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Alt 01-04-2007, 16:57   #2161
PC-Oldie-Udo
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Oliver Kahn
Freibrief für Rüpelei?


Der Bayern-Keeper sorgt erneut für Aufregung: Seine rüde Attacke gegen den Schalker Sören Larsen wurde eindeutig zu milde bestraft. Von FOCUS-Online-Autorin Kathrin Zeilmann
Schiedsrichter Fandel (l.) bestraft Kahn nur mit Gelb
Es war eine der ersten Amtshandlungen des neuen-alten Bayern-Trainers Ottmar Hitzfeld, von Oliver Kahn wieder mehr Aggressivität einzufordern: „Ich wünsche mir von Kahn, dass er wieder eine Tür eintritt“, sagte Hitzfeld, als er Ende Januar dieses Jahres Felix Magath als Coach der Münchner ablöste. Ob Kahn in den Räumlichkeiten der Bayern in der Säbener Straße den Türen tatsächlich schon Schaden zugefügt hat, ist nicht bekannt. Hitzfeld erläuterte wenig später, dass er diese Aufforderung sowieso eher „bildlich“ gemeint habe – aber Kahn scheint fest entschlossen, sein Image zu korrigieren. ZUM THEMA
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Schließlich war er während der WM, als Jens Lehmann als deutsche Nummer eins das Tor hüten durfte, vom aggressiven und manisch ehrgeizigen Torhüter („Immer weiter, immer weiter“) zu einem guten Geist mutiert, der Sanftmut, Ruhe und Gelassenheit ausstrahlte: Er nahm klaglos auf der Ersatzbank Platz, spielte für die jungen Nationalspieler in den turbulenten WM-Tagen Vater, Onkel und großer Bruder gleichzeitig und wäre fast ein Kandidat für den Friedensnobelpreis geworden, als er seinem Konkurrenten Lehmann vor dem wichtigen Elfmeterschießen gegen Argentinien Mut zusprach.

Kahn war zu einer Art „Elder Statesman“ des deutschen Fußballs avanciert, seine eher passiv-duldende Rolle bei der WM hat ihm fast mehr Respekt eingebracht als seine Glanzparaden bei der WM 2002 in Japan/Südkorea. Die Zeiten, in denen das gegnerische Publikum ihn mit Bananen bewarf, waren vorbei. Außerdem scheint sein Abschied aus dem Profigeschäft näher zu rücken. Und das erfüllt mit Wehmut – ihn, die Zuschauer, die Konkurrenz.

Schlechtes Benehmen bei der Doping-Kontrolle

Doch die Wandlung vom Torhüter mit dem finsteren Gesichtsausdruck, der Gegner einschüchtert und Mitspieler zum Sieg brüllt, zum netten Keeper schien Kahn nun dann doch stoppen zu wollen. Hitzfelds Aufforderung kam da gerade recht. Kahn ist wieder eine Reizfigur. Er hat sich bei der Dopingprobe nach dem Champions-League-Spiel gegen Real Madrid so daneben benommen, dass der zuständige Arzt die Uefa informierte. Kahn wurde für das wichtige Viertelfinalspiel gegen den AC Mailand gesperrt.

Jetzt also hat er im Liga-Spiel gegen Spitzenreiter Schalke 04 Larsen attackiert und zu Boden gestoßen. Eigentlich hätte diese Aktion in der 68. Minute mit einem Platzverweis bestraft werden müssen. Doch Schiedsrichter Fandel zückte lediglich die Gelbe Karte und sprach anschließend von einem „Grenzfall“.

Es ging um viel

"Jeder andere Torhüter hätte die Rote Karte bekommen“, beschwerte sich Schalkes Coach Mirko Slomka, selbst Bayern-Präsident Franz Beckenbauer räumte ein, dass der Kapitän hätte vom Platz gestellt werden müssen. Klar ist, worauf die Schalker Beschwerden abzielten: Wäre Kahn vorzeitig in die Kabine geschickt worden, hätte das Spiel vielleicht noch eine andere Wendung genommen und Schalke hätte sich den Bayern womöglich nicht mit 0:2 geschlagen geben müssen. Und nun ist es ja auch nicht so, dass es beim Duell in München nur darum ging, einen unterhaltsamen Nachmittag mit kleiner Wrestling-Einlage zu bieten.

Nein, es spielten der aktuelle Tabellenführer und der Titelverteidiger, es ging um die Meisterschaft beziehungsweise um die Qualifikation für das lukrative internationale Geschäft. Freilich könnten sich jetzt viele Eventualitäten aufzählen lassen: Hätte Schalke vielleicht doch noch gewinnen können und damit im Meisterschaftsrennen weiteren Vorsprung anhäufen können? Hätten die Bayern im Kampf um die Champions-League-Qualifikation womöglich einen erneuten Rückschlag hinnehmen müssen? Wie wirkt sich die Niederlage in München auf die Psyche der Schalker Spieler aus?

Schalke scheiterte an den eigenen Schwächen

Doch die Prognose sei gewagt: Wenn am 19. Mai feststeht, wer in dieser Saison den Titel gewinnt, wird Schiedsrichter Fandel keinen Ärger dafür bekommen, dass er Kahn die fällige Rote Karte erspart hat. Schalke spielte nicht gut in München und verlor nicht, weil den Bayern ihr Torhüter erhalten blieb, sondern scheiterte an den eigenen Schwächen.

Trotzdem darf einem etablierten Spieler wie Kahn ein derartiger Aussetzer nicht passieren. Am Tag nach dem Eklat konnte er sich zwar nicht zu einer Entschuldigung durchringen, räumte aber immerhin eine „Überreaktion“ ein und erläuterte, seinerseits einen „ziemlichen Schlag“ erhalten zu haben. Ottmar Hitzfeld, früher ein Freund von trockenen Worten, findet seinen Mannschaftskapitän und dessen Aktionen offenbar weiter ziemlich spaßig. Er habe Larsen sicherlich nur „umarmen“ wollen, behauptete Hitzfeld nach der Partie. Nach Studium der TV-Bilder hat aber mutmaßlich auch der ehemalige TV-Experte Hitzfeld erkannt, dass es sich bei dem Vorfall nicht um einen Akt der Freundschaftsbekundung gehandelt habe. Kahn habe „übetriebenen Ehrgeiz“ an den Tag gelegt, sagte Hitzfeld und empfahl dem Keeper, sich künftig „besser im Griff zu haben“.
http://www.focus.de/sport/fussball/b...aid_52329.html
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Es grüßt euch
Udo

Sei immer ehrlich zu deinem Nächsten, auch wenn er es nicht gerne hört

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