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Alt 18-09-2002, 20:36   #1
cade
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Abfindungsphantasie bei Consors

diese meldung kam gestern ueber den ticker:
Die ConSors Discount-Broker AG teilte am Montag mit, dass die französische Bank BNP Paribas S.A., die über 95 Prozent der Aktien des Online-Brokers hält, beabsichtigt, die restlichen Aktien gegen Gewährung einer Barabfindung auf die BNP Paribas übertragen zu lassen.

Die für die Festsetzung der angemessenen Barabfindung erforderliche Bewertung des Discount-Brokers wird derzeit durch die BNP Paribas durchgeführt.

meine meinung dazu: bei consors gehe ich von einem squeeze out preis in der gegend von 12,4 euro aus. als mindestpreis ist der nach umsätzen gewichtet dreimonatsdurchschnittskurs vor veröffentlichung der squeezeoutentscheidung entscheidend. in der datenbank des bafin beträgt dieser 12,08 euro. des weiteren muss aufgrund
der tatsache dass im freiwilligen angebot die 95 % marke knapp verfehlt wurde und die bnp sich mit 40.000 stück über die börse eingedeckt hat dieser vorerwerb berücksichtigt werden. das heisst abfindung in höhe des kaufpreises ca.
12,4 euro.
der durchschnittskurs darf nur dann unterschritten werden wenn praktisch kein handel in der aktie stattgefunden hat.
eine solche marktenge ist bei einem freefloat von knapp 5 % nicht zu erkennen. des weiteren wurde beim freiwilligen angebot kein paketzuschlag gezahlt sondern auf den durchschnittskurs der letzten drei monate abgestellt. ein paketzuschlag gibt naturgemäss nicht den wahren wert der aktie wieder und rechtfertigt abschläge wie bei reichelt im bewertungsgutachten. dies ist hier nicht der fall. der einzige kritikpunkt könnte ein fehlendes mindesthandelsvolumen von 3-5 % der börsenkapitalisierung sein. da jedoch börsentäglich consorsaktien gehandelt wurden kommen die damit nicht durch.
wer hat noch eine meinung dazu ?

Hier noch die Meinung von Börse Online:
Auf 12,40 Euro je Aktie lautete damals die Offerte von BNP Paribas. Der Preis lag damit nur knapp über der gesetzlich vorgeschriebenen Mindesthöhe, die sich nach dem durchschnittlichen Aktienkurs der vergangenen drei Monate berechnet. Noch deutlich weniger zahlten die Franzosen für das 66-Prozent-Paket der Consors-Mutter Schmidt Bank. Umgerechnet lag der Preis je Aktie bei 9,26 Euro.
Schon diese Lücke lässt befürchten, dass die Franzosen unter "angemessener Barabfindung" einen niedrigeren Preis als 12,40 Euro je Aktie verstehen. Der Gesetzgeber lässt eine Korrektur nach unten zu: Im Falle eines Squeeze-Out muss die Barabfindung die Verhältnisse der Gesellschaft zum aktuellen Zeitpunkt berücksichtigen, heißt es im Aktiengesetz. Und diese haben sich bei Consors seit der ursprünglichen Offerte von April verschlechtert.

Das Neukundengeschäft ist fast zum Erliegen gekommen. Orderhäufigkeit und Provisionserlöse waren im zweiten Quartal stark rückläufig. Seit Juni hat sich die Situation an den Kapitalmärkten noch weiter zugespitzt, was wiederum Schlimmes für die Einnahmen des Online-Brokers im laufenden Quartal erwarten lässt.

Aus fundamentalen Gesichtspunkten könnte BNP Paribas daher ohne weiteres eine Barabfindung ansetzen, die unter dem Schmidt-Bank-Preis von 9,26 Euro je Aktie liegt. An der Börse notiert Consors aktuell bei 10,80 Euro. Anleger, die nichts risikieren wollen, steigen daher aus.

Spekulativere Naturen können dagegen auf einen Faktor setzen, der nichts mit Fundamentaldaten, dafür aber umso mehr mit geschäftspolitischer Taktik zu tun hat. Denn nach dem Aktiengesetz haben die außenstehenden Consors-Aktionäre das Recht, den Beschluss über das Barabfindungsangebot anzufechten.

In diesem Fall droht BNP ein Rechtsstreit oder eine richtliche Zwangsbemessung. Um sicher zu gehen, dass die komplette Übernahme ohne zeitliche Verzögerungen und negative Publicity abgewickelt wird, könnten die Franzosen freiwillig einen Zuschlag gewähren.

Erst recht wenn man bedenkt, dass die Aufwendungen für eine großzügigere Offerte überschaubar blieben. Jeder zusätzliche Euro auf das Barabfindungsangebot würde die Kosten der Gesamttransaktion, die bei knapp 500 Millionen Euro liegen, nur um ein halbes Prozent erhöhen.

Zuviel sollte man sich allerdings nicht erwarten. Ein Abfindung über dem einstigen Angebot von 12,40 Euro wird es sicherlich nicht geben. Im besten Fall läge das Gewinnpotenzial also bei 15 Prozent, was angesicht der ganzen Unsicherheit des Szenarios eine eher dürftige Ausbeute wäre.
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