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Alt 05-12-2006, 15:19   #2025
Benjamin
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Ökonomen haben herausgefunden: Zuviel Information ist schlecht für die Rendite

- Selig sind die Ahnungslosen -

Von Patrick Bernau

05. Dezember 2006

http://www.faz.net/s/Rub7A85C6569B04...~Scontent.html

Das zeigt eine Studie der Italiener Luigi Guiso und Tullio Jappelli. Sie haben die Konten und Depots von rund 1.800 Kunden der italienischen Bank Unicredit untersucht und festgestellt: Je mehr sich die Kunden über Geldanlage informierten, desto schlechter war ihre Rendite verglichen mit dem Risiko.

Das größte Problem: Gut informierte Anleger werden überheblich. Sie hängen an Nachrichtentickern, lesen Börsenbriefe, und je länger sie das tun, desto sicherer fühlen sie sich. „Overconfidence“ (übertriebenes Selbstbewußtsein) nennen Ökonomen diese Schwäche, sie fällt in vielen Experimenten auf: Die Menschen vertrauen ihrem Wissen zu sehr und übersehen, daß sie von einer Menge Dinge trotzdem noch gar keine Ahnung haben. Weil sie sich aber so sicher sind, gehen sie eine Menge hoher Risiken ein. So kommt es, daß gut informierte Menschen ihr Geld oft falsch anlegen.

Die Rendite ist zwar erst mal einen Hauch höher, kann das zusätzliche Risiko aber nicht ausgleichen. Die Folge: Wer pro Woche zwei bis vier Stunden auf Finanzinformation verwendet, verdient rund 0,2 Prozentpunkte weniger als ein völlig uninformierter Anleger, der das gleiche Risiko eingeht - und noch dazu verliert er die Zeit, in der er sich über Geldanlage informiert.

Drei konkrete Fehler:

Erstens streuen diese Anleger ihr Geld nicht genug, sie haben nur ganz wenige Aktien im Depot. Die mögen sorgfältig ausgewählt sein, riskant ist diese Strategie trotzdem.

Zweitens kaufen und verkaufen die Leute, die sich viel mit Geldanlage beschäftigen, ihre Wertpapiere zu oft. Dabei zahlen sie Gebühren und erwischen zudem oft den falschen Zeitpunkt, wie auch die meisten anderen Privatanleger.

Und drittens machen die gut informierten Anleger zu viel selbst. Fondsmanager seien besser, sagt Guiso. „Experten sind normalerweise weniger überheblich.“ Doch in der Praxis schlagen auch die meisten Fonds ihren Vergleichsindex nicht.

Wenn es darum geht, einzelne Aktien auszuwählen, kann Wissen schädlich sein (Link: Experiment von Huber, Kirchler und Sutter): http://homepage.uibk.ac.at/~c40421/p..._resub_v19.pdf
Wer gar keine Ahnung hat und willkürlich handelt, erreicht im Durchschnitt die Marktrendite. Wer sich aber an seinen eigenen Informationen orientiert, der verläßt das Reich des Zufalls. Seine Rendite hängt davon ab, wie zuverlässig er die Aussichten einzelner Unternehmen einschätzt. Das können aber andere meist besser. Diese anderen gab es auch in Sutters Experiment, sie verdienten noch mehr als die Ahnungslosen. Das waren die wenigen Leute, die besser informiert waren als alle anderen. Auf dem Aktienmarkt sind das die Manager und Aufsichtsräte der börsennotierten Unternehmen.

Geld anlegen mit Köpfchen

1. Ganz ohne Ahnung geht es nicht. Man muß wenigstens wissen, welche Angebote es für das Geld überhaupt gibt und ob sie eher Rendite oder Sicherheit liefern.

2. „Todsichere Tips“ ignorieren. Wer so einem Tip folgt, übersieht fast immer die Risiken. Das zahlt sich nicht aus.

3. Geld breit streuen. Lieber 50 Unternehmen halbwegs kennen und sein Geld darauf verteilen als sich auf zwei konzentrieren.

4. Nicht bei jeder neuen Nachricht handeln. Ökonomen wissen: Privatanleger treffen beim Kaufen und Verkaufen oft die falschen Zeitpunkte. Wer seltener kauft und verkauft, verringert dieses Risiko und spart nebenbei Gebühren.

5. Im Zweifel auf einen Index setzen. Wer einen Fonds oder ein Zertifikat kauft, das nur einen Index nachbildet, erreicht dessen Rendite mit Sicherheit - abzüglich der Gebühren. Die sind aber oft klein.

Geändert von Benjamin (05-12-2006 um 15:26 Uhr)
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