiden letzten Vertreter der Solar-Branche im TecDax ihre Quartalszahlen vorgelegt. Außerdem präsentierte der jüngste Börsen-Neuling Roth & Rau Quartalsergebnisse. Bereits zuvor hatten Solarworld, Q-Cells und Conergy mit Zahlenwerken aufgewartet. Die Botschaft lautet fast einhellig: Das Wachstum in der Branche geht stürmisch weiter; und rechtfertigt zumindest zum Teil den Kursrausch bei den Titeln, der sie zu den Lieblingen gerade vieler Kleinanleger gemacht hatte.

Branchenprimus Solarworld hatte die Anlegergemeinde bereits Anfang Mai mit einer Gewinnverdopplung im ersten Quartal in Verzückung gebracht. Das Unternehmen ist mit der Übernahme eines Teils der Solar-Aktivitäten von Shell zur weltweiten Nummer drei des Sektors, nach BP und der japanischen Sharp, aufgestiegen. Solarworld-Chef Frank Asbeck hatte die Wachstumsprognose für sein Unternehmen bei der Gelegenheit gleich noch in die Jahre 2007 und 2008 verlängert.

Conergy mit Schneeverwehungen
Bei der Hamburger Conergy gab es im ersten Quartal saisonale Effekte (Schneeverwehungen in Deutschland) und ein Abrutschen in die Verlustzone vor Zinsen und Steuern (Ebit). Doch an seiner Gewinnprognose (40 Millionen Euro beim Ebit) und dem Plan, den Umsatz von 530 auf 800 Millionen steigern zu wollen, lässt das Unternehmen nicht rütteln.

Q-Cells überrascht sich selbst
Gleich 65 Millionen Nettogewinn peilt Q-Cells im laufenden Jahr an. Und beim Solarzellen-Produzenten stimmten auch im ersten Quartal bereits die Gewinnziffern: Nach 6,5 Millionen Euro schaffte das Unternehmen 17 Millionen Euro Nettogewinn. Der Umsatz wuchs um mehr als das Doppelte, auf 115 Millionen Euro. Zahlen, von denen sich auch Q-Cells selbst überrascht zeigte.

Ein ähnliches Bild bei Ersol, dass am Mittwoch sowohl eine Umsatz- als auch eine Gewinnverdopplung melden konnte. Nicht ganz an die Aussichten der deutschen Konkurrenten kam der Solar-Modul-Spezialist Solon heran. Die Hoffnung, eine Umsatz- und Gewinnsteigerung von 50 Prozent 2006 erreichen zu wollen, enttäuschte schon leicht am Markt.

Auftragsrückgang bei Roth & Rau
Nicht überzeugen konnte auch der Solarindustrie-Zulieferer und Börsen-Neuling Roth & Rau. Der Auftragsbestand ging im ersten Quartal von 19,14 Millionen auf 16,28 Millionen Euro zurück. Der Umsatz kletterte um 30 Prozent auf 7,01 Millionen Euro. Einen ähnlichen Zuwachs gab es beim operativen Gewinn, der auf 916.000 Euro stieg. Die Aktie büßte drei Prozent ein und liegt nur noch knapp über dem Ausgabepreis von 36 Euro.

Kursverfall 20 bis 50 Prozent
Bei der Rutschpartie am Gesamtmarkt haben Solarwerte am stärksten "Luft abgelassen". Zwischen 20 und 50 Prozent tiefer sind die Kurse seit ihren Höchstständen im Frühjahr inzwischen angesiedelt. Am stärksten erwischte es dabei Q-Cells, relativ wacker hielten sich Solon und Conergy.

Auch nachdem sich der Rauch der Rückzugsgefechte am Aktienmarkt verzogen hat, warten die Solar-Aktien allerdings mit recht hohen Bewertungen auf. Der Branchenprimus Solarworld kommt auch auf dem ermäßigten Kursniveau derzeit noch auf ein "Kurs-Gewinn-Verhältnis" (KGV) von fast 40. Das ist deutlich höher als die KGVs von 20 bis 30, die von Experten als noch gerechtfertigt angesehen werden. Auch Conergy mit einem KGV von 33 und Q-Cells mit 31 sind noch ambitioniert bewertet. Optisch billiger erscheinen dabei Ersol mit 28 und Solon mit moderaten 23.

Solarworld, teuer aber hoffnungsvoll
Von der Bewertung nach KGV auf eine künftige Kursentwicklung zu schließen ist jedoch kaum sinnvoll. Die Solarworld-Aktie, die international am meisten Interesse finden dürfte ist auch deshalb "teuer", weil das Unternehmen die größten Chancen haben dürfte im internationalen Geschäft eine wichtige Rolle zu spielen. Q-Cells und Ersol haben nach Analysteneinschätzungen gegenüber Solarworld Größennachteile.

Umgekehrt ist Solon mit seiner niedrigen Bewertung nicht unbedingt als "billig" einzustufen. Das Unternehmen ist bislang vor allem als Anbieter von Solarmodulen und Photovoltaik-Anlagen aufgetreten. Eine geschlossene Wertschöpfungskette, die bei der Herstellung der Solarzelle beginnt, kann das Unternehmen nicht vorweisen, strebt sie nach eigener Aussage aber auch nicht an.

Externe Faktoren: Öl..
Der Markt selbst dürfte also auch weiterhin darüber entscheiden, ob die hohen Bewertungen bei einigen Solar-Aktien gerechtfertig sind oder nicht. Neben der allgemeinen Börsenverfassung spielen noch mindestens zwei externe Faktoren in die Kursentwicklung hinein. Zum einen ist der Ölpreis zumeist ein gegenläufiger Indikator für die Solarbranche. Im Frühjahr hatten fallende Ölnotierungen bereits Druck auf die Solar-Branche ausgeübt. Derzeit dürften die wieder anziehenden Rohstoff-Preise eher stabilisierend auf die Sonnen-Aktien wirken.

...und die Politik
Und die politische Ebene könnte ebenfalls Störfeuer für die Titel senden. Die Diskussion um eine Senkung der Einspeise-Vergütungen für Solar-Strom in Deutschland birgt eine Menge Sprengstoff für die Branche. Sollten sich entsprechende Regierungspläne konkretisieren, könnten die Aktien schneller mehr ablassen als es den Anlegern lieb ist.

ARD online

Geändert von Starlight (01-06-2006 um 07:23 Uhr)
Starlight ist offline   Mit Zitat antworten