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Alt 08-06-2006, 09:40   #124
Benjamin
TBB Family
 
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Zitat:
mm.de: ... demnach in eine Periode eines geringen bis sinkenden Wachstums mit zugleich hohem Inflationsniveau ...
Dafür gibt es einen Namen: Stagflation! Habe Erläuterungen dazu bereits gepostet...ebenso meine Meinung hinsichtlich einer Depotzusammenstellung während einer Stagflation: http://www.traderboersenboard.de/sho...097#post248097
Mich wundert, dass es nicht links und rechts bereits hunderte von Postings, Zeitschriftenartikel, Bücher und sonstige Medienberichterstattung gibt zum Thema "Wie gestalte ich mein Depot für die Zeit einer Stagflation?" Wenn man darüber nachdenkt, dann liegen doch alle Merkmale dafür auf dem Tisch, warum sieht das kaum einer und benennt es konsequent beim Namen? Bei Bloomberg-TV findet man derzeit nur diese Dauer-Euphoriker, die permanent zum Einstieg in Aktien blasen und überall Kaufgelegenheiten sehen, allen voran diese nadelbestreiften Fondmanager mit der immer gleichen Message: Vor allen Dingen rein in die Emerging Markets, weil die langfristige Wachstumsstory fundamental untermauert sei! Grauenhaft! Diese Leute erzählen niemals in die Kamera, dass dies nur eine ganz langfristige Aussage sein kann und aktuell drakonische Aktienverluste ins Haus stehen - schlimmer noch als die im Westen. Und wenn es runter geht, dann reden diese Leute immer nur von Gewinnmitnahmen, niemals von Verlusten. Bei manchen dieser Interviews stellt man besser den Ton aus, um sich auf die eingeblendeten Daten konzentrieren zu können.

Kein Missverständnis: Die Stagflation hat gerade erst begonnen, es gibt noch Wachstum, nur wird es auf Sicht von Wochen und Monate immer weniger. Gäbe es kein Wachstum mehr sondern eine Schrumpfung, dann hätte man eine Rezession; wenn die lange genug dauert spricht man von einer Depression. Deflation widerum ist ein allgemeiner und anhaltender Rückgang der Preise für Waren und Dienstleistungen, also ganz entgegen dem Verhalten während einer Stagflation. Eine Deflation werden wir voraussichtlich nicht bekommen, weil entgegen aller Interessen der derzeit Reichen und Mächtigen: Sie ist nämlich für die Gläubiger vorteilhaft. Außerdem sagt die Charttechnik, dass wir das vieljährige Top bei den Anleihekursen definitiv gesehen haben!

Ein Test für meine These Stagflation ist die Antwort des Iran auf das vorgelegte Angebot. Ich rechne letztlich mit einem negativen Ausgang. Denn woher soll auf Sicht von Wochen und Monaten all die Inflation herkommen wenn nicht von den Energiekosten?

Meine These bekäme also einen massiven Knacks, wenn der Iran jetzt tatsächlich so etwas ausrufen würde: "Asche auf unser Haupt, wir haben unsere Meinung geändert, all die Rethorik der letzten Wochen und Monate war dummes Gequatsche, wir geben unser Ziel auf und beginnen mit Verhandlungen, die unsere Kapitulation schriftlich besiegeln; ja, wir nehmen zur eigenen formalen Gesichtswahrung Eure Gaben an, lobpreisen sie in der eigenen Presse vor unserem Volk, das wir in den letzten Wochen und Monaten in genau entgegengesetzter Weise indoktriniert hatten, ja, wir geloben fortan brave Konsumenten von Produkten und Dienstleistungen des Westens zu werden, unser Öl pflichtschuldigst zu exportieren und westliche Werte in unserem Volk unbehelligt um sich greifen zu lassen!"

Aber ist das wahrscheinlich - selbst in weniger karikierender Übertreibung??? Also, ich persönlich sehe es als viel wahrscheinlicher an, dass der Iran ablehnt als dass er annimmt. Und damit sehe ich meine Erklärung für die aktuelle Börsensituation "gerade begonnene langfristige Stagflation" als hochwahrscheinlich an.

So um den 22. Juni herum sagen die Charts, dass der Iran ablehnend antworten wird. Bin mal gespannt, ob's wirklich so kommt...

Geändert von Benjamin (08-06-2006 um 10:00 Uhr)
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