Das was nicht mehr in den ersten Eindruck passte :)
Aber am meisten erstaunt an Richard Posner, dass er alles auf einmal macht. Sein umfangreiches publizistisches Werk umfasst so verschiedene Themen wie das Amtsenthebungsverfahren gegen Clinton, die Gesundheitspolitik in den Zeiten von Aids, den umstrittenen Präsidentschaftskampf zwischen Bush und Al Gore und eine umfassende Abhandlung über Urheberrechtsschutz und geistiges Eigentum. Sein jüngstes Buch handelt von Megakatastrophen wie Pandemien, plötzlichem Klimawandel und Asteroideneinschlägen.
Allerdings haben die meisten Themen, die Posner aufgreift, eines gemeinsam: Es handelt sich um Fragen und Probleme, über die in der Forschung noch kein Konsens besteht, um Marktlücken im Mittelfeld zwischen wissenschaftlicher Expertise und journalistischer Recherche. In diesem Mittelfeld ist Richard Posner wie kaum ein anderer zu Hause. Als im Juli 2004 die Nationale Kommission zur Untersuchung der Terrorattacken gegen die USA ihre Arbeit beendete, wurde er von der »New York Times«, für die er regelmäßig Beiträge verfasst, damit beauftragt, den Untersuchungsreport zu besprechen. Er begann, der 9/11-Kommission hinterherzurecherchieren, aus der Rezension für die »New York Times« entwickelte sich ein eigenes Buch: „Preventing Surprise Attacks – Intelligence Reform in the Wake of 9/11“.
Um sich über die Möglichkeiten der Terrorabwehr durch die Geheimdienste ein Urteil bilden zu können, arbeitete sich Posner in die wissenschaftliche Literatur über Überraschungsangriffe und die Reform von Organisationen ein – beides Gebiete, die, wie er beklagt, die Kommission völlig außer Acht gelassen hatte. Sein Fazit: Überraschungsangriffe, die mit einer nur geringen Aussicht auf Erfolg unternommen werden und sich auf ein untergeordnetes Ziel richten, hätten eine relativ große Chance zu gelingen. Kein Staat sei in der Lage, sich dagegen zu wappnen.
Eine Zentralisierung der 15 Geheimdienstorganisationen der USA würde diese Tendenz sogar verstärken, denn für Jahre würde eine solche Reform einen gewaltigen bürokratischen Mehraufwand bedeuten. Und am Ende käme eine Organisation heraus, deren Angehörige wenig Gründe hätten, ihre Arbeitskraft und ihr Wissen optimal zum Einsatz zu bringen, und die außerdem nur noch nach dem Herdentrieb funktionierten. Alles wird von Posner akribisch belegt, mit mathematischen Risikokalkulationen, Modellen zu Anreizstrukturen in Unternehmen, Vergleichen mit Geheimdiensten anderer Länder und Präzedenzfällen zur Umstrukturierung von großen Organisationen.
Doch mit seiner harschen Kritik steht er mehr oder weniger allein. Niemand aus den Reihen der Journalisten und Medienintellektuellen, klagt Posner, habe sich des komplexen und abstrakten Themas der Geheimdienstreform annehmen wollen. Die Instrumente der kritischen Öffentlichkeit hätten versagt, ja, sie mussten laut Posner sogar versagen – in Anbetracht der Anreizstrukturen für Journalisten in den Zeitungen und Fernsehsendern und auf dem Markt der Intellektuellen.
Mit dieser Klage greift Posner das Thema eines früheren Buches auf, „Public Intellectuals“. Unterfüttert mit statistischen Belegen und einer Reihe von Fallstudien demontierte Posner auf 400 Seiten die Vorstellung, dass Intellektuelle – heutzutage fast ausnahmslos verkörpert durch in die Medien drängende Universitätsangestellte – die Politik beraten könnten. Im Gegenteil: Weil das Geschäft der Medienintellektuellen keiner Qualitätskontrolle unterläge, benähmen sich die Wissenschaftler vor der Kamera und in den Kolumnen der Zeitungen so verantwortungslos wie Touristen im Urlaub.
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"Mittagessen? Nur Flaschen essen zu Mittag!"
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