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Alt 27-06-2007, 21:05   #27
Starlight
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Warren Buffets 1-Million-Dollar-Wette

Ob Umwelt-, Sozial-, Gesundheits-, Außen- und vor allem Steuerpolitik – in Amerika entscheiden längst nicht mehr die Kongressabgeordneten und die Regierung über neue Wege, sondern die Unternehmen und die finanzielle Oberschicht, die sich ihren Einfluss erkauft haben. Nur einer spielt das Spiel nicht mit. Ausgerechnet der zweitreichste Mann der Welt hat alles andere als seinen eigenen Vorteil im Kopf.

Warren Buffett mischt sich wieder einmal in den Wahlkampf ein. Der Multimilliardär aus Omaha, Nebraska tut das immer wieder – und das ist gut so. Denn Buffett ist einer der wenigen einflussreichen Männer in den USA, die nicht in erster Linie ihren eigenen Wohlstand mehren wollen, sondern nach sozialer Gleichberechtigung streben. In den USA, wo die Schere zwischen Arm und Reich unter der Bush-Regierung weiter aufgegangen ist, ist das bitter notwendig.

Buffett trat nun bei einem Fundraiser für Hillary Rodham Clinton auf. Die demokratische Senatorin und Präsidentschaftskandidatin hatte ihre großzügigsten Wahlkampfspender in ein Hotel in Manhattan geladen – wo sie sich die Leviten lesen lassen mussten. Während die meisten an ihre Spenden nämlich die Hoffnung geknüpft haben dürften, auch in Zukunft (unter einer möglichen zweiten Clinton-Regierung) zuvorkommend behandelt zu werden, trat ihnen Buffett entgegen: Er will, dass die Steuergesetze verschärft werden und dass Unternehmen, Reiche und Superreiche künftig mehr zahlen.

Er selbst – als Chef der Investmentgruppe Berkshire Hathaway – habe im vergangenen Jahr 46 Millionen Dollar verdient und eine Steuerrate von 17,7 Prozent gehabt. Die Mitarbeiter in seinem Unternehmen kämen hingegen auf Steuersätze von durchschnittlich 32,9 Prozent und bis zu 39,7 Prozent.

Die Zahlen seien repräsentativ, so Buffett, der das gleich mit einem hohen persönlichen Einsatz unterstrich. Er zahle jedem der Anwesenden 1 Million Dollar, der ihm unter den wohlhabendsten Amerikanern einen einzigen zeigen könnte, der einen höheren Steuersatz abführe als seine Sekretärin.

Das dürfte doch den ein oder anderen dazu bringen, im eigenen Betrieb oder den entsprechenden Statistiken zu blättern und zu rechnen. Das heißt wiederum noch lange nicht, dass eine Mehrheit der Wohlhabenden angesichts der sozialen Ungerechtigkeit höhere Steuern zu zahlen bereits sein wird – doch für Aufmerksamkeit ist gesorgt, und im Wahlkampf ist das wichtig.

Übrigens stellt sich Buffett (noch) nicht offen hinter Clinton oder irgendeinen anderen Kandidaten. Das wiederum könnte damit zuammenhängen, dass noch nicht alle möglichen Kandidaten bekannt sind. Seit Wochen wird spekuliert, dass New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg zum Rennen um das Weiße Haus antreten könnte. Der hat (fast) soviel Geld wie Warren Buffett und das selbe soziale Gewissen. Hier wäre eine Zusammenarbeit fruchtbar.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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