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Alt 03-10-2006, 00:33   #984
Starlight
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Wiener Börse wird ungemütlich
von Detlev Landmesser


Der überraschende Wahlsieg der SPÖ versetzt die Wiener Börse in Aufruhr: Auch Österreich steuert auf eine große Koalition zu, was den Börsianern überhaupt nicht schmeckt. Besonders die Telekom Austria kommt unter die Räder.

Freude beim Wahlsieger Alfred Gusenbauer (SPÖ)
Bis zum Nachmittag rutschte der ATX um mehr als zwei Prozent ab, nachdem der österreichische Leitindex schon gegen den europäischen Börsentrend im Minus eröffnet hatte. Nur drei der 20 ATX-Titel notierten im Plus.

Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis vom Sonntag fiel die bisher regierende konservative ÖVP mit 34,2 Prozent um 1,5 Prozentpunkte hinter die sozialdemokratische ÖVP zurück.

Schon am Sonntag hatte der SPÖ-Vorsitzende Alfred Gusenbauer die seit sieben Jahren regierende ÖVP von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel als ersten Ansprechpartner für Koalitionsverhandlungen genannt.

Damit stehen die Zeichen schon jetzt auf eine große Koalition, mit der Österreich anders als Deutschland bereits in jüngerer Zeit Erfahrungen gemacht hat: Schon in den 90er Jahren hatten sich SPÖ und ÖVP die Regierungsverantwortung geteilt – wirtschaftspolitisch hatten die beiden allerdings wenig bewegt.




Telekom Austria bricht ein
Am Wiener Aktienmarkt fällt neben dem Kurseinbruch des Wettanbieters Bwin vor allem der Kursrutsch der Telekom Austria von zeitweise über acht Prozent auf. "Das ist vor allem auf die schwindende Privatisierungsfantasie zurückzuführen", erläutert Claudia Vince-Bsteh von der Raiffeisen Centrobank, der Investmentbank der österreichischen Raiffeisen-Gruppe. Der österreichische Staat hält noch 25,4 Prozent an dem Telekomriesen. Besonders ausländische Investoren hätten auf Effizienzgewinne nach einer Vollprivatisierung des Ex-Monopolisten gesetzt, erläutert die Expertin. Prompt reagierten vor allem ausländische Großbanken wie die UBS oder Morgan Stanley am Morgen mit Herabstufungen der TA-Aktie.

Der Einbruch bei Bwin ist dagegen nicht hausgemacht. Der US-Kongress hat ein Gesetz verabschiedet, das den Internet-Wettgesellschaften die Abrechnung der Wetteinsätze erschwert und somit die in den USA erwirtschafteten Online-Gaming-Umsätze zunichte macht.

Auch das Dauerthema einer Riesenhochzeit zwischen dem Öl- und Gaskonzern OMV und dem Energieversorger Verbund scheint mit der neuen politischen Konstellation endgültig vom Tisch. Beide Titel verlieren allerdings weniger als der Gesamtmarkt – die von der Regierung favorisierte Fusion, die schon zuvor durch politische Widerstände blockiert worden war, hatte an der Börse ohnehin wenig Freunde gehabt.


Analysten: Investiert bleiben!

Doch den österreichischen Börsianern macht noch eine weitere Variante Sorgen, die nach der Auszählung der Briefwahlstimmen bis 9. Oktober aktuell werden könnte: Würde das Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) von Jörg Haider danach doch noch an der Vier-Prozent-Hürde scheitern, könnte auch eine rot-grüne Koalition ins Spiel kommen. "Angesichts der kapitalmarktkritischen Aussagen beider Parteien vor der Wahl dürfte diese Regierungsform von der Börse nicht honoriert werden", meinen die Analysten der Raiffeisen Zentralbank (RZB). Eine große Koalition sollte aber die notwendigen Rahmenbedingungen für eine unternehmensfreundliche Wirtschaftspolitik schaffen, so die RZB. Daher empfehlen die Analysten auch angesichts des guten internationalen Börsenumfelds, vorerst in österreichischen Aktien investiert zu bleiben. Das Jahresendziel für den ATX laute unverändert auf 4.000 Punkte.

Quelle: ARD online


ATX im Vergleich zum Dax in den vergangenen 12 Monaten
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