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Alt 26-06-2006, 21:05   #22
Starlight
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Das 37-Milliarden-Geschenk des Warren Buffett

Schöner als Geld zu vermehren ist nur noch eines: Geld zu verschenken. Und damit kommt trotz einiger Milliarden-Merger im Stahl-, Kupfer und Pharmabereich die größte Nachricht des Tages von Warren Buffett: Der regelt seinen Nachlass und verschenkt 37 Milliarden Dollar. Das Geld fließt in wohltätige Stiftungen.

Auf den ersten Blick scheint es ein wenig ironisch, dass der zweireichste Mann der Welt den allergrößten Teil seines Vermögens ausgerechnet an den reichsten Mann der Welt abtritt. Doch haben Bill Gates, Gründer und (noch) Chef von Microsoft und seit 15 Jahren ein enger Freund von Warren Buffett, und seine Frau Melinda mit ihrer Stiftung die beste Verwendung für die Großspende, die für manche andere Stiftung schlicht zu groß gewesen wäre.

So fallen die Schenkungen an die vier Stiftungen der Familie Buffett wesentlich kleiner aus. Die Susan Thompson Buffett Foundation, benannt nach des Gurus vor zwei Jahren verstorbenen Ehefrau, wird sich rund 6 Milliarden von insgesamt 37 Milliarden Dollar mit den Stiftungen der Buffett-Kinder Susie, Howard und Peter teilen. Damit bekommen die Familienmitglieder nicht mehr als 1,5 Milliarden Dollar pro Stiftung.

Für die Forbes-Redakteurin Carol Loomis, die im Vorstand der Susan Thompson Buffett Foundation sitzt, geht das in Ordnung: Mit fünf Mitarbeitern und einem Stiftungsvermögen von gerade einmal 2,5 Milliarden Dollar wäre der vergleichsweise kleine Laden mit zig Milliarden hoffnungslos überfordert gewesen. Allen Greenberg, CEO der Stiftung, stimmt zu. Es wäre sehr schwierig gewesen, die Susan Thompson Buffett Foundation so groß aufzubauen, dass sie mit dem neu gewonnen Vermögen überhaupt hätte wirtschaften können.

Die Gates-Stiftung kann das. Mit rund 250 Angestellten und Kontakten zu Politikern, Wissenschaftlern und Hilfswerken in aller Welt steht ein Netzwerk, über das keine andere Stiftung weltweit verfügt. Dennoch ist die Buffett-Spende auch für Patty Stonesifer, CEO der Stiftung, ein Quantensprung: Das Stiftungsvermögen ist verdoppelt, ebenso die jährlich zur Verteilung bestimmte Summe, die von 2,5 auf 5 Milliarden Dollar steigen dürfte.

Obwohl Buffett den größten Teil seines Vermögens in Aktien hält, dürfte sich seiner Ansicht nach für Berkshire Hathaway kaum etwas ändern. Der Spender rechnet nicht damit, dass ein großer Teil der Aktien bald verkauft wird. Vor allem die Gates-Stiftung könne es sich aufgrund ihrer schieren Größe leisten, an der Anlage in der Holding festzuhalten – daran gebunden ist die Stiftung allerdings nicht.

Die vier Familienstiftungen hingegen dürften einen großen Teil der B-Aktien recht bald abstoßen, um Geld für ihre jeweiligen Projekte aufzutreiben. Allzu viel Volatilität dürfte dadurch aber nicht in den Markt kommen: Selbst wenn alle gestifteten Aktien innerhalb des nächsten Jahres verkauft würden, könne der jährliche Aktienumschlag nur von zur Zeit 15 auf etwa 17 Prozent steigen, das wäre immer noch sehr niedrig für Aktien von Unternehmen mit großer Marktkapitalisierung.

Dabei täte etwas Volatilität der Aktie sogar gut: „Wenn Berkshire mehr gehandelt wird, schaffen wir es vielleicht einmal in den S&P-500-Index“, hofft Buffett. Allein die Aufnahme in den Standardindex dürfte das Papier klettern lassen – und das käme wiederum den Stiftungen zu. Denn die Zahlungen von Buffett erfolgen in Aktien über die nächsten Jahre. Bei gesunder Kursentwicklung nehmen die jährlichen Raten an die Stiftungen also zu.

© Wall Street Correspondents Inc.
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