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Alt 08-09-2006, 23:58   #24
Starlight
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Pioneer Companies Inc.
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Gesalzene Gewinne !




Chlor - das in der Natur vorkommende chemische Element mit dem Symbol Cl gehört neben Erdölprodukten, zu den wichtigsten Grundstoffen in der weltweiten Chemiebranche. Dass am Chlor inzwischen kein Weg mehr vorbeiführt, verdeutlichen die wirtschaftlichen Eckdaten. Mehr als die Hälfte aller Chemieprodukte werden heute mit Hilfe von Chlor hergestellt. Die chemische Industrie setzt Chlor vor allem wegen seiner reaktiven Eigenschaften als Reaktionsvermittler ein, um eine leichte Reaktion mit reaktionsträgen Verbindungen zu ermöglichen. Neben der PVC-Industrie (Polyvinylchlorid) gehören noch die Pflanzenschutz- und Pharmaindustrie zu den größten Chlor-Abnehmern. So werden mittlerweile 85% aller Arzneimittel, und 95% aller Pflanzenschutzmittel unter der Verwendung von Chlor hergestellt. Neben der pharmazeutischen und chemischen Industrie, ist in vielen Ländern, vor allem aber in den USA und Kanada eine Trinkwasserversorgung ohne Chlor undenkbar. Zum einen wird mit Chlor ein wesentlicher Teil der industriellen und städtischen Abwässer behandelt, um mögliche Krankheitserreger abzutöten. Zum andern wird durch eine sichere und durchgehende Chlorierung das Trinkwasser nahezu keimfrei gehalten.

Mit einer jährlichen Produktion von 14.8 Million Tonnen Chlor (24% der weltweiten Chlorproduktion) gehören die USA und Kanada zu den größten Chlorproduzenten der Welt . Angetrieben von der rasant wachsenden Weltwirtschaft, sowie einer robusten US-Wirtschaft erlebt die einst stark gebeutelte US-Chlorindustrie seit Ende letzten Jahres ein furioses Comeback. Einer der großen Gewinner in der überschaubaren Chlorbranche ist die 1988 gegründete Pioneer Companies, Inc. (NASDAQ: PONR). Das in Houston, Texas ansässige Unternehmen gehört mit seinen Produktionsanlagen in den USA und Kanada zwar zu den kleinern, aber interessantesten Investments in der Branche.

Mit seinen beiden Tochtergesellschaften PCI Chemicals Canada und Pioneer Americas LLC produziert das Unternehmen ausschließlich in Kanada und den USA und versorgt neben der Chemieindustrie auch die einheimische Trinkwasserindustrie mit Chlor-Alkali Produkten. Mit seinen beiden größten Produktionsstätten in Kanada (Becancour and Dalhousie) deckt Pioneer über 52% seiner jährlichen Chlor-Alkali Produktion ab. Die restlichen Anlagen verteilen sich im Heimatland USA (Henderson, St. Gabriel, Santa Fe und Tacoma).

Hergestellt wird Chlor aus Salz (Natriumchlorid), mittels der s.g. Chloralkali- Elektrolyse. In diesem Verfahren werden mit Hilfe von elektrischem Strom (Elektrolyse) neben Chlor, mit Natronlauge (kaustisches Soda) und Wasserstoff zwei weitere elementare Grundstoffe für die Chemieindustrie gewonnen. Die Produktion erfolgt dabei in einem festen Verhältnis von 1Tonne Chlor und 1,1Tonne kaustischen Soda, das in der Chemiebranche als eine elektrochemische Einheit (ECU) bezeichnet wird. Da beide Produkte in völlig unterschiedliche Märkte gehen, ist es für die Hersteller, gerade bei konjunkturell schwachen Phasen, sehr schwierig, beide Produkte wirtschaftlich in der richtigen Balance zu halten.

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Während kaustisches Soda, das neben der Erdölgewinnung und Raffinierung, vor allem in der Chlorid- und Papierproduktion eingesetzt wird, relativ problemlos zwischen gelagert werden kann, ist bei einem Chlorüberangebot, auf Grund der mangelnden Speicherkapazitäten, eine Drosselung der gesamten Produktion unvermeidbar. Ein solches Szenario erlebten die US-Hersteller vor 4Jahren, als die Konjunktur und damit die Nachfrage nach Chlor dermaßen eingebrochen ist , das die Preise sprichwörtlich in den Keller rutschten und eine kostendeckende Produktion nicht mehr möglich war. Neben der problematischen Lagerung gestaltet auch der Transport, auf Grund des Gefahrenpotenzials des hochgiftigen Chlors als sehr schwierig. Dieser Umstand birgt in der heutigen globalisierten Welt aber auch einen großen Vorteil für die einheimische Chlorindustrie. So liegen die Transportkosten für ausländische Chlorproduzenten auf Grund der großen Gefahrenklasse und der damit verbundenen Sicherheitsbestimmungen in keinem wirtschaftlichen Verhältnis zu den einheimischen Produktionskosten. Und so finden sich die Produktionsanlagen auch in Regionen mit einer starken Industriellen Infrastruktur, mit kurzen Transportwegen. Dieser erfolgt zum größten Teil über das Straßen- und Schienennetz. Mit der in St. Gabriel, Louisiana stationierten Produktionsanlage, verfügt Pioneer Companies nicht nur über eines der modernsten Chlor-Alkali Anlagen der USA, sondern auch über ein eigenes Pipelinenetz, mit der die Chlor-Alkali Produkte in nahe liegende, weiterverarbeitende Industriebetriebe befördert werden. Der größte Kostenfaktor in der Chlor-Alkali Produktion liegt mit einem Anteil von 70% in der elektrischen Energie. Pioneer Industries deckt an seinen Standorten knapp 60% des gesamten Energiebedarfes durch die Versorgung von Wasserkraftwerken (hydroelektrischer Energie) ab, so man weniger von der Preisentwicklung am Erdölmarkt abhängig ist. Neben der umweltfreundlichen hydroelektrischen Energie, sorgen zudem riesige Erdgasturbinen für zusätzliche Energieleistung.

Seit der Bankrotterklärung (Chapter 11) im Juli 2001 und der anschließenden Restrukturierung durch ein neues Management, glänzt Pioneer Companies wieder mit beeindruckenden Wachstumsraten, die im letzten Geschäftsjahr 2005 mit einem neuen Rekordergebnis den vorläufigen Höhepunkt in der 17jährigen Unternehmensgeschichte darstellten. So erwirtschafte das Unternehmen im letzten Geschäftsjahr bei einem Umsatz von 515Mio. USD (+26%) einen Rekordgewinn von 70,26Mio. USD (5,95/Aktie). Neben einer deutlichen Kostenoptimierung, trug vor allem die stark gestiegene Nachfrage und der damit verbundene Preisanstieg für Chlor und caustic Soda zum Rekordergebnis bei. So kletterte der Preis für 1ECU Netback von 339USD auf 619USD im 4.Quartal 05.

Trotz eines leichten Preisrückgangs für Chlor und caustic Soda setzt Pioneer seinen Wachstumskurs auch im neuen Geschäftsjahr 2006 weiter fort. Der Umsatz stieg in den ersten 6Monaten des laufenden Geschäftsjahres, für die Branche um beachtliche +6% auf 267Mio. USD. Zwar musste das Unternehmen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum trotz des Umsatzwachstums einen leichten Gewinnrückgang hinnehmen, unterm Strich steht dennoch ein Überschuss von 31,64Mio. USD (2,65/Aktie). Analysten rechnen für die 2. Jahreshälfte mit Umsätzen zwischen 230-260Mio. USD und einem Nettogewinn von $1,90-2,25/Aktie. Angesichts dieser Schätzungen gehört das Unternehmen mit einem KGV von unter 6 zu den günstigsten Aktien an den US-Börsen. Dank der starken Gewinne in den letzten Quartalen, verbesserten sich auch die fundamentalen Daten von Pioneer Companies deutlich. Während die Liquidität des Unternehmens im 2.Quartal 06 auf 75.6Mio. USD deutlich angestiegen ist, konnten gleichzeitig die langfristigen Verbindlichkeiten auf 101Mio. USD reduziert werden.

Fazit: Pioneer Companies gehören mit ihrem Businessmodell wegen der starken Abhängigkeit von der US-Konjunktur, speziell der chemischen Industrie, zwar mit zu den spekulativeren Investments. Dennoch bietet der Titel auf Grund der weiterhin guten Aussichten auf aktuellem Niveau ($24,66/Aktie) eine sehr lohnende Einstiegschance. Das Unternehmen ist im Vergleich zur Branche deutlich unterbewertet und arbeitet zudem wesentlich profitabler als einige Konkurrenten. So übertrumpfte Pioneer im 1.HJ 06 mit einer Gewinnmarge von 11,8% den Konkurrenten Olin Corp (Gewinnmarge: 4,78%), der ein 2006er KGV von 10 aufweist, mehr als deutlich. Wir empfehlen daher Risikobewussten Anlegern bei Kursen von unter 25USD klar zum Kauf und taxieren innerhalb der nächsten 12Monate ein Kursziel von 37-42USD.


Kennzahlen
Börse: NASDAQ
US-Kürzel: PONR
WKN: 875121
Aktienanzahl: 11,8Mio.

Gewinn & Verlust je Aktie
Jahr 2004: (-0,12)
Jahr 2005: 5,95
Jahr 2006:* 4,50
Jahr 2007:* 3,70
*Schätzung







Chlor gehört zu den wichtigsten Grundstoffen in der Chemiebranche. Über 50 Prozent der weltweiten Umsätze der chemischen Industrie basieren auf Chlor.


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