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Alt 25-12-2006, 10:41   #43
PC-Oldie-Udo
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Armut in Deutschland - ein Kinderproblem

UNICEF-Studie: Kinderarmut steigt in reichen Ländern Von Anneke Wardenbach


Jedes zehnte Kind in Deutschland ist arm. Tendenz: Steigend. Doch was verbirgt sich hinter den Zahlen der neuen UNICEF-Studie? Wie sieht Kinderarmut in Deutschland aus?
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Reportage aus einer Kölner Kindertagesstätte
[WDR2 Mittagsmagazin (01.03.05), 3'05] UNICEF stellt Studie vor

Wohnviertel in Duisburg
Kinderarmut in Deutschland - da geht es nicht um Bilder von 5-Jährigen, die Steine schleppen für einen Teller Suppe. Armut in reichen Ländern ist unauffälliger. Erst im Vergleich zur übrigen Gesellschaft wird sie deutlich. Laut der am Dienstag (01.03.05) von UNICEF vorgestellten Studie wachsen mehr als 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren in Familien auf, die mit weniger als der Hälfte des Durchschnittseinkommens auskommen müssen. In Westdeutschland hat sich die Kinderarmut seit 1989 mehr als verdoppelt und lag im Jahr 2001 bei 9,8 Prozent, in Ostdeutschland bei 12,6 Prozent. Kinder sind zudem häufiger arm als Erwachsene.

"Fälle gibt es genug", sagt auch Frank Merkel, Sozialarbeiter bei der Caritas Dortmund, "das reicht von Eltern, die die Klassenfahrt nicht bezahlen können, bis zu Kindern, die ohne Essen in den Kindergarten kommen." Hier, wo sie mit allen anderen Kindern zusammen kommen, fallen sie auf. "Oft sind es Lehrer oder Kindergärtner, die uns in der Sozialberatung anrufen und nach Hilfemöglichkeiten fragen", erzählt Merkel.


Mix aus Kleinigkeiten

Sparzwang bei Büchern?
Wenn die Eltern knapp bei Kasse sind, ist es schnell vorbei mit Flötenunterricht oder Sportverein. "Es ist ein Mix aus vielen Kleinigkeiten, der die Kinder im Vergleich benachteiligt," erklärt Beraterin Marina Samra vom Sozialen Zentrum Westhoff in Dortmund. Sie zählt auf: "Da bleibt die kulturelle Bildung auf der Strecke, weil Kino, Zoo und Theater unbezahlbar sind. Die Kleidung ist nicht die Gleiche und das Buch, das gerade 'in' ist, gibt es noch nicht in der Bibliothek. Damit tun sich besonders Heranwachsende schwer."


Armut auf Zeit

Kirmes: Teures Extra
Meistens handelt es sich bei Armut um eine Phase, oft wenn die Eltern sich trennen oder arbeitslos werden. Nach Ergebnissen der Studie leiden rund 60 Prozent der Kinder etwa ein Jahr darunter, aber etwa vier Prozent müssen mehr als fünf Jahre auf jedes Extra verzichten. Vom Staat gibt es je nach Lebenslage gesetzlich festgelegte Hilfen, jeder bekommt das Gleiche. "Wie die Betroffenen mit diesem Geld umgehen, ist individuell sehr unterschiedlich", schildert Stephan Kellner, der seit 20 Jahren beim Sozialamt Dortmund ist.

"Die Regelsätze sind sehr niedrig angesetzt, oft reicht eine einzige Ausgabe außer der Reihe und die Schraube beginnt sich zu drehen," sagt Sozialarbeiterin Samra. "Ich hatte einen Fall, wo ein Kind zum Sprachförderunterricht über Mittag in der Schule bleiben sollte. Die Mutter konnte die 40 Euro Essensgeld nicht aufbringen, weil sie auch eine neue Brille brauchte."


Ganz normale Leute

Kind: kein Armutsrisiko
Treffen kann es jeden, den gescheiterten Unternehmer genau so wie die Akademikerin, die kurz nach dem Studium ein Kind bekommt und dieses alleine erzieht. Marina Samra: "Es sind ganz normale Leute, die plötzlich Angst haben, dass ihre Kinder anfangen zu klauen."

Doch die Formel "Kinder gleich Armut" ist laut UNICEF zu einfach. "Kinder sind in Deutschland kein Armutsrisiko. Alarmierend aber ist die überdurchschnittliche Armut von Kindern Alleinerziehender und aus Zuwandererfamilien", sagte Reinhard Schlagintweit, Vorsitzender des Kinderhilfswerks in Deutschland. Nach der Studie haben diese Kinder das weitaus größte Risiko zu verarmen - mit allen Folgen von weniger Chancen in der Bildung bis zur schlechteren Gesundheitsvorsorge, weil an freiwilligen Leistungen gespart wird.

Die UNICEF-Studie zeigt einen klaren Zusammenhang zwischen der Höhe staatlicher Aufwendungen und der Kinderarmut. Auch die Art, wie das Geld verteilt wird, führt in den verglichenen OECD-Ländern zu sehr unterschiedlichen Erfolgen. Umverteilung von Reichtum kann man besser machen, so die Schlussfolgerung.

http://www.wdr.de/themen/politik/deu...ut/index.jhtml
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Es grüßt euch
Udo

Sei immer ehrlich zu deinem Nächsten, auch wenn er es nicht gerne hört

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