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Alt 15-02-2007, 15:16   #77
OMI
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Premiere - Jetzt noch kaufen?
12:51 15.02.07


Quelle: www.geldanlage-report.de

Der totgesagte Bezahl-Fernsehsender Premiere hat sich quasi am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen. Denn trotz des Verlusts der Bundesliga-Vermarktungs-Rechte vor der neuen Saison hielt sich der Kundenverlust in engen Grenzen.



Der Rückgang betrug 2006 exakt 156.464 Kunden, was weniger als fünf Prozent der verbleibenden Gesamtkundenzahl von gut 3,4 Millionen entspricht. Fürs vierte Quartal konnte dank eines starken Weihnachtsgeschäfts sogar wieder ein Netto-Anstieg um 36.058 Abonnenten gemeldet werden.



*Arena schafft es alleine nicht



Zusätzlich profitiert man vom Misserfolg des Konkurrenten Arena. Weil dieser momentan nicht in der Lage ist, die Abonnentenzahl deutlich über eine Million zu steigern und damit weit unter den eigenen Erwartungen bleibt, muss die Unity Media-Tochter wieder zurückrudern und Premiere mit ins Boot holen. Die Vermarktungskooperation zwischen den beiden Unternehmen wurde deutlich ausgeweitet, so dass nun auch Premiere wieder Bundesliga-Fußball anbieten kann.



Als Gegenleistung sicherte sich Arena eine 16prozentige Beteiligung an Premiere, was in etwa einem Wert von 250 Millionen Euro entspricht.



*Verlust rückt in den Hintergrund



In den Hintergrund geriet dabei, dass sowohl der operative als auch der Nettoverlust bei Premiere in 2006 höher ausgefallen ist als dies von vielen Analysten erwartet worden war. 160 Millionen Euro wurden unter dem Strich 2006 in den Sand gesetzt. Die Kostenstruktur konnte nach dem überraschenden Verlust der Rechte nicht schnell genug nach unten angepasst werden. Auf Grund negativer steuerlicher Effekte dürfte auch 2007 unter dem Strich nur "eine schwarze Null" stehen, selbst wenn das ehrgeizige Ziel, die Abonnentenzahl auf über 3,7 Millionen zu steigern, gelingen sollte.



Die Verschuldung stieg somit weiter an. Zudem verwässert der Arena-Einstieg das Kapital der bisherigen Aktionäre. Es werden über 16 Millionen neue Aktien ausgegeben werden, was einem Anstieg von rund 20 Prozent entspricht.



*Bewertung bereits ambitioniert



In Kombination mit dem 20prozentigen Kursanstieg ist somit der Unternehmenswert letztlich auf einen Schlag um rund 45 Prozent angestiegen. Die Analysten von M.M. Warburg haben das Verhältnis von Eigenkapital zu EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen) neu errechnet und mit dem des britischen Bezahlfernsehsenders BSkyB verglichen. Ergebnis: Selbst wenn die ehrgeizigen eigenen Prognosen von Premiere für 2008 eingehalten werden (bis dahin sollen es über vier Millionen Kunden sein) wären die Bewertungsniveaus der beiden Unternehmen in etwa gleich hoch.



Auf dem aktuellen Niveau rechtfertigen also nur Spekulationen auf einen extrem guten operativen Verlauf oder eine Komplettübernahme einen Kauf. Am Markt kursieren bereits seit längerem Gerüchte, dass Hedge Fonds sich massiv bei Premiere einkaufen und nicht zuletzt deshalb der Kurs der Aktie zuletzt nur den Weg nach oben kannte.



Andererseits macht die hohe Verschuldung Premiere im Falle einer operativen Verschlechterung auch anfällig. Wenn Hedge-Fonds Kredittranchen von Premiere aufkaufen (und auch darüber wird am Markt spekuliert) könnten sie gegebenenfalls durch die Hintertür billig in den Besitz des Unternehmens kommen - wenn sie nämlich die Kredite in Eigenkapital umwandeln. Die Verlierer wären dann die Aktionäre.




MEIN FAZIT


+ Kundenschwund gestoppt


+ Wichtige Kooperation mit Arena


- Hohe Verschuldung macht Unternehmen anfällig für feindliche Übernahme


- Ambitionierte Bewertung


>> Unter dem Strich nur eine Halteposition!




Viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage wünscht Ihnen

Ihr
Armin Brack
Chefredakteur Geldanlage-Report
www.geldanlage-report.de
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Schöne Grüße
OMI
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